Leitfaden : Fünf Faktoren: Auf was kommt es bei Intralogistik-Investitionen an
Faktor 1: Prozesse absichern
Investitionen in die Intralogistik sollten nicht primär mit einem definierten Budget angegangen werden, um dann zu schauen, was man dafür bekommt, sondern vielmehr geht es darum, was mit der Investition erreicht werden soll. Outsourcing kann sich lohnen.
Für Produktionsbetriebe stehen meist Prozesssicherheit und Qualität in der Intralogistik ganz oben auf der Liste der Wichtigkeiten. Hersteller brauchen Sicherheit bei der Rohstoffversorgung und das häufig rund um die Uhr an beinahe jedem Tag im Jahr. Ein 24 Stunden/7 Tage-Modus stellt höchste Anforderungen an die logistische Planung und Steuerung. Diese im Haus zu haben scheint in vielen Fällen die bessere Lösung zu sein als das Rohstofflager auszulagern an externe Dienstleister. Schmid: „Beim Outsourcing muss der Produzent sein Lager mit dem Dienstleister synchronisieren“ sonst kann es schnell zu Problemen kommen. Mitunter muss nicht gleich groß investiert werden, sondern müssen nur vorhandene Potenziale erkannt und genutzt werden. Beispiele aus der Beratungspraxis zeigen was möglich ist. Ein Unternehmen wollte sein Lager erweitern, weil die Kapazitätsgrenzen erreicht waren. Also wurde die aktuelle Lagerbewirtschaftung auf den Prüfstand gestellt und wurde sichtbar, dass 31 Prozent des vorhandenen Lagers nicht optimal genutzt wurde, weil verschiedene Prozesse im Produktmanagement und auch im Lager nicht optimal abgelaufen sind. Fazit: Das Lager baulich zu erweitern war nicht notwendig, weil erst mal die entdeckten 31 Prozent verfügbar gewordenen Kapazitäten genutzt werden und erst dann über eine Expansion nachzudenken ist.
Faktor 2: Abhängigkeiten minimieren
Die Intralogistik von Rohmaterial oder Halbfertigprodukten auszulagern hat meist keinen Sinn. Investitionswilligen Unternehmen ist zu raten vom Großen ins Kleine zu denken.
Damit ist gemeint: Zuerst sollten solide Planungsunterlagen, sprich Kennzahlen aus dem Unternehmen auf dem Tisch liegen, müssen die Rahmenbedingungen auslotet und Mengengerüste definiert werden. Darauf aufbauend werden unterschiedliche Szenarien entwickelt und dafür Lösungen konzipiert. Auf Basis der in Frage kommenden Szenarien sollte dann die Geschäftsführung entscheiden, welche Ansprüche das Investment erfüllen soll wie beispielsweise Prozesssicherheit, Unabhängigkeit von externen Logistik-Dienstleister, Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit oder hohe Verfügbarkeit der Produktionsmittel. Steht das fest dann soll die Entscheidung über das Budget getroffen werden. Dabei kann eine große Lösung mit kräftigen Kapitaleinsatz die bessere sein oder auch die Minimum-Variante mit einem großen Outsourcing-Anteil und daher höheren variablen Kosten. Investitionen müssen sich betriebswirtschaftlich rechnen. Sollen die Fixkosten nicht zu hoch sein und will man das Risiko minimieren wird die Entscheidung wohl in Richtung höherer variabler Kosten gehen.
Faktor 3: Skalierbarkeit bedenken
Die Skalierbarkeit spielt bei Intralogistik-Investments eine wichtige Rolle. Daher ist es wichtig bei Investitionen in ein Lager heute die nächsten möglichen Erweiterungen strategisch einzuplanen.
Schmid habe noch kein Unternehmen kennengelernt, dass nicht weiter wachsen wollte. Die Lieferanten von Intralogistik-Equipments wissen das und bieten bereits sehr innovative Produkte mit guter Skalierbarkeit. Expandieren ist statisch und dynamisch möglich. Ändert sich beispielsweise die Produkteanzahl dramatisch, muss mehr Lagerraum her, braucht es mehr Leistung, ist eine dynamische Expansion gefragt. Faktum ist, das die Bestellmengen immer kleiner werden, was die logistische Dynamik massiv steigert. Die Ursache dafür sind zusätzliche Service-Leistungen von Produzenten, zumal Waren heute immer austauschbarer werden und daher deren Hersteller mit mehr Service zu punkten und sich von Mitbewerbern abzugrenzen versuchen.
Faktor 4: Umwelt schonen
Energieverbrauch, ökologischer Fußabdruck und andere Ökö-Aspekte beeinflussen Investitionsentscheidungen viel mehr als angenommen.
Schmid: „Hier muss ich die Gewerkehersteller in die Pflicht nehmen, weil sie keine standardisierten Energieverbrauchsmodelle anbieten können.“ Auch die FEM-Richtlinien hinkten hier noch etwas nach. Welche Energie die Fördertechnik oder andere Komponenten verbrauchen ist nicht transparent und selbst beim Nachrechnen mit einem Elektrotechniker „sind wir bei zwei Projekten nicht schlau geworden wie viel Energie das installierte Equipment wirklich verbrauchen wird.“ Das erinnert an die aktuelle Abgasdiskussion in der Autoindustrie, wo sich Laborwerte offenbar sehr von den tatsächlichen Emissionen unterscheiden und für den Nutzer nicht nachvollziehbar sind.
Faktor 5: Automatisierung überdenken
Menschliche Arbeitskraft kostet Geld und sie durch automatisiere Prozesse zu ersetzen ist dann sinnvoll, wenn die Arbeit die Gesundheit der Mitarbeiter tangiert.
Hier in Maschinen zu investieren ist erstrebenswert auch wenn sich das Investment auf dem ersten Blick nicht rechnet und einem betriebswirtschaftlichen Mitteleinsatz widerspricht. Doch sind den technischen Möglichkeiten auch Grenzen gesetzt, wenn beispielsweise die Ware maschinell zur Person kommt und dafür im Lager nur gegrenzte Kapazitäten zur Verfügung stehen. Hier bildet die dynamische Kapazität der Automatik den Engpass, ein vermehrter Mitarbeitereinsatz würde nichts bringen.