Industrial Automation Convention : Limbecks Kreuzfahrt für Automatisierer

Vorarlberg Lines
© Vorarlberg Lines/Reinhard Fasching

Wels und sein Konzept der Fachmesse MEMA waren wohl sein Waterloo. In letzter Zeit wurde es ruhig um Matthias Limbecks Comback als Konkurrent für seinen Ex-Arbeitgeber Reed Exhibition. Limbeck gäbe sich zwar noch nicht geschlagen (siehe dazu ein Bericht auf factorynet.at), aber die Absage wichtiger Stakeholder wiegt schwer und da wird wohl auch kein neuer Termin Ende April 2018, also vor der Wiener Intertool, viel daran ändern. Wer also in letzter Zeit Fachmedienberichte verfolgt hat, wird merken, dass sich in den Reigen der wichtigsten Stakeholder doch eine klare Pro-Intertool Position abzeichnet. So gab erst kürzlich Edip Bayizitlioglu, Chairmen bei Wedco Tools Competence in einem Interview mit dem Fachmagazin Fertigungstechnik bekannt, dass Österreich keine zwei Messen mit überschneidenden Themen vertrage. Es habe bereits zahllose Versuche für eine Messe in Wels gegeben und alle hatten dasselbe Ergebnis: Gescheitert.

Limbecks nächster Clou am Bodensee

Wenn es also in Wels nicht klappt, versucht man es jetzt am Bodensee. Und wenn die Fertigungsindustrie nicht will, dann halt die Automatisierer. Erst vor kurzem erhielt FACTORY exklusive Unterlagen zu einem neuen Format für die Automatisierungsindustrie in der Vierländerregion Bodensee. Nirgends wird Limbeck namentlich erwähnt, doch wer weiß, dass MEMA im Verbund mit dem Wirtschaftsverlag geboren wurde und noch dazu Limbecks altes Netzwerk kennt, weiß auch, dass der alte Messemagnat auch hier seine Finger im Spiel hat.

Die Industrial Automation Convention, wie sich das neue Konzept nennt, "ist ein exklusives 3-tägiges Hosted-Buyer-Event", heißt es in der Broschüre. Das Besondere: Auf dem Schiff MS Sonnenkönig sollen Fachbesucher an drei Tagen Innovationen von rund 18 Automatisierern der DACH-Region (plus Lichtenstein) lauschen können. Richtig zugesagt hat wohl noch keiner, es gibt lediglich eine Liste mit möglichen Partnern und dort ist alles was Rang und Namen hat, vertreten. Das Sportliche: Bereits Ende Oktober (24. - 26.10.) soll das Schiff den Hafen verlassen. Iniziiert haben sollen die IA-Convention laut Unterlagen Hermann Obermair, Vertriebsleiter Bernecker+Rainer, in enger Zusammenarbeit mit Walter Eichner, Pilz-Chef und Armin Pehlivan, Chef Beckhoff Österreich. Zumindest Obermair dürfte nach der Übernahme seines Unternehmens durch ABB jetzt sicher anderweitig beschäftigt sein. Veranstalter selbst ist BCC, eine Marke der Österreichischen Wirtschaftsverlags und damit Matthias Limbeck.

Unkonventionelles Konzept mit so mancher Ungereimtheit

Was auf den ersten Blick also nach einem pfiffigen unkonventionellen Konzept klingt, verliert sich dann doch in so mancher Ungereimtheit. Die Veranstalter wollen nämlich 960 (!) Fachbesucher verteilt auf drei Tagen auf das Boot holen. Woher sie diese nehmen, ist unklar. Man nutze die Verteiler der Aussteller sowie den der Fachmedien des Österreichischen Wirtschaftsverlages. Bemerkt sei hier: Dessen einziges Fachmedium, das halbwegs eine Automations-Zielgruppe abdeckt, ist das Elektrojournal. Ein namhafter Automatisierer gab gegenüber FACTORY, er möchte hier nicht genannt werden, seine Bedenken kund. Erst kürzlich sei ihm das Konzept präsentiert worden, demnach sei das Schiff untertags in drei Häfen (Bregenz, Friedrichshafen und Rorschach) stationiert. Den Besuchern steht frei, ob sie an Bord bleiben wollen oder nicht. Auch sind ganz nach Messemanier Ausstellerstände geboten.

Ein netter Ausstellerabend

Das Rahmenprogramm hingegen zielt auf circa 5-minütige Slots, sogenannte "Themenanreißer" von Ausstellern ab. Laut dem anonymen Automatisierer koste die Teilnahme rund 29.000 Euro für Stand und 5-Minuten Slot. Man könne sich die Kosten zwar zwischen den 3-Länderteams aufteilen, aber dennoch beinhalte genau das die nächste Schwierigkeit. "An drei Tagen mit drei unterschiedlichen Teams das Gleiche vortragen?", für diesen Automatisierer sehr fragwürdig. Auch ein bombastischer Galaabend wird demnach die Leads der Aussteller nicht füllen können. Wer also seinen Kunden etwas Gutes tun möchte, lädt zu einem "netten Ausstellerabend" der besonderen Art, denn dafür ist das Konzept der Industrial Automation Convention sicher richtig. Wer hier lukratives Business sucht, ist wohl eher falsch.(eb)