Plug-&-Use-Lösung : linx4: Niederösterreichisches Start-up will OEMs digital fit machen
Warum scheitern gerade kleine und mittlere Betriebe an der Digitalisierung? Für Paul Bruckberger hat das drei einfache Gründe: „Die Kosten dafür sind zu hoch, die Implementierungszeit zu lang, plus die Bereitschaft zur Datenfreigabe sehr verhalten.“ Grund für diese Annahmen liefern dem gebürtigen Niederösterreicher seine Erfahrungen aus dem Produktionsbereich. Über zwei Jahre arbeitete Bruckberger in der Lebensmittelindustrie. Bruckberger erkannte eine Lücke im KMU-Bereich und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. So hatte er vor eineinhalb Jahren die Idee zu linx4. Seine Zielgruppe: OEMs, die sich lieber auf ihre Kernkompetenz konzentrieren, aber dennoch ein Stück vom Digitalisierungskuchen haben wollen. Mit linx4 sollen einzelne Maschinen oder auch komplette Produktionsstandorte sehr rasch und ohne spezielles Know-how digitalisierbar werden. Freilich kein einfacher Markt, wirbt doch mittlerweile jeder gängige MES-Anbieter in seinem Portfolio damit. Aber im Unterschied zu den großen Softwarehäusern will linx4 durch Hardwareunabhängigkeit und Einfachheit punkten. Letzteres geht sogar so weit, „dass die Installation durch den hauseigenen Werkselektriker vorgenommen werden kann“, behauptet Bruckberger. Ein Plug&Use-Prinzip, dass dem jungen Unternehmen im harten Wettbewerb den marktentscheidenden Vorteil liefern könnte.
Software-as-a-Service Geschäftsmodell
linx4 besteht aus verschiedenen vorgefertigten Dashboards auf Basis einer Software-Plattform. Die Daten werden dazu von der Hardware (herstellerunabhängig) lokal erfasst, von linx4 im sogenannten „Preprocessing“ aufbereitet und in analytischen Dashboards dargestellt. „Oftmals weiß das Management nicht so genau, was in der Produktion abläuft“, sagt Bruckberger. „Wo wird gerade wertvolle Zeit und damit Geld verloren? Werden die Schichtziele erreicht?“ In den Dashboards werden Produktivitätskennzahlen, Kosten und Verbräuche in Echtzeit auf Maschinen-, Linien- und Werksebene visualisiert. Was zuerst nach einer einfachen Visualisierungslösung klingt, beherbergt doch einiges an Potenzial. Auf Basis der angezeigten Daten kann der Anwender nämlich Maßnahmen zur Gegensteuerung bzw. Prozessoptimierung einleiten. Das ist wahlweise durch die Verantwortlichen vor Ort oder durch die Berater der Geschäftspartner möglich. „Ein namhafter Automobilzulieferer konnte so bereits seine Produktivität um bis zu 20 Prozent erhöhen“, betont Bruckberger. Ein anderes Pilotprojekt kommt aus der Lebensmittelproduktion. Dort senkte ein Pilotkunde seinen Energieverbrauch um 15 Prozent. Bewusst setzen die Niederösterreicher dabei auf ein Software-as-a-Service Geschäftsmodell, „unsere Kunden sollen nur für das bezahlen, was sie auch wirklich benötigen“, so Bruckberger.
Konzentration aufs Kerngeschäft
Aufgrund des breiten Know-hows in unterschiedlichen Branchen ist linx4 für OEMs eine sehr interessante Lösung. Sie erlaubt den Maschinenhersteller sich weiterhin ganz auf ihr Kerngeschäft zu fokussieren und trotzdem gleichzeitig der Marktnachfrage nach Echtzeit-Daten und Industrie 4.0-Produkten gerecht zu werden. Selbst 20 Jahre alte Maschinen sind vor der linx4-Digitalisierung nicht sicher. Laut Bruckberger reicht bereits ein Stückzähler bzw. Taktgeber aus, um Aussagen über die Performance zu treffen. Nachdem die Maschine mit der Plattform verbunden worden ist, kann der Kunde gleich loslegen. „Ganz nach dem Motto: Am Montag wird installiert, am Dienstag sieht der Anwender die ersten Echtzeit-Daten und am Freitag können bereits erste Verbesserungspotentiale aufgezeigt werden“ freut sich Bruckberger.
Das Beratungsgeschäft als weitere Option
Dass die Niederösterreicher hier nicht blind in einen heiß umkämpften Markt gehen, zeigt der fachliche Beirat des jungen Unternehmens. So stehen unter anderem Franz Grohs (ehem. CEO bei T-Systems) und Josef Kranawetter (ehem. CEO bei Weidmüller) mit Rat und Tat zur Seite. Das Unternehmen will auch mit einem Partnernetzwerk glänzen. „Da unsere Lösung unabhängig hinsichtlich der Hardware ist, können wir mit den unterschiedlichen Varianten unserer Partner bedarfsorientiert arbeiten“, so Bruckberger. Für ihn ein entscheidender Vorteil am Markt. Ob man sich auch vorstellen könnte, weiter in das Feld der Digitalisierungsberatung vorzudrängen? Sprich den OEMs nicht nur softwareseitig unter die Arme zu greifen, sondern auch gemeinsam mit ihnen neue Geschäftsmodelle und Analysepraktiken entwickeln? Für Bruckberger durchaus eine Möglichkeit. Anfragen dazu hätte es bereits gegeben.