Tech-Crasher : Eine Robotersteuer wäre der Ruin für viele KMUs

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In den letzten 15 Jahren wurden über zwei Millionen Industrieroboter verkauft, wie kann es nun sein, dass die Besteuerung eines Roboters plötzlich so ein riesiges Thema wird? Um diese Frage in den richtigen Kontext zu setzen, sollte man sich zuallererst schon fragen: Was ist eigentlich ein Roboter und wieso ist der Einsatz eines solchen auf einmal eine gesellschaftlich relevante Frage geworden? Wenn man nun – so wie ich - jede Lösung aus Soft- und Hardwarekomponenten, welche in der Tat menschliche Arbeitsplätze ersetzen könnten als Roboter bezeichnet, dann gebe ich zu, wird das Thema in der Tat richtig spannend. Mit dieser Betrachtungsweise kommen nämlich auf einmal auch Handelsplattformen wie Amazon, Zalando usw. ins Spiel. Denn es ist nun mal so, dass gerade E-Commerce menschliche Arbeitskräfte ersetzt. Zugegeben Apps und Webseiten sind nicht sofort als Roboter erkennbar, aber in Wahrheit arbeiten diese digitalen Händler rund um die Uhr, ohne Feiertage, ohne Ladenschlusszeiten, ohne Krankenstände und ohne Urlaube. Eben wie Roboter.

Robotersteuer als Ruin für KMUs

Industrieroboter mögen zwar noch vorwiegend Arbeitsplätze im Sekundärsektor (also der Industrie) ersetzt haben, diese wurde aber viel vom tertiären Sektor (dem Handel) aufgefangen. Die Frage, die sich stellt: Was soll aus den eliminierten Arbeitsplätzen im Handel werden? Sollen die alle zu IT-Speziallisten im „quartären Sektor“ werden? Wenn die deutsche Kanzlerin das Fach „Programmieren“ in die Grundschulausbildung integrieren will, ist dies sicher ein cleverer Schritt, aber diese digitale Transformation wird nicht so schnell gehen, wie sie und ihre Politik das gerne hätten.

Geht es um die Besteuerung von Robotern, bin ich ganz klar dagegen. Verstehe aber durchaus die Bedenken für die künftige Finanzierung unserer Sozialsysteme. Deswegen sehe ich die Lösung darin, Unternehmen zu besteuern, die durch den Einsatz von Robotern mehr und höhere Gewinne erzielen. Nehmen wir einen klassischen Klein- und Mittelbetrieb. Dieser hat Roboter im Einsatz, um überhaupt noch Produkte zu einem Preis herstellen zu können, die mit asiatischer Billigkonkurrenz konkurrieren können. Wenn dieses KMU angenommen 10.000 Euro Gewinn macht, dann ist es sinnbefreit dieses KMU mit einer Steuer pro eingesetzten Roboter zu belegen. Das kann nur dessen Ruin bedeuten.

Das Modell der lohnprogressiven Besteuerung

Wenn jedoch Konzerne wie Amazon, Zalando usw. durch E-Commerce im Internet Millionen-Gewinne erwirtschaften und dabei gleichzeitig in den Arbeitsmarkt eingreifen, dann sollte es schon im Interesse der Politik sein, diese Unternehmen jenseits der Mehrwertsteuer zu besteuern. Es ist an der Zeit unser gesamtes Steuersystem kritisch zu hinterfragen. Denn was spricht dagegen unser Modell einer lohnprogressive Besteuerung von Arbeitnehmern auch als Möglichkeit für eben diese Unternehmen heranzuziehen? Eine Frage der sozialen Gerechtigkeit sicher nicht.

Eine neue Form des Produzierens

Aber diese ganze Maschinensteuer als rein finanzielles Thema abzutun, wäre auch falsch. Ein Extremwert: Selbst wenn alle möglichen Arbeitsplätze durch Roboter ersetzt werden und unser Sozialsystem nur mehr über die Gewinne erfolgreicher Unternehmen gesichert werden würde, dann bliebe aber immer noch etwas übrig: Richtig, der arbeitslose Mensch. Die Chancen für den Menschen durch die Automatisierung sollte also gefördert werden. Wir als Individuen müssen unsere einzigartigen Fähigkeiten erkennen und lernen diese einzusetzen. Ein Roboter wird nie so gute sozial-kommunikative Fähigkeiten, so eine reflexive Klugheit oder organisch-mechanische Geschicklichkeit haben, wie der Mensch.

Was heute entsteht, ist einfach eine völlig neue Form des Wirtschaftens und Produzierens. Eine Transformation, in die sich der Mensch mit neuem Selbstbewusstsein einbringen muss. Denn was im Moment eher für Unruhe sorgt, könnte sich so bald in etwas Positives für die Gesellschaft verwandeln. Wenn wir das aber nicht bald erkennen, laufen wir Gefahr, dass die menschliche Arbeitskraft in einer Welt erweiterter Automatisierung nur mehr ein "Lückenfüller-Dasein" bildet. Frei nach dem Motto: „Noch werde ich gebraucht, aber bald wird mich ein Roboter gesteuert durch einen Ingenieur ersetzen.“ Das ist die falsche Sichtweise für Fortschritt. Schlussendlich bleibt der wahre Fortschritt jener, der von allen als solcher verstanden wird und nicht nur von Ingenieuren und Ökonomen. Und das hat freilich nichts mit der Besteuerung von Robotern zu tun.