Energiespeicher : Neovoltaic: Steirisches Start-up wandelt sich zum Energiemanager
Große Investoren glauben bereits an die Vision von Werner Posch. Ob Ex-Siemens-Generaldirektor Alfred Ötsch, Business-Angel Hansi Hansmann oder Vollgas-Manager und Ex-Rennfahrer Gerold Pankl, sie alle haben sich an seinem Start-up Neovoltaic beteiligt. Seit 2012 machen die Hartberger mit ihren innovativen Speichersystemen Privathaushalte energieautark. Heuer haben sie sich in ihrer Ausrichtung nochmal gewandelt. Weg vom reinen Verkauf von Speichersystemen soll eine All-in-one-Lösung, also ein vernetztes Energiesystem, die Hartberger nächstes Jahr die zehn Millionen Umsatzmarke knacken lassen.
Die wahre Stärke von PV
Schon früh erkannte Start-up Gründer Werner Posch, das Potenzial von Photovoltaikanlagen. 2010 fokussierte er sich– damals noch unter Premium Energie GmbH – beratend auf große Solarparks. Schnell musste er aber einsehen, dass die wahre Stärke einer Photovoltaik-Anlage in ihrer dezentralen Anwendung liegt. „Typische Photovoltaikanlagen produzieren ca. 5.000 kWh Strom pro Jahr“, so Posch. „Ohne Speicher können nur 20 bis 30 Prozent des Stroms direkt genutzt werden.“ Deshalb gründete er 2012 das Start-up Neovoltaic und spezialisierte sich zunächst auf Speicherlösungen. Als Basis dienen Lithium-Eisen-Phosphat Batterien. Hergestellt in China ist es aber das innovative Be- und Entladesystem, dass die Neostore-Speicher so besonders macht. „Und dieses Know-how kommt aus Hartberg“, so Posch. Dabei verlieren die Batterien kaum an Leistungsfähigkeit. „Sie lassen sich mehrere tausend Mal aufladen“, so Posch. Zehn Jahre lang garantieren die Steirer 87,5 Prozent der nutzbaren Anfangskapazität.
Deutschland größter Markt
Heuer gingen die Steirer einen Schritt weiter. Mit der Kombination aus Photovoltaikmodulen zur Stromerzeugung, einer leistungsstarken Batterie, Einbindung der Warmwassererzeugung mit einem Heizstab und einer Ladestation für die Elektromobilität, macht Neovoltaic den Verbraucher praktisch unabhängig vom regulären Stromnetz. Anklang finden sie damit vor allem in Deutschland. Dort sind auch die meisten der 850 Kunden, denn das Nachbarland ist wegen der hohen Strompreise der größte Markt für Energiespeichersysteme. „Im Unterschied zu Österreich gibt es dort auch die sogenannte Nachbarschaftsregel“, erklärt Posch. „Das heißt der produzierte Strom kann mit den umliegenden Häusern sogar geteilt werden.“
Gerüstet für lange Kapitalphasen
Dass der Energiewandel nicht von heute auf morgen stattfindet, das hat der gelernte Betriebswirt schon früh einkalkuliert. „Mit Investoren haben wir uns auf längere Kapitalphasen eingestellt“, so Posch. Bisher seien vier Millionen Euro an Entwicklungsgeld in das Unternehmen geflossen. Und damit verfolgt Posch konsequent seine Vision eines integrierten Energiemanagementsystems. Mit Neocontrol, einer einfach zu bedienenden Online-Plattform, hat Posch dafür den ersten Schritt bereits getan. „Damit lässt sich der eigene Verbrauch abfragen, überwachen und optimieren.“ Was derzeit viel Anklang bei Privathaushalten findet, soll sich in drei bis fünf Jahren auch für die Industrie rechnen. Noch scheitere es aber an den zu hohen Kosten (20 Cent) gezykelter Kilowatt-Stunden . Aber auch technologisch wollen die Steirer nachziehen. Derzeit können die Neostores Energie für den nächtlichen Verbrauch bzw. den nächsten Tag speichern. Sie beobachten daher den Entwicklungsmarkt der Speichersysteme mit Argusaugen. Posch interessieren vor allem saisonale Speicher. Er will damit die Spitzen des Sommers schon bald für den schwachen Winter nutzbar machen.