Kommentar : Matthias Limbecks alternative Fakten
Man munkelte. Es gab Gerüchte. Ein neuer Mitbewerber für Österreichs Messeveranstalter Reed Exhibition sitze in den Startlöchern und will dem Platzhirsch bald gehörig ins Geschäft pfuschen. Und das auch noch in ein recht lukratives Hoheitsgebiet, nämlich der Industrie. Gerüchte, die eher beim Kaffeeklatsch kurz angesprochen und sich gleich wieder im Sand verlaufen. Gerüchte, die ich so lange nicht ernst nehme, bis sie sich in Beweisen summieren.
Faire Konkurrenz schadet nicht
Erste Hinweise gab es natürlich schon. Dass der ehemalige Chef der Messegesellschaft Reed Matthias Limbeck (er verließ das Unternehmen 2015) sich mit einem Unternehmen namens Limbeck BDM GmbH Anfang Jänner selbstständig machte, kann im Firmenbuch leicht recherchiert werden. Was es damit auf sich hat, wohl eher weniger. So soll das Messe-Urgestein doch keine neuen Wege gehen, sondern eher alte Kontakte genutzt haben. Er positioniert sich nun als direkter Mitbewerber für den Veranstalter Reed Exhibition, unter dessen Fittiche Industriemessen wie Smart und Intertool fallen. Mit Rückenstärkung vom Wirtschaftsverlag (wobei dieser hier wohl eher den stillen Part erledigen dürfte) will Limbeck Reed genau dort angreifen, wo es richtig weh tut - in der Industrie. Und jetzt weiß man auch, wo genau: Der metallverarbeitenden Industrie. Freilich tangieren mich solche messetechnischen Wettbewerbe eher weniger. Im Gegenteil, ein bisschen Konkurrenz hat noch keinem geschadet, auch Reed nicht.
Standortfrage: Wels vs Wien
Limbeck scheint auf Angriff programmiert und scheut dafür auch nicht den Gebrauch alternativer Fakten. Ein bisschen Fühler ausstrecken und ich hatte prompt die Präsentation zum neuen Messekonzept Limbecks am Tisch. Dort wird für eine Welser Parallelveranstaltung 2018 zur Wiener Intertool, genannt „MEMA“, Werbung gemacht. Limbeck wirbt mit einer „3D-Zukunftsplattform für Bereich Metall-/be-/verarbeitung in Baden-Württemberg, Bayern und Österreich“. Sein Auftaktsatz "Keine Barrieren, keine Hürden, keine Tabus" trifft wohl auch den Kern seiner MEMA-Bewerbung. Auch hieß es: Wichtige Key-Player der Branche, wie DMG Mori, Trumpf, Boehlerit und Co seien bereits mit an Bord. Dass Reed bei der Intertool noch ein paar Hausaufgaben zu machen hat, ist der Branche bekannt, aber "man arbeite bereits daran", heißt es. Im Grunde also ein kluger Schachzug, genau hier eine Parallelveranstaltung zu machen. Und mit Wels hat Limbeck einen starken Trumpf in der Hand, der Reed wirklich gefährlich werden könnte.
Key Player werden Ausgang entscheiden
Als kleine dreiste „Cherry on the top“ lieferte Limbeck bei manchen Vorgesprächen auch gleich noch die Stornobedingungen der Reed Messe. Dass das beim jetzigen Reed-Chef Benedikt Binder-Krieglstein nicht gut ankommt – sein Telefon läuft derzeit heiß - dürfte klar sein. Dass hier mit alternativen Fakten gespielt wird, nach ein paar Telefonaten, auch. So haben weder DMG Mori, Trumpf noch Boehlerit ihre fixe Zusage erteilt. Man wolle sich das Konzept Limbecks freilich anschauen, aber von einer Stornierung der Intertool sei man weit entfernt. Spannend und richtungsweisend wird, ob Wels Intertool-Verweigerer wie Emco und Sandvik Coromant wieder zurück auf die Bühne holt.
Fairer Wettbewerb oder persönliche Befindlichkeiten
Auch interessant: Auf Seite 10 ist die Rede von einer Medienpartnerschaft zwischen mir (Factory), meiner Schwester Industriemagazin und Limbecks Messe MEMA. Kurz überlegen, eine Medienpartnerschaft entsteht eigentlich nur dann, wenn besagte Medien auch davon wissen, oder? Der Wettbewerb zweier Messeveranstalter tangiert mich ehrlich gesagt nur peripher. Aber wenn ich plötzlich gezwungen bin zwischen den Fronten zu stehen, aufgrund falscher Behauptungen, läuft was aus dem Ruder. Ein fairer Wettbewerb geht in Ordnung und hier wird weder für Reed noch für Limbecks neuen Messespross Partei bezogen. Beides hat seine Daseinsberechtigung. Doch wenn persönliche Befindlichkeiten das Comeback eines doch, wie ich dachte, erfahrenen Messemanagers überschatten, gebe ich zu bedenken, dass dieser Schuss auch nach hinten losgehen kann. (eb)