Fehlende Standards : Offenheit als Chance

PLM
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Einer Studie von RAAD Research zufolge würden drei Viertel der befragten Unternehmen die Komponenten der Product Lifecycle Management-Landschaft (PLM) gerne nach eigenen Kriterien auswählen, statt Systeme alleine aufgrund der Integrationsmöglichkeiten vorhalten zu müssen. In einem sich zunehmend vernetzenden Entwicklungsumfeld würden Anwender Einschränkungen beim Zugriff auf Produktdaten „sicher nicht mehr mittragen“, wie Christian Wieland, Head of Analytics bei RAAD Research, erläutert. Was fehlt, seien Standards in zahlreichen Teilbereichen.

Der Ausweg. Einen Ausweg aus dem Dilemma könnte Cloud Computing bieten. Erst vor wenigen Wochen hat Siemens PLM Software die Verfügbarkeit der hauseigenen Teamcenter-Software als Cloud-Lösung bekannt gegeben. Die Software werde dabei als Infrastructure-as-a-Service-Modell bereitgestellt, wie Eric Sterling, Senior Vice President, Lifecycle Collaboration Software bei Siemens PLM Software, betont. Dies ermögliche es Unternehmen, die IT-Infrastruktur komplett oder teilweise an Drittanbieter von Cloud-Diensten auszulagern, statt in eigene Hardware zu investieren. Unterstützt würden Microsoft Windows Azure, IBM SmartCloud Enterprise+ und Amazon Web Services. PLM im Handumdrehen.

Teamcenter in der Cloud verbinde flexible Bereitstellung von virtuellen Teamcenter-Umgebungen mit der Fähigkeit, Infrastruktur dynamisch anzupassen. Damit könnten Kunden bei Bedarf sofort auf Infrastruktur-Ressourcen zugreifen, ohne nennenswerte Investitionen im Vorfeld tätigen zu müssen. Der Einsatz in der Cloud ermögliche zudem ein zentrales Anwendungsmanagement durch Expertenteams. Die dadurch frei werdenden Ressourcen könnten sich dann, betont der Manager, auf Mehrwertdienste, wie Lieferanten- und Partnerintegration, fokussieren. Dies verbessere die Zusammenarbeit und führe zu einer schnelleren Amortisierung der PLM-Investitionen.

"Der wesentliche Vorteil von Teamcenter in der Cloud liegt in der neuen geschäftlichen Flexibilität", erklärt Sterling. "Die globalen Anforderungen wandeln sich heute sehr schnell. Durch die dynamische Verwaltung der Infrastruktur in der Cloud können Kunden die Rechenleistung ganz flexibel an den tatsächlichen Bedarf anpassen - sowohl nach oben als auch nach unten. Bei sinkender Nachfrage werden die Kosten sofort verringert. Unternehmen sind so in der Lage, ihre IT-Budgets als betriebliche Aufwendungen auszuweisen statt als Kapitalaufwand, was zu erhöhter Rentabilität führen kann." Durchgängig verwendbare Daten.

Eine anderen Weg beim Thema Standards geht der PLM-Spezialist PROSTEP AG. So wurde unlängst der Codex of PLM Openness (CPO) in den Produktentwicklungsprozess integriert. CPO definiert Kriterien für die Offenheit von IT-Lösungen, die im Product Lifecycle Management eingesetzt werden. Ziel ist, dass einmal erstellte Daten im gesamten Produktlebenszyklus durchgängig verwendet werden können. „Für PROSTEP gehören die wesentlichen Elemente des CPO von jeher zum Selbstverständnis. Schließlich wurde das Unternehmen von der Automobilindustrie gegründet, um Standards und Produkte für offene PLM-Lösungen zu erarbeiten“, unterstreicht Udo Hering, Leiter Produktmanagement bei der PROSTEP AG.

PLM Openness. Doch nicht nur PROSTEP hat den CPO integriert. Auch der Softwarekonzern SAP unterstützt den PLM-Entwicklungsstandard. Das Unternehmen sei seit Gründung der Initiative an der Entwicklung des CPO beteiligt und verpflichte sich, die Anforderungen des CPO in der Produktentwicklung umzusetzen und die Weiterentwicklung des Codex auch in Zukunft zu unterstützen, wie Andreas Grätsch, Leiter Vertrieb Manufacturing bei SAP, unterstreicht. „Als Softwareanbieter ist es uns sehr wichtig, unsere Kunden in ihrer oftmals heterogenen und komplexen Systemlandschaft als vertrauensvoller Partner optimal zu unterstützen. Offenheit ist hierfür eine wesentliche Voraussetzung und dementsprechend ein für SAP selbstverständliches Designziel, das wir auch in unserem PLM System seit vielen Jahren umgesetzt und kontinuierlich in Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern zum gemeinsamen Nutzen erweitert haben. Der Codex of PLM Openness ist eine wichtige Initiative die allen Geschäftspartnern ein einheitliches Grundverständnis zum Thema Offenheit von IT Systemen vermittelt.“