Verseilmaschinen : Khu Sondermaschinen: Hagenbrunner lässt Maschinen schweben

Khu Sondermaschinenbau
© Elisabeth Biedermann

Immer grüppchenweise schleichen sie staunend um seine neue Maschine. Die Neugier steht den Messebesuchern dabei ins Gesicht geschrieben. Denn die großen Kabelhersteller aus Deutschland, Italien und Indien wissen, am Stand von Peter Khu lockt die Zukunft. Der Sondermaschinenbauer ist Stammaussteller auf der Kabel- und Drahtfachmesse Wire. Schon vor zwei Jahren war er der Hingucker schlechthin. Mit seiner weltweit ersten rohrlosen Schnellverseilmaschine für die Kabel- und Stahlseilindustrie sicherte er sich alle Blicke. Dieses Jahr setzte er aber noch eins drauf und lässt sein Prachtstück QSVM kurzum 700 Jahre schweben.

Durch Selbstkritik zum Non-Plus-Ultra

Um die verschiedenen Kabel sternförmig zum Verseilpunkt zu geleiten braucht eine herkömmliche Rohrverseilmaschine ein 20 Tonnen Rohr. „Mit solchen Maschinen werden Drahtlitzen oder Kabelverbünde zusammengedreht“, erklärt Khu. Diese Technologie dafür ist alt. „Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert“, so Khu. Gelagert wird das große Rohr dabei durch ein Kugellager von bis zu einem Meter Durchmesser. Nur ein paar hundert Umdrehungen schaffen diese trägen Riesen, sonst bricht das Kugellager. 2014 dann der erste große Durchbruch: Dank einer patentierten Segmentscheibenlagerung verzichtet die Hagenbrunner Variante einer Verseilmaschine auf das schwere Rohr und das umfassende Lager. Statt Schleifringen liefert ein integrierter Dynamo den Strom für den Antrieb der Spulen. Wegen des geringeren Gewichts und der modularen Bauweise benötigt die Maschine kein komplexes und teures Fundament mehr. Die Einheiten können beliebig erweitert werden. 800 mm Spulen schaffen 1000 Umdrehungen pro Minute. Was die QSVM bedeutend schneller als herkömmliche Varianten macht. Ein weiteres Highlight: Konventionelle Rohrverseilmaschinen können nicht rückdrehen, die Hagenbrunner Variante schon.

50-Millimeter-Schwebespalt

Was für Kabelhersteller eigentlich Top-Kaufgründe sind, war Peter Khu aber immer noch zu wenig. „Die Maschine war technologisch unausgereift“, kritisiert er sich heute selber. Sogar auf einen großen Deal mit einem Kabelhersteller verzichtete Khu dafür. Für den Sondermaschinenbauer stand fest: Erst wenn die Maschine leiser und die Lebensdauer um ein Vielfaches höher ist, sei die QSVM reif für den Markt.

3D-gedruckte Modellversuche mit kleinen Magneten

Wer Peter Khu kennt, weiß aber, dass der Erfinder für die zündende Idee nicht lange brauchte. Indem er die Segmentscheibenlagerung gegen ein Permanentmagnetlager austauschte, wurde seine Hauptlagerung plötzlich wartungsfrei. Rund 10 Permanentmagneten kommen bei der neuen Variante zum Einsatz. Wo früher ein umfassendes Lager stand, ist heute nur noch ein Magnetfuß. Dort befinden sich 10 abstoßend gepolte Magneten und lassen das Lager schweben. Wie er es hinbekommt, dass die Vorrichtung nicht schwingt, bleibt sein Geheimnis, nur soviel verrät er: „Wenn’s schwebt, dann schwebt’s“, scherzt der Erfinder. Doch hinter dem unscheinbaren 50-Millimeter-Schwebespalt steckt viel Entwicklungsarbeit.

Über 30 Modellversuche waren nötig, um die Kräfte der Magneten richtig auslegen zu können. Die Modelle wurden mit einem 3D-Drucker gedruckt. Kleinere Magneten dienten als Prototypen für die großen 60x60x100 cm Varianten. Immerhin 2,5 Tonnen können die Magneten im Original permanent halten. Um die Maschine weltweit herstellen und vertreiben zu können, suchen die Hagenbrunner derzeit noch nach einem geeigneten Industriepartner. Khu hat sein Non-Plus-Ultra gefunden. Die Maschine, die schwebt und das für die nächsten 700 Jahre, so die Halbwertszeit der Magneten.