Technologie-Ausverkauf : Schleichender Einfluss: Wo Asien seine Finger im Spiel hat
Wer will, wer kann, wer hat noch nicht einen Anteil an Kuka? Ich denke mal Till Reuter bereut mittlerweile sein vorsichtiges Werben auf der Jahreshauptversammlung. Dort bezeugte der Kuka-Vorstand Ende Mai sein Interesse an dem Übernahmeangebot des chinesischen Elektrokonzerns Midea. Wer hätte auch gedacht, dass das medientechnisch solche Wellen schlägt? Immerhin geht es „nur" um eine Beteiligung von 30 Prozent. Und für Kuka wäre das eine ideale Gelegenheit den chinesischen Markt zu erobern, lauern dort doch die größten Wachstumsraten.
Kuka-Deal künstlich aufgebauscht?
Aber mittlerweile hat auch die deutsche Bundesregierung die Agenda Kuka auch auf ihrem Tagesplan. Berlin sucht verzweifelt nach einem Gegenanbieter zu Midea. Von ABB, die sich nicht dazu äußern wollten, bis hin zu Siemens-Boss Joe Kaeser, der kein „weißer Ritter“ für Kuka sein will, gibt es nicht mehr viele – oder doch? Deutschland fürchtet um Technologieabsaugung gen Osten. Auch Kuka-Großaktionär Voith sieht den Midea-Deal kritisch und zieht Konsequenz. Hubert Lienhard, Chef des Anlagenbauers, legte alle Industrie 4.0 Projekte auf Eis. Dampf aus dem Kessel nahm kürzlich Daimler-Chef Zetschke. Er sieht keine Gefahr in dem chinesischen Interesse. Man habe bisher bei Unternehmen und Zulieferern mit chinesischen Eignern in Deutschland und Europa keine negativen Entwicklungen in ihrer Haltung gegenüber der Autoindustrie gesehen.
Lehrbeispiel DMG Mori
Nüchtern betrachtet, wird das Thema freilich künstlich aufgebauscht. Immerhin geht es "nur" um 30 Prozent. Wichtig ist, dass Reuter seinen Großaktionär im Auge behält, sonst endet er wie Kapitza. Der ehemalige Gildemeister-Boss erlag dem schleichenden Einfluss des japanischen Aktionärs Mori Seiki. Alles begann im März 2009, Gildemeister und Mori Seiki werden Kooperationspartner. Zwei Jahre später hält Mori Seiki „nur“ 20,1 Prozent Stimmrechte. Die Fusion DMG Mori entsteht. April letzten Jahres stockten die Japaner auf 52,53 Prozent auf. Im Dezember hatten sie schon 60,67 Prozent. Seit April 2016 halten sie 76,03 Prozent. Dass die Japaner einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag anstreben, liegt auf der Hand. Im März letzten Jahres schrieb das Manager-Magazin noch, wie sich durch die japanische Übernahme die Karrierechancen von Kapitza verbessern würden. Seit April dürfte sich dieses Karrieresprungbrett wohl erledigt haben. Der deutsche Industrieboss nimmt den Hut. Sein beruflicher Verbleib ist bis dato niemandem bekannt.
Asien-Einfluss auch in Österreich
Asien greift auch bei dem Auftragsfertiger aus Deutschlandsberg durch. Ende Februar verlässt CEO Maximilian Seidel die Seidel Electronics Group, die jetzt ein Teil der SVI Public Company ist - ein thailändischer Elektronikkonzern. Wer genau hinschaut, weiß auch dass bei Anger Machining die Asiaten Einzug halten. So gehört der Trauner Traditionsbetrieb zu 100 % der mbi-group, die wiederum von drei Gesellschaftern geführt wird. Neben Bahn Dietmar (12%) und Klaus Dirnberger (12%) hält eine Tongan GmbH aus Taiwan 76 % am Unternehmen. Diese Tongan Gmbh gehört Frau Lu Yen. Die wiederum mit Ying-Chun Huang neben Dirnberger Geschäftsführer eben jener mbi group ist.