Robert Kremnitzer : Pay-per-Use: Wenn Maschinen sich selbst bezahlen
Eigentlich ist es ein Schritt zurück in die Zukunft. Wenn unsere Eltern vor 50 Jahren beim Bäcker Brot kauften, dann haben sie „angeschrieben“ und am Monatsende mit dem vollen Lohnsackerl dann ihre Schulden bezahlt. Heute nennt man das „pay as you earn“.
Im Leasing ist das Konzept seit Jahren im Einsatz und meint die Koppelung der Ratenzahlung an die Nutzung der Maschine. Läuft die Maschine, verdient das Unternehmen Geld und bezahlt die Raten. Der Leasinggeber und Eigentümer trägt also einen Teil des Marktrisikos mit – natürlich nur in Grenzen und mit klaren Fristen, denn am Ende des Tages muss die Maschine bezahlt sein. Gerade im Auto/LKW Bereich ist die Nutzung klar feststellbar und somit solche Finanzierungsformen nicht unüblich.
Factory-Chefredakteurin Elisabeth Biedermann hat vor kurzem über die Emag Maschinen und die Kredite nach Nutzung geschrieben. Ich möchte hier noch einen Schritt weitergehen. Das niederösterreichische Start-Up linx4 hat nicht nur die herstellerunabhängige Maschinendatenauslesung sondern auch die Verschlüsselung über Blockchain Server entwickelt und geht so einen Schritt weiter zu den selbständigen Maschinen. Mehr dazu hier.
Maschinen verhandeln die Kredite eigenständig
Die Nutzungsdaten der Maschine werden in Echtzeit erfasst und durch die Blockchain-Verschlüsselung kann nun die Maschine selbst mit der Bank oder der Versicherung direkt Kreditzinsen oder Tarife je nach dem aktuellen Risiko aushandeln, ähnlich einem (noch immer nicht realisierten) liberalen Strommarkt, wo sich Nachfrage und Angebot in Echtzeit treffen oder dem viel zitierten Kühlschrank, der selbständig einkauft.
Erste Bank- und Versicherungsprodukte mit flexiblen Tarifen sind in der Pipeline. Für den Benefit solcher flexiblen Raten muss sich das Unternehmen zwar in die Produktionsdaten schauen lassen, doch dafür können gerade bei saisonalen oder stark schwankenden Nutzungen die Cash Ströme zwischen Kunde und Lieferant kontoschonend angepasst werden.
Real Time Abschreibung für Abnutzung bringt neue Preiskalkulationen
Interessant ist auch der Aspekt der Maschinennutzung als Abnutzung. Da neben den Laufzeiten auch andere Parameter erfasst werden können, wie Stillstände, Produktionsprogramm oder auch Umgebungswerte, wie Temperatur, Erschütterung oder Staub, könnte erstmals die physische Abnutzung einer Maschine gemessen werden. Das gibt die Möglichkeit die buchhalterische Abschreibung für Abnutzung der Realität anzupassen. Wird die Maschine mehr verwendet oder produziert sie aufwändigere Produkte, dann erhöht sich die Abnutzung und damit die Abschreibung, was wiederum den Gewinn für diese Periode reduzieren würde.
Zwar ist nach dem Steuerrecht in Österreich derzeit nur lineare Abschreibung zulässig, nach dem IAS jedoch ist der Restwert der Anlage jährlich neu zu prüfen und bilanzielle Korrekturen vorzunehmen. Die IAS 16 Regel schreibt nur eine systematische Bewertung nach der zu erwartenden Abnutzung vor. Die handelsrechtliche Darstellung des Gewinnes kann also für Eigentümer und Management durch Real Time Abschreibungen wesentlich genauer festgestellt werden. Dadurch können auch Kalkulationen wieder ein Stück näher an die tatsächlichen Ist-Kosten herangeführt werden, was manchen Unternehmen durchaus preislichen Spielraum am Markt bringen könnte.