Schmierstoffe : Schmierstoffmarkt 2025: Menge im Minus, Bio im Plus?

Industrieöle
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Ein Markt ist voll im Umbau: Strengere Umweltnormen forcieren biologisch abbaubare Schmierstoffe und mehr Effizienz der Produkte. Zu diesem Ergebnis kommt eine qualitative Studie, die der deutsche Verband Schmierstoff-Industrie (VSI) gemeinsam mit der globalen Strategieberatung Simon-Kucher & Partners im November 2014 präsentiert hat. Unter dem Titel „Schmierstoffmarkt Kundentrends 2025“ zeigt die Untersuchung, welche Trends die Schmierstoffindustrie in den kommenden zehn Jahren bestimmen werden. Und das wird durchwegs spannend: Zwei Drittel der interviewten Experten sehen in den Kernmärkten Europas eine stetig sinkende Nachfrage nach Schmierstoffen. „Um den erwarteten negativen Mengeneffekt auszugleichen, müssen sich Schmierstoffhersteller kontinuierlich anpassen und neu definieren“, weiß Danilo Zatta, Partner bei Simon-Kucher um die Reaktion darauf Bescheid.

Grüner, schlauer, globaler.

Diese Entwicklung erfordert eine aktivere Teilnahme an Produkt- und Systeminnovation, tiefere Integration in die Wertschöpfungskette der Kunden und globale Verfügbarkeit mit konstanter Qualität. Zatta konkretisiert dazu: „Für die Hersteller wird es ausschlaggebend sein, Produktwerte wie ‚effizient‘ und ‚grün‘ erfolgreich an den Kunden zu kommunizieren und entsprechend einzupreisen.“ Die Schmierstoffarten Hydrauliköle, Metallbearbeitungsschmierstoffe, Getriebeöle und Schmierfette für die Industrie wurden in Hinblick auf Abnehmerindustrien näher untersucht. „Bei allen Kategorien bildet sich der – auch durch Regularien stark forcierte – Umwelttrend klar heraus“, analysiert Fabian Braun, Partner bei Simon-Kucher die Ergebnisse, „Demnach haben Hersteller, die biologisch abbaubare Produkte mit vergleichbaren Leistungsmerkmalen entwickeln können, künftig einen klaren Wettbewerbsvorteil“, Das gilt vor allem bei den Hydraulikölen. Den Experten zufolge liegt die Chance für Schmierstofflieferanten im Bereich mobiler Hydraulikanwendungen klar darin, auf Innovation und Qualität zu setzen und Viskosität, Standzeit sowie Energieeffizienz zu verbessern.

Geheimtipp Marketing und Beratung.

Wenn die Mengen sinken, steigt die Ideenvielfalt in Marketing und Verkauf - zwangsweise. Know-how statt Quantität, Beratung statt Mengenrabatt? In der Windenergieerzeugung kommt es zum Beispiel nicht nur auf das richtige Öl an, sondern auch auf den Know-how-Transfer dazu. „Unsere Verantwortung geht weit über den Verkauf hochwertiger Spezialschmierstoffe hinaus," erklärt Peter Mages, Marktmanager Windenergie bei Klüber Lubrication. „Wir begleiten unsere Kunden auch bei der Umstellung von Schmierstoffen, bei der Erstellung von Schmierplänen, Schmierstoff- und Bauteilanalysen sowie kundenspezifischen Seminaren speziell für die Windenergieindustrie." Gerade im Segment der Bioschmierstoffe sind die „Markteinführungshemmnisse“ aber besonders hoch, wie Veit Hartmann, TAT Technik Arbeit Transfer GmbH, im November 2014 beim Bioschmierstoff-Kongress 2014 der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe der deutschen AG BioÖl kritisch postulierte: „Wenige wissen über die Existenz der Substitute, wenige kennen die Leistungsfähigkeit der Substitute!“ Und er ergänzt: „Viele sehen nur den Preis!“

Spielfeld Marine und Schifffahrt.

Aber bio-abbaubare Spezialschmierstoffe schonen die Umwelt und erfüllen die Anforderungen an Environmentally Acceptable Lubricants (EALs). Deshalb präsentierte Klüber Lubrication auf der 26. Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft SMM im September 2014 in Hamburg umweltverträgliche Spezialschmierstoffe für Schiffe, Offshoreanlagen und andere Marineanwendungen. „Unsere EAL-Schmierstoffe sind biologisch leicht abbaubar und für Meeresorganismen nicht toxisch“, erklärt Dirk Fabry, Business Development Manager , Business Unit Marine, Oil & Gas von Klüber Lubrication. „So basieren unsere neuen Stevenrohröle, Hochleistungs-Getriebeöle sowie Hydraulikflüssigkeiten zu über 90 Prozent auf nachwachsenden Rohstoffen und tragen das europäische ECO-Label.“ Aber sogar zum CO2 Abbau können innovative Schmierstoffe konkret beitragen - sogar bei deren Produktion und Verwertung.

Upcycling als aktiver CO2 Senker.

Der Schmierstoff-Spezialist Lubot brachte neu raffinierte Industrie-Öle auf den Markt, die Unternehmen helfen, ihre CO2-Bilanz nachhaltig zu verbessern. Bei den neuen Ölen werden zertifizierte 825 Kilogramm Kohlendioxid pro Tonne Schmierstoff von der Herstellung der Grundöle bis zur Entsorgung eingespart - weil Altöle für die Grundölherstellung verwendet statt durch Verbrennung CO2 intensiv vernichtet werden. „Das alte Schmieröl ist als Ausgangsstoff für die Raffinierung hochwertiger als das bei der Erstraffinierung verwendete Rohöl“, erläutert Harald Mali, Tribologie-Experte und Geschäftsführer von Lubot den Vorteil des Altöl-Einsatzes, „Während beim Upcycling über 50 Prozent des hochwertigen Eco-Öls gewonnen werden können, liegt die Ausbeute bei der Erstraffination bei nur etwa 2 Prozent“. Und das spart wieder CO2 und schließt die Wertstoff-Kreislaufkette.

Automatisierung bringt Effizienz.

Auch Automatisierung punktet: „Die Schmierstoff-Branche ist einem kontinuierlichen Wandel unterzogen, Fertigungstechnologien verändern sich von manueller Zugabe auf automatische Abläufe“, erläutert Eberhard Tritschler, Projektleiter Ekato Vertrieb, den aktuellen Trend, „Prozess-Validierung und reproduzierbare Abläufe erhöhen gleichzeitig die Anforderungen an die Ausrüstung der Werke“. Ein aktuelles Beispiel dafür liefert das Kreidewerk auf der Insel Rügen. Große Mengen Staub und Schmutz machen den Lagern zu schaffen, sie müssen deshalb regelmäßig geschmiert werden, was bei kilometerlangen Förderstrecken aber manuell nicht möglich ist. Automatische Schmierstoffgeber von SKF sorgen jetzt für regelmäßige Schmierstoffversorgung und verhindern Lagerausfälle. Interne Batterien bauen Gasdruck auf, der Kolben im Schmierstoffgeber drückt das Fett oder Öl in die Applikation. Der Abgabezeitraum lässt sich von einem Monat bis zu einem Jahr regulieren. Das Beispiel scheint Schule zu machen: Ein weiteres Werk soll demnächst erfolgreich umgestellt werden.