Fachkräfte : Generation Z: Sicherheit, Struktur und Sinnerfüllung
FACTORY: Herr Mahlodji, viele Unternehmer bleiben auf ihren Lehrstellen sitzen. Woran liegt das?
Ali Mahlodji: Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind. In der Vergangenheit hat das oft mehr Wohlstand bedeutet. Der war damals aber mit mehr Bildung, also einer Matura oder einem Studium, verbunden. Heute ist das anders: mit einer Lehre, als Facharbeiter, verdient man oft mehr als jemand, der studiert hat. Aber das alte Bild ist noch in den Köpfen vieler verhaftet….
F: Das heißt, die Eltern sind der Schlüssel, um an Lehrlinge heranzukommen?
Mahlodji: Genau. Man muss den Eltern zeigen, wie sich die Arbeitswelt verändert hat. Und sie von der Kategorisierung wegbringen, dass die Lehre zwar gut, aber die Matura besser ist.
F: Für die Generation Y, die so genannten Millenials, waren und sind unter anderem eine ausgewogene Work-Life-Balance, Flexibilität und persönliche Freiheit wichtig. Aber wie sieht es mit der Generation Z, also jenen, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind, aus?
Mahlodji: Die Generation Z will wieder mehr Sicherheit, Struktur und Sinnerfüllung. Und so müssen die Unternehmen auch an sie herangehen.
F: Was bedeutet das genau?
Mahlodji: Es gibt Unternehmen, die fragen ihre Lehrlinge, wie sie andere erreichen könnten. Das ist gut, denn sie müssen sich dafür ja auf deren Lebenswelt einstellen. Jeder Chef sollte sich auch überlegen, wie er mit Lehrlingen interagiert und was er von ihnen lernen kann. Darüber hinaus ist es wichtig, Lehrlinge und ihre Ideen vom ersten Tag an ernst zu nehmen. In Deutschland gibt es einen Bäcker, der lebt das. Hat ein Lehrling eine Idee für ein neues Gebäck, wird das hergestellt und eine Woche im Testbetrieb verkauft. Kommt es gut an, bleibt es im Sortiment.
Danke für das Gespräch!
Über Ali Mahlodji:
Sein Lebens- und Karriereweg zeigt, dass es nicht immer der direkte Weg ist, der einen zum Traumjob bringt. Nach Abbruch der HTL hat er es zum Produktionsleiter geschafft, die Matura in der Abendschule nachgeholt und anschließend am FH Technikum Wien sein Studium abgeschlossen. Später war er an einem Gymnasium als Lehrer tätig und beobachtet, wie sehr Schülerinnen und Schüler damit zu kämpfen hatten die richtige Berufswahl zu treffen.