Angebot : Midea-KUKA: Das chinesisches Angebot ist da
Nach wochenlangen Diskussionen über einen künftigen chinesischen Eigentümer von Kuka liegt die Entscheidung jetzt bei den Aktionären des deutschen Roboterbauers. Bis 15. Juli haben sie Zeit zu überlegen, ob sie das hochdotierte Übernahmeangebot annehmen, das der Haushaltsgeräte-Hersteller Midea letzte Woche offiziell vorgelegt hat.
Kuka-Management verhandelt schon über Standortgarantien
Die Chinesen bieten wie hier berichtet 115 Euro je Kuka-Aktie. Insgesamt ist das Offert rund 4,5 Milliarden Euro schwer. Es ist damit die größte bisher bei einem Übernahmeversuch von Chinesen für ein Unternehmen in Deutschland gebotene Summe. Der Kuka-Vorstand will das Angebot prüfen und spätestens in zwei Wochen eine Stellungnahme abgeben. "Wir werden nun Verhandlungen mit Midea aufnehmen", kündigte Konzernchef Till Reuter an, ohne Details zu nennen. Die Chinesen betonten erneut, dass Kuka eigenständig bleiben solle.
Keine Schönwetter-Verträge
Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte Reuters, die Augsburger wollten von Midea deutlich längere Garantien für Standorte und Belegschaft zugesichert bekommen als die üblichen drei bis fünf Jahre. Kuka beschäftigt in Deutschland rund 4.500 Menschen, weltweit sind es 12.300. Der Insider sagte, es müsse "langfristige und rechtlich bindende Verträge" geben, "keine Schönwetter-Verträge".
Darin müsse auch festgelegt werden, wo künftig Forschung und Entwicklung angesiedelt sind. "Wichtig ist, dass die Kernthemen in Augsburg bleiben." Dort arbeitet ein Großteil der mehr als 500 Kuka-Entwickler. In China beschäftigt der Konzern eine mittlere zweistellige Zahl an Forschungsingenieuren, die an kundenspezifischen Applikationen arbeiten. Michael Leppek von der IG Metall Augsburg, der stellvertretender Aufsichtsratschef von Kuka ist, verwies auf die Zugeständnisse, die Midea bereits gemacht hat. Diese müssten jetzt festgeschrieben werden, "um sicherzustellen, dass die Arbeitsplätze langfristig abgesichert, die Eigenständigkeit von Kuka bewahrt und das Know-how geschützt werden".
Wissen zu Industrie 4.0 und der vernetzten Fabrik kaum geschützt
Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz bemängelte, es fehlten Zugeständnisse von Midea, dass kein Wissen zu Industrie 4.0 oder zur vernetzten Fabrik abgezogen werde. Kuka gilt als Perle der deutschen Robotertechnik und als wichtiger Wegbereiter der Digitalisierung. Forschung und Entwicklung zu Schlüsselthemen wie Industrie 4.0 und Cloud müssten ausschließlich in Deutschland bleiben, forderte Klose.
Midea versuchte, der Furcht vor einem Ausverkauf von deutscher Spitzentechnologie erneut zu begegnen: Es sei kein Beherrschungsvertrag mit Kuka oder ein sonstiger Unternehmensvertrag geplant. Man wolle die Bayern bei der Umsetzung ihrer Wachstumsstrategie unterstützen.
Großaktionäre Voith und Loh halten sich bedeckt
Midea und Kuka wollen gemeinsam den Riesenmarkt China aufrollen. Dazu könnten die beiden Firmen auch ein Gemeinschaftsunternehmen mit Midea als Mehrheitseigner gründen, sagte Klose. "Dazu muss man nicht die Mehrheit anbieten." Midea bekräftigte, die operative Eigenständigkeit von Kuka "voll und ganz" zu unterstützen.
Die Chinesen teilten weiter mit, sie begrüßten "eine breit diversifizierte Aktionärsbasis mit hohem Streubesitz neben den übrigen Großaktionären". Der hessische Unternehmer Friedhelm Loh ist mit zehn Prozent an Kuka beteiligt, der schwäbische Industriekonzern Voith hält mit 25,1 Prozent eine Sperrminorität.
Von der Obergrenze von 49 Prozent ist keine Rede mehr
Loh war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ein Voith-Sprecher sagte, man werde das Midea-Angebot "eingehend und sorgfältig" prüfen. Midea ist mit 13,5 Prozent der Anteile bereits Großaktionär von Kuka. Der Haushaltsgeräte-Hersteller bekräftigte, Voraussetzung für das Offert sei, dass die Mindestannahmeschwelle von 30 Prozent erreicht werde.
Die von der Politik ins Spiel gebrachte Variante, dass Midea sich mit einem Minderheitsanteil von 49 Prozent begnügen würde, findet sich in den Angebotsunterlagen nicht. Rechtlich darf ein Übernahmeangebot in Deutschland nicht limitiert werden. "Für die Kontrolle braucht man gar nicht 49 Prozent der Anteile", sagte Klose von der DSW.
Ab circa 30 Prozent wird ein Unternehmen faktisch beherrscht
"Ab circa 30 Prozent wird ein Unternehmen faktisch beherrscht, weil ein Großaktionär dann in den meisten Hauptversammlungen die Mehrheit und damit die Kontrollmehrheit hat." So könne er bestimmen, wer im Aufsichtsrat sitze und wer im Vorstand, und wie die Strategie gestaltet werde. Das Kuka-Management müsse sich hier "Freiheit bei strategischen Entscheidungen und für das operative Geschäft ausverhandeln". (Reuters/APA)