Wearable im Einsatz : Porsche Holding Salzburg setzt auf smarten Handschuh von ProGlove
Die Porsche Holding betreibt in Salzburg ein Teilevertriebszentrum und versorgt von hier aus die Servicebetriebe in 18 Ländern mit Ersatzteilen für die Marken VW, Audi, Seat, Skoda und Porsche. Und hier wurde im Vorjahr ein Pilotversuch mit einem intelligenten Kommissionierhandschuh mit integriertem Scanner gestartet mit dem klaren Ziel vor Augen, die Kommissionierabläufe zu optimieren und fehlerfrei zu gestalten. Dieser intelligente Handschuh, quasi die dritte Hand, wurde vom Start-up-Unternehmen ProGlove mit Sitz in München entwickelt und Stefan Mitterdorfer gerät beinahe ins Schwärmen ob der Brauchbarkeit der dritten Hand. Er ist Prozess- und Qualitätsmanager bei Porsche in Salzburg und somit das Adlerauge bei diesem Pilotversuch: „Unsere Erfahrungen mit dem Scanhandschuh waren sehr positiv“, resümiert er gegenüber Factory. Da die Porsche-Mitarbeiter beim Kommissionieren ohnehin Handschuhe tragen war die Akzeptanz gleich von Anfang gegeben wurde der Handschuh „Plug & Play“ problemlos in die bestehenden Intralogistik-Prozesse integriert.
Argument „Hands-free“ war ausschlaggebend
Das Porsche Teilevertriebszentrum ist laufend auf der Suche nach neuen Technologien und Lösungen, um die Prozesse zu optimieren. „Für uns war das Argument hands-free und die Kombination aus Arbeitshandschuh und Scanner entscheidend dafür, das Produkt zu testen“, so Mitterdorfer. Den größten Vorteil der dritten Hand sieht man bei Porsche in der Steigerung der Prozesssicherheit und Vermeidung von Falschlieferungen zu den Betrieben in den 18 Ländern. Nach den verschiedenen Tests im Pilotversuch „können wir bestätigen, dass der Handschuh das hält was der Lieferant ProGlove verspricht." Der Handschuh habe großes Potenzial bei intralogistischen Abläufen, ist sich der Qualitätsmanager sicher. Nicht nur er ist zufrieden mit dem smarten Handschuh, sondern auch die Mitarbeiter, die den Handschuh und Scanner in einem als top empfinden und beide Hände zum Kommissionieren frei haben. „Der Handschuh ist für einige operative Prozesse in unserem Unternehmen sehr interessant“, lautet das Fazit von Mitterdorfer. Mit ihm pro Arbeitstag 9.000 Scans durchzuführen scheint machbar. Doch eines wünscht er sich dennoch: Ein kleines zusätzliches Display ähnlich einer Smart-Watch würde den potenziellen Aktionsradius der dritten Hand noch zusätzlich vergrößern.
Ausstattung von 50 Mitarbeitern
Nach dem Piloten kommt der große Wurf: Porsche zieht in diesem Jahr seinen Mitarbeitern den Handschuh im größeren Stil über. Mittelfristig werden 50 Mitarbeiter damit arbeiten. Gleichzeitig prüft Porsche weitere Anwendungsbereiche. Thomas Kirchner, CEO von ProGlove freut sich über das positive Feedback von Porsche. Derzeit ist der Handschuh auf das Nahfeld-Scannen im Abstand von 20 bis 80 cm begrenzt. Doch wird schon daran gearbeitet, weitere Entfernungen zu schaffen, betont der Geschäftsführer gegenüber Factory. Scan-Pistolen sind Vergangenheit, beim ProGlove-Handschuh befindet sich der Scanmodul mit dem Namen Mark auf dem Handschuhrücken. Die Scanfunktion wird durch Druck auf den Trigger-Knopf im Zeigefinger des Handschuhs ausgelöst.
Im Logistikzentrum von Audi werden pro Woche 600 Autoteile in alle Welt verschickt. Die Barcodes der Pakete werden mit der dritten Hand direkt freihändig eingelesen. Das dauert gerade mal vier Sekunden und ist fehlerfrei. Mark wird nach jeder Schicht aufgeladen, indem es aus der Halterung am Handschuh geklickt und in einer Ladeschale aufgeladen wird. Dauer: 2 Stunden. Mark bekommt bald Katharina an seine Seite: Das ist das von Porsche gewünschte Display in der Größe einer Smart-Watch. Kirchner: „Daran arbeiten wir derzeit“. Mark hat sich nicht nur in Salzburg bewährt, sondern tut bereits bei Porsche in Leipzig in der Montagelinie gute Dienste. Weitere Einsatzfelder werden dort gerade geprüft.
Weiterer Pilotversuch mit Ski-Verleiher
Pilotversuche sind für ein Unternehmen wie ProGlove besonders wichtig, „weil wir so herausfinden, ob unser Handschuh zu den Anwendungsfeldern der Kunden passt“, so Kirchner, dessen Unternehmen seit 2016 auf dem europäischen Markt präsent ist. Die Wearables sind speziell für die Bereiche Produktion und Intralogistik konzipiert und werden bei verschiedenen Automobilherstellern und Zulieferern wie beispielsweise BMW, Mahle oder Skoda verwendet. Kirchner: „Auch in Österreich können wir kontinuierlich Kunden für ProGlove begeistern“ und gibt es aktuell einen Pilotversuch mit einem Ski-Verleiher.
So funktioniert der ProGlove-Handschuh
Der Handschuh gibt dem Arbeiter direktes Feedback, ob er beim Kommissionieren das richtige Werkstück oder Paket angegriffen hat. Das passiert akustisch über einen Buzzer, haptisch durch einen Vibrationsmotor und optisch durch RGB-LED. Je nach Kombination der Rückkanäle werden verschiedene Signale verständlich übermittelt. Grünes Leuchten und einfacher Ton heißt: richtig gescannt. Rotes Leuchten und Vibration und mehrfacher Ton bedeutet: falsches Produkt gescannt. Picklisten und andere grafische Informationen werden über ein gesondertes Display am Armband von ProGlove dargestellt. Darüber kann der Nutzer auch Eingaben wie beispielsweise Warenmengen machen. Außerdem ist im Handschuh eine Funktion eingebaut, die den Nutzer informiert, wenn ein Barcode nicht in das System übermittelt wurde. Dadurch hat er immer die Bestätigung, ob der Barcode gescannt wurde und vollständig übertragen worden ist.