Clean Production : EVVA: Wiener bauen schmieröllose Rundtaktmaschine

EVVA Felix II
© Elisabeth Biedermann

Im 3-Schicht-Betrieb fertigt Felix II täglich 15.000 Zylinderprofile. Die Rundtaktmaschine im zwölften Wiener Gemeindebezirk schafft damit Traum-Taktzeiten zwischen fünf und zehn Sekunden. Was sich schön liest, wird aber noch von einem Clean-Production-Ansatz getoppt. Indem Felix II völlig ohne Schmieröl und Emulsion arbeitet, spielt er den Wiener Schlüssel- und Schließzylinderexperten von Evva einen echten Trumpf in die Hand. Denn diese ersparen sich nicht nur das Reinigen der Teile und Verkehrswege sondern können auch sämtliche Buntmetallspäne sortenrein zurück in den Fertigungsprozess führen. Trotz dem Verzicht auf Öl oder Emulsion schaffen es die Wiener mit einem cleveren Trick ihre Werkzeuge zu kühlen. Damit beweisen sie einmal mehr, das auch sie das Zeug zum Sondermaschinenbau haben.

Spezialschliff an den Werkzeugen

Zwei Jahre dauerte die Entwicklung von Felix II und war dennoch jeden Euro der drei Millionen wert. Auf 15 Metern Länge durchläuft das Rohmaterial, meist Messing, rund 20 Stationen bis am Ende das fertige Profil-Gehäuse aus der Maschine purzelt. „Felix setzt sich dabei aus quasi zwei verketteten Maschinen zusammen“, erklärt Martin Staudigl, Projektleiter und Verantwortliche für die neue Maschine. Schon 2011 machte Evva auf sich aufmerksam, denn Felix II war nicht die erste schmieröllose Maschine der Wiener. Nike Valerie, eine Maschine zur Schlosskernbearbeitung, stellte den ersten Meilenstein.

Wurde Felix II auch von einem Spezialmaschinenbauer gebaut, steckt dennoch sehr viel Evva-Know-how darin. Gerade was die rund 30 Sonderwerkzeuge zur Bearbeitung der Gehäuse betrifft. „Das ist ein Wissen, das wir nur ungern außer Haus geben“, so Staudigl. Die Kunst warum die Rundtaktmaschine ganz ohne Öl oder Emulsion auskommt, liegt in der Geometrie der Bearbeitungswerkzeuge. „Die sind so geschliffen, dass die Wärme nicht am Werkzeug bleibt“, erklärt der Projektleiter. Diese speziellen Winkel der Werkzeuge haben aber noch einen weiteren Vorteil: Die Spanabfuhr. Evva produziert quasi keinen Ausschuss. Alle Buntmetallspäne gehen dank Trockenbearbeitung sortenrein zurück an den Materiallieferanten. „Dieser schmilzt diese wieder ein und kann den Wertstoff damit wiederverwenden“, so Staudigl.

35 Tonnen Evva-Know-how

30 Jahre soll Felix II im 3-Schicht-Betrieb durcharbeiten. Ein Monat hat er schon absolviert. Die Motorspindel wird dabei von einer Leistungssteuerung kontrolliert. Im Inneren überwachen Sensoren den Bruch und die Abnützung der Werkzeuge. Die Steuerung selbst ist eine Eigenentwicklung des Sondermaschinenbauers. Trotz Siemenskomponenten im Hintergrund ist diese rund 40 Prozent schneller als die gängige Marktvariante. Der Grund warum Felix II eine solche Steuerung besitzt, liegt am Leanansatz des Unternehmens. Noch mag Felix nicht intelligent sein, „soll es aber bald werden“, so Staudigl. Bis 2020 wollen die Wiener ihr Unternehmensziel der Digitalisierung wahr werden lassen, um dann auch präventiv ihre Maschinen warten zu können.

35 Tonnen bringt Felix auf die Waage. „Das ist wichtig, damit keine Vibration die Gehäusebearbeitung stört“, erklärt Staudigl. Auch wenn die Rundtaktmaschine selber keine Paradestromwerte liefert, immerhin frisst Felix fasst 150 Kilowatt pro Stunde, haben sich die Wiener dafür längst was einfallen lassen. Derzeit laufen parallel rund 25 Projekte, um die Energiebilanz aufzupeppen. Von einer Photovoltaikanlage über LED-Beleuchtung bis hin zum Tausch von 90 kW Kompressoren in eine 30 kW Variante, sorgt Evva am ganzen Wiener Standort für energietechnische Prachtwerte .