Halbleiter : EU plant Halbleiter-Allianz gegen Chip-Mangel - Kreise
„Um vorne zu sein und nicht hinterherzulaufen, muss die Industrie in der EU bei digitalen Technologien wie Halbleitern, der Cloud, Quantentechnologie und Batterien schnell und ambitioniert handeln“, twitterte Breton nach dem Treffen. 22 EU-Mitgliedstaaten unterstützten seine Initiative für den Ausbau lokaler Produktion.
Die Chip-Industrie ist aus Kostengründen fast vollständig nach Asien abgewandert. Autobauer und andere Industriekonzerne ächzen derzeit unter der Halbleiter-Knappheit, die den erhofften Aufschwung nach der Corona-Pandemie zu bremsen droht. Mit einer europäischen Chip-Allianz ließe sich das künftig nach Ansicht der EU verhindern. Vier EU-Insider sagten, ein solches Vorhaben könne zum offiziellen EU-Förderprojekt (IPCEI) erklärt werden, was staatliche Zuschüsse und Vergünstigungen erleichtern würde und eine Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen ohne Kartellprüfung ermögliche. Die Pläne seien aber noch in einem frühen Stadium.
Verdoppelung des EU-Anteils am globalen Halbleiter-Markt
Die niederländische ASML bestätigte Gespräche unter Leitung von Breton. STMicro und NXP wollten sich nicht äußern, Infineon war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Das Ziel sei, den Anteil der EU am weltweiten Halbleiter-Markt bis 2030 auf 20 Prozent zu verdoppeln. Das ließe sich auch mit dem Bau einer Fabrik durch einen der außereuropäischen Chip-Riesen bewerkstelligen. Breton trifft sich heute mit Intel-Chef Pat Gelsinger und tauscht sich in einer Videokonferenz mit der Europa-Chefin der taiwanischen TSMC, Maria Marced, aus. Laut Diplomaten hat TSMC einer neuen Fabrik in Europa aber bereits eine Absage erteilt.
In EU-Kreisen stößt die Idee einer Chip-Fabrik in Händen eines amerikanischen oder asiatischen Konzerns aber ohnehin auf Missfallen. „Wenn wir den europäischen Unternehmen auf die Füße treten, glaube ich nicht, dass das unserer Unabhängigkeit etwas nutzt“, so ein französischer Beamter. Drei andere Mitarbeiter meinten, eine Partnerschaft unter Einschluss europäischer Chip-Hersteller wäre eine bessere Alternative. Zudem sei die Frage, ob es in der EU ohne Smartphone-Hersteller überhaupt genügend Abnehmer für die zusätzliche Kapazität gebe. Andere kritisieren Breton als Protektionisten und sehen keine Notwendigkeit für eine strategische Autonomie Europas. (apa/red)