EVVA : EVVA baut seine Maschinen selber

Steinbauer
© EVVA

Es war eine Sonderlösung, die Christian Steinbauer schlaflose Nächte besorgte. „Da waren einige Erfahrungen dabei, die wir einfach erst sammeln mussten“, erinnert sich der Maschinenbaukonstrukteur bei EVVA. „ Trotzdem stand eines nie zur Debatte: Die Vergabe an Externe. Die „Erfindungs-Versuchs-Verwertungs-Anstalt“ (EVVA) bleibt damit ihrem Namen treu wie kein anderer. „Unser Wissen ist unser USP und das bleibt im Haus“, betont Steinbauer. Hand in Hand mit der Forschung und Entwicklungsabteilung entstand so eine pfiffige Sonderkonstruktion für das Bearbeiten der Zylinderkerne der Wiener Sicherheitsspezialisten: Das ICS-Schließsystems.

Bearbeitung des Herzstücks.

Dank einer einzigartigen Kombination von drei unterschiedlichen Sperrtechnologien bietet das Wendeschlüsselsystem ICS (Innen-Codiert-System) sehr hohen Schutz. „Die Schließberechtigungsabfrage erfolgt in drei Reihen durch insgesamt 13 gefederte Sperrstifte und zusätzlich durch das speziell geformte Längsprofil“, erklärt Steinbauer. Das Herzstück, der drehende Teil des Schlosses, wird dabei von einer speziellen Kernbearbeitungsmaschine fix-fertig produziert. Für Steinbauer und das EVVA-Maschinenbauteam eine Herausforderung, denn die Vorgaben der Betriebsleitung waren eindeutig: Modulbauweise. „ Es brauchte eine Lineartransfermaschine, die das um weitere Stationen erweiterbar ist“, so Steinbauer. Die Maschine ist damit sehr flexibel erweiterbar. Knackpunkt: Die Programmierung.

Die erste Maschine war das für Steinbauer nicht, denn schon seit den 70er Jahren baut EVVA seine Maschinen selbst, seit den 90er Jahren vermehrt mit Automatisierung. 2009 ließ die Maschinenbauabteilung von sich hören, als sie Nike-Valerie entwickelte. Eine Linear-Transfer CNC-Fräsmaschine, die Schloss-Zylinderkerne komplett bearbeitet. Der Clue dabei: Sie braucht weder Öl, Kühlmittel noch das Reinigungsmittel Perchloräthylen. Doch bei der Kernbearbeitungsmaschine galt es für Steinbauer neue Herausforderungen zu bewältigen. „Vor allem die Zuführung mit dem Roboter in Einklang mit dem Kamerasystem zu bringen, war eine harte Nuss“, erinnert sich Steinbauer. Das Kamerasystem von Cognex und der Stäubli-Roboter wurden getrennt gekauft. „Beide hatten eine eigene Software, die es zu programmieren galt“, so Steinbauer. Die Kamera erkennt dabei die Ausrichtung des Kernes, den der Roboter danach in die Maschine einlegt. „Es war vor allem schwierig die verschiedenen Oberflächenbehandlungen mit einem Kamerasystem zu händeln“, so Steinbauer. Geholfen hat dabei die Bildverarbeitungsabteilung von Reliste. Thomas Koglbauer erinnert sich noch gut an die Baukunst der Wiener. „Für den Stäubli-Roboter gab es eine fix-fertige Kameraschnittstelle für die Kommunikation und wir mussten nur mehr das Kameraprogramm nach den Wünschen von EVVA erstellen“, so der Leiter der Bildverarbeitungsabteilung bei Reliste.

EVVA ist peinlichst genau.

Die ersten Nullserien wurden dann Anfang des Jahres 2013 gefahren. „Und da ist EVVA peinlichst genau“, kennt Steinbauer seine Betriebsleitung. „Immerhin ist das USP Sicherheit und da darf kein Fehler passieren.“ Die Nullserien dauerten etwa zwei Monate. Im April 2013 war es dann soweit und Steinbauer konnte seine Kernbearbeitungsmaschine, offiziell der Fertigung übergeben. „und die läuft seitdem tadellos“, verkündet Steinbauer nicht ohne Stolz. Ob er schon am nächsten Werk bastle? Steinbauer lacht und lässt vermuten, denn Entwicklung neuer, innovativer Zutrittskontrollsysteme auf elektronischer Basis stehen bei EVVA fest am Programm.

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