Innovation des Monats : Reaktive Roboter

Die Programmierung von Robotern ist in vielen Unternehmen ein enorm wichtiges Thema. Einerseits, weil es bis dato mit der Zusammenarbeit von Robotern in einer Roboterzelle hapert, andererseits weil die unermüdlichen Helfer in der Produktion immer häufiger und schneller an neue Aufgaben angepasst werden müssen. Ein Wermutstropfen, da die oftmals aufwendige Programmierarbeit die Vorteile der Automation wieder schrumpfen lassen.
Christof Eberst und Gerald Umgeher hatten genau dieses Thema im Auge als sie 2008 im Rahmen des oberösterreichischen Technologieincubators Tech2B ihr Unternehmen Convergent Information Technologies gründeten. „Unser Ziel war die Entwicklung einer automatischen Prozessplanung, also einer Software, die Roboter automatisch programmiert und die jeweiligen Arbeitsschritte auch optimiert“, erläutert Christof Eberst.
Im Rahmen der Automatica in München wird Convergent IT die Software AutomAPPPS-reactive erstmals einem breiten Fachpublikum vorstellen. Das Verfahren wurde übrigens von der Forschungsförderungsgesellschaft, dem Land Oberösterreich und der AWS kofinanziert und ist bereits zum Patent angemeldet. Sekundenschnell programmiert.
„Die erste Version unserer Software kommt z.B. seit einem Jahr bei BMW erfolgreich zum Einsatz“, erzählt Eberst. „Kürzlich wurde die zweite Generation unserer Software ebenfalls bei einem deutschen Autobauer installiert. In der aktuellen Version haben wir auf die Wünsche der Unternehmen reagiert und der Software die Fähigkeit zur reaktiven Programmierung in dynamischen Umgebungen mitgegeben. Damit haben wir derzeit ein Alleinstellungsmerkmal.“
Reaktive Programmierung bedeutet nichts weniger, als dass Programme on-line zum Beispiel in Reaktion auf vorhergehende Vermessungs- oder Qualitätssicherungsprozesse generiert werden.
„Durch die Erweiterung um die dynamische Planung ist es in der Qualitätssicherung etwa möglich, dass ein Roboter, während sich ein Bauteil vorbeibewegt, allfällige Fehler feststellt und ein zweiter Roboter diese Fehler markiert“, sagt Eberst. „Diese Möglichkeit der Reaktion auf vorhergehende Ereignisse und zwar innerhalb weniger Sekunden ist für einen Programmierer nicht möglich. Bei uns erfolgen diese Schritte nun vollautomatisch.“ Kosten und Platz sparen.
Die Idee zur Software hatten Christof Eberst und Gerald Umgeher übrigens bereits 2005. Eberst: „Wir haben erkannt, dass es zwar einiges am Markt gibt, aber nichts ganz nach den Wünschen der Unternehmen funktioniert. In der Umsetzung unserer Idee haben wir gesehen, dass es bis zu diesem Zeitpunkt Publikation gibt, aber eher von theoretischen Ansätzen geleitete.“
Wie schnell Theorie zur Praxis werden kann, haben die sieben MitarbeiterInnen von Convergent IT gezeigt. „Inzwischen werden viele Wünsche und Anregungen an uns herangetragen, weil die Unternehmen sehen was wir können“, freut sich der Jungunternehmer. „Wir arbeiten auch eng mit Anlagenbauern zusammen.“Für diese ist eine weitere Entwicklung von Convergent IT besonders interessant: Durch die Anbindung der dynamischen Planung an ausgeklügelte Sensorik ist es nämlich möglich, Roboter in einer Zelle gleichzeitig und vor allem Kollisionsfrei arbeiten zu lassen. Das erlaubt Unternehmen nicht nur kostengünstiger und flexibler zu produzieren, sondern Anlagenbauern auch, neue platz- und kostensparende Systeme international verkaufen.