Abfüllanlage : Kärntner Apo Saft betreibt Anlagenunikat
Flasche für Flasche schlängelt sich durch die computergesteuerte Abfüllanlage der Kärntner Apo Saft. Seit 2015 ist dort ein Anlagenprototyp der besonderen Art in Betrieb und sorgt für das Befüllen von bis zu 12.000 Flaschen pro Stunde. Die Investition von einer Million Euro war für 15-Mitarbeiter-Unternehmen eine große Investition, für die es am Anfang gar nicht so gut aussah und das nicht aus finanziellen Gründen. Adolf Unterlerchner, der das Unternehmen gemeinsam mit seinen Söhnen Wolfgang und Alexander führt hat sich mehrere Anbieter angesehen, vor allem in Deutschland. „Viele haben uns gesagt, sie können die Anlage nicht als eine einzige bauen“, so Unterlerchner. Aber von ihrer Idee einer vollautomatischen Multifunktionsanlage für heiß, kalt, schäumende Säfte rückten die Kärntner nicht ab. Heute haben sie so einen Prototypen in ihrem Werk stehen. Gebaut von Tschechen mit Komponenten aus Deutschland.
Tschechische NATE baut Anlage
Es habe gedauert, bis Apo-Saft den richtigen gefunden hatte. Haute lacht Unterlechner, denn es war das tschechische Unternehmen NATE, das sich schlussendlich an das Projekt herantraute: „ Wir haben jetzt eben deutsche Komponenten, die in Tschechien zusammengebaut wurden“, lacht der Gründer. So stammen der pneumatische Part von Hoerbiger, die optischen Abstandssensoren von Leuze electronic, die Steuerung von Siemens. Gerade dort handelt es sich mit der „S7-200“ um ein erprobtes Modell, das häufig in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommt. „Sie sorgt unter anderem dafür, dass der Höhenstand der Flüssigkeit in der Flasche mit einem Infrarot-Sensor kontrolliert wird“, erklärt Unterlerchner.
Multitalent für Losgröße 1
Bei der Konzeption sei die große Herausforderung gewesen, dass viele verschiedene Obst- und Saftarten von der Anlage verarbeitet werden. Im Normalfall baut man solche Anlagen für eine spezielle Verwendung, wie dem Abfüllen von kohlesäurehaltigen Getränken oder Fruchtsäften. Hier wurde aber „eine für alles“ benötigt, die bei Bedarf auch Losgröße 1 herstellen kann. „Es wäre aus Platz- und Kostengründen gar nicht möglich gewesen, mehrere Anlagen bei uns unterzubringen.“, so Adolf Unterlerchner. Auch logistisch wäre das undenkbar für ein kleines Unternehmen wie Apo-Saft. Die Getränkeabfüllung bleibt ein komplexes Feld: „Manche Getränke schäumen sehr stark, andere wiederum gar nicht. Die einen müssen heiß abgefüllt werden, die anderen kalt. Und oft sind die Wechsel zwischen den Sorten schnell, langes Umrüsten funktioniert da nicht.“ Im ersten Jahr war das Arbeiten mit der neuen Anlage herausfordernd, nicht alles habe auf Knopfdruck geklappt, „aber das liegt halt an unseren Rahmenbedingungen. Wir können nicht alles planen und eine so komplexe Maschine muss man an die Arbeit in der Praxis anpassen.“
Keine Fehlertoleranz
Die Erwartungen der Unterlerchners an die Anlage waren von Anfang an groß, schließlich gibt es für Fehler keinen Spielraum in der Getränkeindustrie. „Lebensmittelsicherheit ist für uns das oberste Gebot“, bringt es der gelernte Fruchtsafttechniker Wolfgang Unterlerchner auf den Punkt. Er ist derjenige in der Firma, der die neue Anlage am besten kennt: Mit kritischem Blick verfolgt er, wie die Flaschen vollautomatisch gereinigt, überprüft, nach oben gehoben, befüllt, verschlossen und etikettiert werden. „Jeder Arbeitsschritt muss perfekt passen“, sagt er. Das beginnt bei der Reinigung: Optische Sensoren überprüfen mit Hilfe von CCD-Kameras bei jeder einzelnen Flasche, ob Boden, Flaschenhals und Flaschenwand vollkommen sauber sind. Fehlerhafte oder schmutzige Flaschen werden aussortiert und die Daten auf den Kontroll-Touchscreen gesandt, über den alle Funktionen und Fehlermeldungen verfolgt werden können. Und das macht Wolfgang Unterlerchner rund um die Uhr, denn „die Qualitätssicherung ist entscheidend für unseren Erfolg.“
Für Russland und Singapur
Sein Vater Adolf sieht in der Zwischenzeit in der gesamten Produktionshalle nach dem Rechten. Er kann zu jedem Werkzeug, jedem Mitarbeiter und jeder abgefüllten Flasche eine Geschichte erzählen. Dort sind die Energy Drinks, die Apo Saft für ein Schweizer Unternehmen abfüllt, da die Sauerstoffgetränke für Russland und Cocktail-Mixgetränke für Singapur. „Wir haben viele internationale Kunden. Lohnfüllung ist für uns ein wichtiges Thema: Wir schaffen damit unsere Maschinenauslastung“, erklärt der Senior-Chef. Sein Herz schlägt jedoch für die eigene Marke. Mit dem „Apo Saft“-Etikett werden unter anderem Fruchtsäfte, Limonaden, Mineralwasser und Eistee beklebt. Ein gutes Getränk alleine reiche aber nicht, sagt er: „Man muss auch immer mit der Zeit gehen. Nicht jeden Trend mitmachen, aber die Trends erkennen – das ist es.“ Genau das gelang ihm beim naturtrüben Apfelsaft, den er vor 17 Jahren auf den Markt brachte: Damals haben viele den Kopf geschüttelt - „Was willst denn mit der trüben Suppe?“ Aber der Millstätter Unternehmer ließ sich nicht beirren, erklärte die Vorteile des hochwertigen Produkts – und hatte schließlich Erfolg. „Heute trinkt jeder naturtrüben Apfelsaft, es ist eines unserer wichtigsten Produkte.“