Zukäufe : Google kauft Roboter: Boston Dynamics war nur der Anfang

Boston Dynamics Roboter
© Boston Dynamics

Google, weltumspannender Internet-Multi, hat Ende 2013 acht Roboterfirmen gekauft, darunter Boston Dynamics, die bisher vor allem für das US-Militär gearbeitet hatten. Offizielle Kommentare sucht man vergebens, dafür blühen die Spekulationen. Selbst die Bildzeitung warnte im April vor „Google’s unheimlicher Armee“ und die Deutschen Wirtschaftsnachrichten beschwören eine Roboterinvasion: „Google kauft die schnellsten Killer-Katzen der Welt“ titulierten sie im Dezember. Fakt ist, dass Boston Dynamics federführend für einige der besten Lauf-Roboter weltweit ist. Gegenüber der „New York Times“ erklärte Andy Rubin Ende 2013, damals noch Leiter von Google’s Roboter-Abteilung, allerdings, dass das Unternehmen den Alltag der Menschen einfacher machen wolle. Doch mit den jüngsten Käufen steht eines fest: Es ist die Industrie, die der Megakonzern im Auge hat und das sorgt für Trubel unter den alten Platzhirschen der Branche.

Home-Invasion als Ziel?

Auf der einen Seite positiv sieht diese Entwicklung Michael Zillich, CTO von Blue Danube Robotics: „Google’s Einkaufstour von bedeutenden Robotik Firmen ist einerseits sicher ein positives Signal an die Branche.“ Für ihn ist dies Entwicklung auch die Chance, Robotik im Alltag zu etablieren: „Es zeigt, dass Robotik demnächst auch außerhalb klassischer Industriebereiche wachsen wird“. Dann wird der Robotik-Experte aber kritisch: „Was genau Google damit vorhat, wissen wir allerdings noch nicht.“ Seine Zukunftsvision für Google's Roboterzukunft sieht er in größerem Zusammenhang: „Andererseits ist natürlich eine solche Konzentration in einem ohnehin schon mächtigen Unternehmen auch etwas bedenklich.“ Die Vision vom Big Brother ist daher nicht weit: „Google kennt unser Surf-Verhalten, mit dem Kauf von Thermostat-Hersteller Nest kennt Google jetzt auch unser Wohn-Verhalten“, so Zillich’s Analyse, „Wenn in nicht allzu ferner Zukunft Google Roboter zu Hause herumfahren sollten, dann weiß Google noch mehr von uns.“ Seine Empfehlung: „Man darf also gespannt und wachsam bleiben!“

Von Skepsis bis Zustimmung.

Ronald Naderer, CEO von FerRobotics, bewertet die Entwicklung bei Google ebenfalls skeptisch: „Ich persönlich hätte nicht erwartet, dass Google in Richtung Hardware geht. Aber das passiert offensichtlich sehr konsequent“. Sinn und Zweck sind für ihn nicht absehbar: „Klar ist für mich noch nicht, welche Strategie und welches Ziel wirklich dahinter steckt“. Vermutungen darüber lehnt Naderer aber ab: „Das bleibt abzuwarten, alles andere ist Spekulation“. Gelassener sieht Dieter Pletscher, Area Sales Manager DACH, Universal Robots, das Thema: „Der Erwerb der Roboterfirmen durch Google ist aus unserer Sicht aber nicht kritisch zu bewerten, sondern unterstreicht nur die Relevanz von Robotik“. Sein Statement ist ein durchwegs positives: „Google ist ein Unternehmen, das für Innovationen steht – weltweit. In wenigen Jahren werden viele andere Unternehmen nachziehen – denn die Bedeutung von Robotik erhöht sich weiter.“ Helmut Nöhmayer, Teamleitung Robotics & Assistiv Systems bei Profactor, analysiert die Strategie des Internetkonzerns aber ebenfalls mit Skepsis: „Google sucht technologische Firmen, um sie einzugliedern und so seine Datenzugänge weiter zu verbreitern.“ Es geht dabei „nicht nur um Information, sondern um physische Objekte, die Situationen erfassen“, so Nöhmayer, „eine Robotik Service-Ebene daheim wäre ein weiterer Kanal in der Google-Datenwelt.“