Kaeser Kompressoren : Kaeser macht Druckluft zum Datenstrom

Heinz Farthofer
© Kaeser Kompressoren

Herr Farthofer, als echtes Urgestein in der Geschichte von Kaeser. Was ist strategisch altbwährt und was neu?

Farthofer: Bei Kaeser ist Energieeffizienz Chefsache. Damit ist unser Leitmotto „Mehr Druckluft mit weniger Energie“ altbewährt. Wenn ich die ersten Kompressoren mit den jetzigen Modellen vergleiche, ist uns ein Sprung von rund 20 % Einsparungen gelungen. Neu sind sicher Aspekte, die im Zusammenhang mit Industrie 4.0 auftauchen. Wie wird der Trend Industrie 4.0 für die Druckluftbranche greifbar?

Farthofer: Wir wollen unsere Produkte dahingehend weiterentwickeln, dass eine Datenanbindung überall möglich wird. Ein gutes Beispiel ist der Sigma Air Manager, eine Verbundsteuerung, die maschinenübergreifend Druckluft managed. Die Steuerung analysiert permanent sämtliche Betriebsdaten der Anlagen, simuliert Schaltungsalternativen und errechnet die optimale Kompressoren-Kombination. Sie ist quasi der Dirigent eines Orchesters und weiß genau welche Anlagen wann wie benötigt werden und wie diese mit den restlichen zusammenspielen sollen. Wenn vom Betreiber gewünscht, können die Betriebsdaten der Druckluftstation über eine Breitbandverbindung sicher an unser Daten Center übertragen werden. Dies ermöglicht zusätzlich eine Ferndiagnose und damit eine vorausschauende und bedarfsorientierte Wartung. Kaeser war vor einem Jahr aufgefallen mit „Wir verkaufen keine Kompressoren mehr, sondern Druckluft“. Die Message dahinter war das Contracting Modell „Sigma Air Utility“. Wie wurde das angenommen?

Farthofer: Contracting an sich ist nichts Neues. Das Thema hat nur stark zugenommen, weil sich unsere Kunden lieber auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. „Leasingmodelle“ von Druckluftstationen hatten wir schon zur Jahrtausendwende. Doch im Fall der Sigma Air Utility gehen wir einen Schritt weiter. Unsere Contracting Stationen sind nämlich an unser Data Center angebunden. Das heißt wir haben unsere Anlagen 24 Stunden pro Tag, 365 Tage im Jahr permanent im Blick. Jede Störmeldung kann sofort behandelt werden. Rein personaltechnisch, also mit Technikern vor Ort, wäre das nicht zu bewerkstelligen. In der Zwischenzeit betreiben wir Sigma Air Utility Anlagen mit einer installierten Leistung von rund 7.000 Kilowatt. Was macht Kaeser anders als der Mitbewerb? Energieeffizienz heften sich auch andere auf die Brust.

Farthofer: Es stimmt, dass heute viele Anbieter versuchen das Thema Energieeffizienz aufzugreifen. Unsere Produkte sind jedoch bereits seit jeher durch deren besondere Energieeffizienz bekannt. Dank der bei Druckluftkompressoren anzuwendenden Norm ISO 1217 sind Kunden heute in der Lage Vergleiche unter den Anbieter selbst durchzuführen. In der ISO 1217 ist exakt geregelt wie Daten anzugeben sind. Aus den Daten lässt sich eine entsprechende Energiekennzahl - wir nennen sie branchenintern die "spezifische Leistung" errechnen. Das ist nichts anders als der Energieverbrauch pro erzeugter Liefermenge Druckluft (kW/m³/min). Diese Werte sind stark von der Kompressorengröße abhängig, aber für eine mittlere Druckluftanlage als guter Richtwert 5,5 bis 6,5 kW/m³/min. Mit welchen Prachtstücken wird uns Kaeser heuer noch überraschen?

Farthofer: Bis Ende des Jahres wird es neue Schraubenkompressoren der DSDX Baureihe im Leistungsbereich zwischen 132 kW und 160 kW geben. Gegenüber den Vorgängermodellen wird eine Effizienzsteigerung von nochmals 5 % erreicht. Verraten Sie uns noch einen Ihrer neuesten Kunden?

Farthofer: Erst unlängst nahm eine Sigma Air Utility Station bei Veitsch Radex in Radenthein, Kärnten, einem Hersteller von Feuerfestprodukten, den Vollbetrieb auf. Dort stehen 6 Schraubenkompressoren des Typs DSD 202 mit je 110 kW Nennleistung und sorgen für eine Druckluftliefermenge bis zu rund 120 m³/min.