Energie sparen : Ecosys: Steirer erfindet automatisierte Stromsparlösung für Industriebetriebe

Schon einmal berichtete FACTORY über den gewieften steirischen Energiesparer. Damals feierte Albert Jocham gerade einen energietechnischen Durchbruch bei seinem ehemaligen Arbeitgeber und Pilotkunden Holz-her Maschinenbau. Der Steirer entwickelte ein Modul, das automatisiert Energiefresser wie Licht, Heizung und Druckluftkompressoren steuert. Sind nämlich Produktionsstätten zwischenzeitlich nicht voll ausgelastet, „läuft meistens trotzdem alles weiter“, so Jocham. Ein unnötiger Stromverbrauch, dem der Steirer mit seiner Erfindung €cosys zu Leibe rückt. „Das System erkennt Stromverbraucher, die nicht mehr benötigt werden und nimmt diese automatisch außer Betrieb oder bringt sie in den Stand-by-Modus“, erklärt er. Nicht nur Pilotkunde Holz-her spart sich seitdem jährlich um die 45.000 Euro an elektrischer Energie. Auch bei anderen Kandidaten wie Scheicher Fertigungstechnik, dem Agrarspezialisten Bauer und dem Glasformenhersteller Omco regeln Jochams Module unnötige Stromverbraucher. Denn eines ist für den Steirer klar, bevor sich jemand nach alternativen Energiequellen umsieht, „sollte er seinen Verbrauch so effizienz wie möglich halten.“

€cosys steht für €nergy-Control-System und wurde zusammen mit den Gebäudemanagementspezialisten HMI Master entwickelt. Als Grundgerät wird in einem Schaltkasten ein easy-Masters Steuerungsmodul verbaut. Dieses Modul ist mit Schnittstellen zu EIB-KNX Bus, CAN-Bus, M-Bus ausgestattet. „Werden in einem Betrieb also mehrere Anlagen installiert, kommunizieren diese untereinander über Ethernet“, so Jocham. Auch über eine RS-485 Schnittstelle können entsprechende Ein- und Ausgabemodule angesteuert werden. Was wichtig ist, denn die Steuerung sammelt Daten über interne und externe Einflüsse. So ist sie mit einer Wetterstation verbunden, welche Informationen über Sonneneinstrahlung, Windgeschwindigkeit, Niederschlag und Außentemperatur liefert. Im Gebäude selbst liefern Temperatursensoren und Bewegungsmelder dementsprechende Informationen. Eine entsprechende Logik verarbeitet diese Daten und regelt die jeweilige Anwendung so energiesparend wie möglich. Das System kann auch redundant ausgeführt werden, was heißt, „dass alle Anwendungen auch manuell ein- und ausgeschaltet werden können“, erklärt Jocham.

Trotz der in sich stimmigen Erfindung, fehlte Jocham vor zwei Jahren noch der letzte Schliff zum energietechnischen Durchbruch, den er nun mit einer neuen Visualisierungslösung gefunden haben könnte. Um auch Nicht-Technikern ein Gespür für das Thema Energiesparen zu geben, entwickelte der Steirer „Atmosphere“, die Steuerkonsole von €cosys weiter. Sie soll nun die Einsparungen von Energie, Kosten und Emissionen nicht nur berechnen sondern vor allem auch visuell aufbereiten. Jocham will damit „ein aufkeimendes Bedürfnis“, wie er es nennt, von Unternehmen entdeckt haben. „Betriebe wollen auf anschauliche Weise ihre Errungenschaften für Energie und Umwelt der Öffentlichkeit präsentieren“, erklärt er. Genau das fehlte beim ursprünglichen €cosys Modul. Dieses Datenmonitoring soll aber nicht nur ein visueller Hingucker sein, im Gegenteil, Jocham spekuliert damit auf das Verbraucherverhalten seiner künftigen Kunden. So könnten energieintensive Prozesse erst dann gestartet werden, „wenn genügend Eigenenergie wie zB durch Photovoltaik vorhanden ist“, erklärt er. Für einen Produktionsbetrieb heißt das, dass er teuren Zukauf von Fremdstrom reduzieren kann. Mithilfe einer Software von HMI Master können also die neuen Varianten von Atmosphere sämtliche Energieprozesse wie Wärme, Wasser, Strom, Gas und Druckluft nun auch grafisch darstellen.

In drei Varianten will Jocham damit künftig auf den Markt: „€cosys500entry“ für Handwerksbetriebe sowie „advantage1850“ für Mittelständler, wobei „atmosphere4500professional“ das Flaggschiff der €cosys-Familie werden soll. Hier kommt Jochams Visualisierungsgedanke zur vollen Ausprägung. Im edlen Holzdesign soll die Projektionsfläche nicht nur alle Errungenschaften rund um das Thema Nachhaltigkeit zeigen, sondern auch als Präsentationsfläche für Produkte, Dienstleistungen und besondere Verdienste des Unternehmens dienen. Eben - „eine „Atmosphäre“ eines Produktionsbetriebes darstellen“, wie es Jocham nennt. Warum der Steirer von seiner Weiterentwicklung überzeugt ist? Weil sich ein namhafter österreichischer Anlagenbauer aufgrund des ersten Factory-Artikels an den Steirer wandte. Erst in diesem Gespräch erkannte Jocham, dass Betriebe durchaus ein Bedürfnis haben ihre Errungenschaften zu präsentieren. Bereits ab Sommer soll atmosphere4500professional in die Serienproduktion gehen.