Nischenchampion : Hirsch Servo: Wie die Kärntner Fisch für Norwegen verpacken

1972 verließen die ersten EPS-Transportschutzverpackungen das Hirsch Servo-Werk in Glanegg. Seitdem hat sich die Produktpalette deutlich erweitert: Heute werden die unterschiedlichsten Produkte in verschiedenen Materialdichten hergestellt. Eine höhere Materialdichte ist beispielsweise dann von Vorteil, wenn es um das Stapeln von schweren Produkten geht oder bei Schutzkomponenten für den Menschen, wie beim Aufprallschutz für Sturzhelme. Oft geht es bei Hirsch darum, individuelle Lösungen zu entwickeln. Dabei wird in enger Abstimmung mit den Kunden gearbeitet. Denn die Verpackungen müssen maßgenau sein und perfekt sitzen, damit sie empfindliche Produkte beim Transport schützen können. Weder Erschütterungen noch Temperaturschwankungen dürfen zu einem Problem werden. Und deshalb fließen auch viele Stunden in die Entwicklung, bis eine neue Verpackung entworfen und hergestellt ist. Aus EPS lässt sich aber noch mehr machen als nur Verpackungen. So nutzt die Elektronikbranche die Hirsch-Produkte für ihre Fertigungsstraßen: Um hochempfindliche Elektronikbauteile vor statischer Elektrizität und Interferenz zu schützen, werden Boxen und Regale in antistatischer Ausführung eingesetzt.

Dieses Know-how hat auch zu einem zweiten Standbein für das Unternehmen geführt: Es werden auch Maschinen und Werkzeuge für die weltweite EPS-Industrie hergestellt. Und davon gibt es viele, denn bis aus expandierbarem Polystyrol ein handfestes Produkt hergestellt ist, sind etliche Arbeitsschritte nötig. Allein für den ersten Produktionsschritt, das Vorschäumen, bietet Hirsch zehn verschiedene Vorschäumertypen – darunter die weltweit einzigen Vakuum-Vorschäumanlagen – an. In diesen Anlagen werden die weißen Kügelchen erwärmt, wodurch sie sich auf das bis zu Fünfzigfache ihres Volumens vergrößern. Das ist auch die Besonderheit des Werkstoffes: Es besteht schlussendlich nur zu zwei Prozent aus expandierbarem Polystrol (EPS). Der Rest ist Luft. Das macht die Verpackungen leicht und für viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten tauglich.

Dementsprechend bunt ist die Liste an Anlagen, die in den vergangenen Jahrzehnten von Hirsch entwickelt und aufgestellt wurden. Eine ist beispielsweise in Norwegen im Einsatz, wo sie rund 12.000 Fischboxen samt Deckel pro Tag herstellt. Mit einem anderen Kunden wurde ein innovatives Produktionsverfahren entwickelt, bei dem die automatische beidseitige Verstellung der Stärke der zu produzierenden Dämmplatten innerhalb weniger Sekunden möglich ist. Und haben Sie schon einmal etwas von Noppenplatten gehört? Wenn Sie Installateur sind, dann sicher: Es handelt sich dabei um Systemplatten für hochwertige Flächenheizungssysteme, bei denen Hirsch einer der führenden Hersteller in Europa ist. Diese Platten werden gern verwendet, weil sie Trittschallschutz und Wärmedämmung bieten – und individuell auf die Rohre abgestimmt werden können. Insgesamt hat Hirsch bereits über 50 Millionen Quadratmeter dieser Fußbodensystemplatten verkauft.

Über die Jahre hat sich nicht nur das Produktportfolio des Unternehmens erweitert, sondern auch das Unternehmen ist gewachsen: Mittlerweile hat die HIRSCH Servo Gruppe 700 Mitarbeiter in zwölf Produktionswerken in Österreich, Ungarn, Polen, Rumänien, Slowakei und der Ukraine. Dazu kommt ein Vertriebsbüro in China sowie ein Servicebüro in Amerika. „Wir haben die Werke vor Ort erreichtet, um unseren Kunden optimales Service bieten zu können“, erklärt Vorstand Harald Kogler. Außerdem machen weite Transportwege bei EPS-Produkten wirtschaftlich wenig Sinn, von den jeweiligen Werken werden Betriebe und Händler im direkten Umfeld beliefert.