Maschinenbau : Kottingbrunn: Maplan eröffnet neues Produktionswerk
Bereits die Außenansicht des neuen Maplan-Werks hat wenig mit einer schnöden Produktionshalle zu tun. Der Baukörper ist schlank, in Grau-Schwarz gehalten und signalisiert Hochtechnologie und Innovation, noch bevor man das Gebäude betritt. Das gesamte Gelände ist begrünt, auf dem Parkplatz spenden Bäume Schatten. „Wir leben hier das Google-Prinzip: Gleitzeitmodelle und Flexibilität, Innovation und Leistung, Besprechungsinseln und Freizeitlounges für Kommunikation und Erholung“, sagt Maplan-CEO Wolfgang Meyer. „Für Transportwege stehen Elektroautos bereit. Wir wollten Raum für interdisziplinären Austausch, und nicht, dass jeder Mitarbeiter in seiner Abteilung sein Wurstbrot isst.“
Nachhaltiges Energiekonzept inklusive
Der mobile Bürokubus am Rande des Teichs heißt deshalb Kommunikationsinsel, der vorgeschriebene Löschteich wurde zusätzlich mit Schilf und einem Steg verschönert. Zum Austausch und Denken regt aber das gesamte Areal an. Die Mitarbeiter verbringen ihre Pausen auf der Terrasse oder in der Kantine, die an Berlin-Mitte erinnert. Eine Photovoltaikanlage am Dach deckt einen Großteil des Stromverbrauchs und sorgt für ein nachhaltiges Energiekonzept. Der Boden der Produktionsstätte ist mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, die wiederum mittels Grundwasser-Wärmepumpe ökologisch geheizt oder gekühlt wird. Modernste LED-Technologie garantiert durch die Helligkeitsregulierung auch abends optimale Lichtverhältnisse und kaum Stromverbrauch.
Open-Office-Konzept mit Rückzugsmöglichkeit
Die offenen Großraumbüros für maximal 16 Mitarbeiter sind in punkto Akustik mit speziellen schallschluckenden Decken- und Fußbodenkonstruktionen optimiert, eine automatische Belüftung in allen Büroräumen mit 20-fachem Luftwechsel pro Tag sorgt für optimales Raumklima. Begegnungsbereiche in allen Stockwerken fördern die Kommunikation, während die "Denkerzelle" in jeder Abteilung zum Rückzug für Telefonate oder kleinere Besprechungen einlädt. Wer möchte, kann in der Freizeit Lounge-Billard spielen. „Unsere Mitarbeiter produzieren Spritzgießmaschinen, die weltweit in über 60 Länder verkauft werden. Das Arbeitsklima wirkt sich immer auch auf die Qualität aus. Wir wollten daher ein Konzept, das Teamarbeit und Workflow fördert“, sagt Inhaber und CEO Philippe Soulier.
Neuer Standort, neue Produktion: Takt- statt Standplatzfertigung
Aber auch auf die Produkte und deren Zuverlässigkeit wirkt sich das neue Modell aus. „Die neue Taktfertigung ist jetzt so aufgestellt, dass wir mit kurzen, optimierten Wegen Maschinen in Topqualität bauen können. Wir sind kein One-Shot-Business, unser Geschäftsmodell lebt von langfristiger, verlässlicher Qualität. Diese konstante Qualität haben wir jetzt durch die Taktfertigung perfektioniert. Alle Produktionsschritte werden zerlegt, standardisiert und damit noch weniger fehleranfällig“, sagt CEO Philippe Soulier. Durch ein spezielles Logistikkonzept ist es gelungen, Maschinen mit bis zu 30 Tonnen auf der Montagestraße zu fertigen. Die dazu notwendigen IT-Projekte, Maßnahmen und logistischen Umstellungen wurden in den letzten zwei Jahren präzise ausgearbeitet und jetzt umgesetzt.
Belohnt wurde diese Investition mit:
einem optimalen Materialfluss vom Wareneingang bis zum Maschinenausgang,
bis zu 30 Prozent kürzeren Durchlaufzeiten in der Produktion,
einer Verdoppelung der Kapazitäten,
einer konstanteren Qualität der Maschinen und
einem eigenen Technikum für Versuche und Entwicklung
Bis August produzierte Maplan in Ternitz, seit Mitte August läuft der Umzug. Das Change-Management war erfolgreich: 90 Prozent der Mitarbeiter gingen zum neuen Standort mit, Sozialverträge für jene, die nicht wechseln wollten, wurden ausverhandelt. Im Industriepark Eco Plus in Kottingbrunn war die freie Fläche und damit die Expansionsmöglichkeit gegeben. Zudem garantiert der Ballungsraum Wien eine gute Anbindung an den Flughafen Schwechat. Nach flotten drei Monaten wurde die Baugenehmigung erteilt, die Kaplanstraße wurde kurzerhand in Maplanstraße unbenannt.
Bekenntnis zum Standort Europa
„In Europa sind in unserer Branche nur jene konkurrenzfähig, die ein Baukastensystem implementieren und so die Produktion optimieren. Durch unsere optimierte Produktion nach Taktfertigung erwarten wir 30 Prozent mehr Output bei gleichem Mitarbeiterstand. Natürlich ließe sich etwa in Asien kostengünstiger produzieren, aber wir bauen mit hohem Know-how Spezialmaschinen, und dieses Know-how lässt sich nicht so einfach transferieren. Zudem brauchen wir gut ausgebildete Mitarbeiter, und diese Mitarbeiter wünschen sich ein sicheres, lebenswertes Umfeld – und das haben wir in Österreich“, sagt CEO Wolfgang Meyer.
Philippe Soulier ergänzt: „Kottingbrunn ist ein klares Statement zu einer Produktion nach europäischen Standards. Und wir wollen dort sitzen, wo unsere Kunden sitzen. Die Maschinen werden für unsere Kunden ständig technisch angepasst, dokumentiert und nachgerüstet, und das erfordert Kommunikation und kurze Wege. Maplan-Maschinen haben eine Lebensdauer von 20 Jahren. Brauchen unsere Kunden Unterstützung, dann sind wir vor Ort!“
Gummimetallteile zur Schwingungsdämpfung
Die Maplan-Spritzgießmaschinen werden dafür eingesetzt, in der Autoindustrie Gummimetallteile zur Schwingungsdämpfung herzustellen, damit ein Ferrari lautlos und komfortabel über die Straße schweben kann. Sie werden auch verwendet, um Sicherheitselemente für Bohrlochabdichtungen in der US-Ölindustrie oder etwa Schienenzwischenlagen für die Deutsche Bahn zu produzieren.
„Gummi ist letztlich in mittlerweile fast jedem Produkt, dabei sind Gummiteile komplexe Hightech-Teile", sagt Philippe Soulier. „Wir sind mit unseren Maschinen ein Teil dieser Spitzentechnologie und haben uns jetzt noch innovativer, effizienter und konkurrenzfähiger aufgestellt.“