Zellstoff : Lenzing investiert 100 Millionen Euro

Stefan Doboczky
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Lenzing-Chef Stefan Doboczky will die Schlagzahl seines Unternehmens erhöhen: Der heutigen Ankündigung, 100 Mio. Euro in die Modernisierung der Faserzellstoffwerke in Lenzing (Oberösterreich) und in Tschechien zu investieren, soll noch heuer die Entscheidung für eine weitere Großinvestition folgen, mit einem Volumen "sicherlich nördlich der 200 Millionen".

Einige neue Tencel-Anlagen kommen

"Unsere Denke ist, dass wir alle zwei bis drei Jahre mit einem neuen Tencel-Werk kommen sollten", sagte Doboczky am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. "Tencel" ist die Marke, unter der der börsennotierte Faserhersteller Lenzing Zellulose-Fasern vor allem für die Textilindustrie anbietet. "Wir werden in den nächsten zehn Jahren noch einige Tencel-Anlagen bauen", kündigte Doboczky an.

Das nächste Werk soll an einem der bestehenden Standorte in England, den USA oder Österreich entstehen. Allerdings werde man mittel- und langfristig vor allem nach Asien gehen. Die Entscheidung für ein asiatisches Tencel-Werk soll im ersten Halbjahr 2017 fallen. Danach werde es noch zwei Jahre dauern, bis das Werk anfährt.

Finanzierung aus eigener Kraft

Die Finanzierung der Investitionen werde man aus eigener Kraft stemmen können, wenn auch nicht ganz ohne Fremdfinanzierung, sagte Doboczky und verwies auf den Cashflow von rund 200 Mio. Euro im ersten Halbjahr.

Für die heute angekündigte Investition, die zu einer Steigerung der Kapazität in den nächsten zweieinhalb Jahren um 35.000 Tonnen auf knapp 600.000 Tonnen pro Jahr beitragen soll, werde man weder in Tschechien noch in Österreich zusätzliche Mannschaften brauchen, sagte Doboczky. Am Standort Lenzing (OÖ) beschäftigte man derzeit 2.284 Leute, um rund 100 mehr als zu Beginn des Jahres. In Heiligenkreuz (Bgld) sind es 218. Insgesamt beschäftigt Lenzing 6.200 Mitarbeiter und hat Werke in China, Indonesien, Tschechien, England, Österreich und in den USA. Tencel-Anlagen gibt es in England, den USA und zwei in Österreich. Ein solches Tencel-Werk beschäftigt 100 bis 200 Leute, abhängig davon, ob es sich um einen bestehenden oder einen komplett neuen Standort handle, erklärte der Doboczky.

Südamerika ist eine Option

Die Brexit-Entscheidung Großbritanniens habe sich kurzfristig für Lenzing sogar leicht positiv ausgewirkt, weil durch das niedrige Pfund die laufenden Kosten gesunken seien. "Mittelfristig ist das aber extrem schlecht", so Doboczky, weil dadurch das Konsumentenvertrauen in ganz Europa sinke. Südamerika wäre für ein Zellstoffwerk "durchaus eine Option", aber nicht für ein Faserwerk, weil viele südamerikanische Länder kaum Freihandelsabkommen mit asiatischen Ländern hätten.

Lenzing hat im ersten Halbjahr 2016 seinen Gewinn um 84 Prozent auf 94,6 Mio. Euro gesteigert, allerdings von einem niedrigen Niveau ausgehend, "wir werden nicht ständig 50 Prozent Gewinnsteigerung haben gegenüber dem Vorjahr". Geholfen habe der Dollarkurs. "Wir haben (EZB-Präsident, Anm.) Mario Draghi nicht auf der Payroll von der Lenzing, er hat uns allerdings mit seinem Quantitative Easing indirekt durchaus geholfen." Als Wachstumsziel hat sich Lenzing ein EBITDA-Plus von 10 Prozent pro Jahr gesetzt. (APA)