JKU Linz : Die Mechatronik-Pioniere
Mit einem Festakt und der Verleihung des Ehrenringes der Johannes Kepler Universität an den Initiator des weltweit ersten Mechatronikstudiums, Peter Weiß, beging man am 3. März das 20jährige Jubiläum zur Mechatronik an der JKU in Linz.
Zum Auftakt wurde im Rahmen einer Pressekonferenz und in Anwesenheit von Beatrix Karl, Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung, sowohl die Geschichte des Studiums als auch dessen Zukunftsperspektiven diskutiert.
„Das Mechatronikstudium zeigt unter anderem, wie sehr die Johannes Kepler Universität und der Wirtschaftsstandort Oberösterreich wachsen“, zeigte sich Karl erfreut. „Die Universität Linz hat vor 20 Jahren das weltweit erste volle Universitätsstudium in Mechatronik ins Leben gerufen und damit erkannt, dass die Investition in einen zukunftsorientierten Bereich Aufschwung, Wachstum und neue Arbeitsplätze bringt. Heute hat die Mechatronik einen ausgezeichneten internationalen Ruf und ist nicht nur ein wichtiger Pfeiler des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Oberösterreich, sondern auch österreichweit eine bedeutende Forschungs- und Ausbildungsstätte.“
Den Erfolg lässt sich auch die Politik etwas kosten: Mit 39 Millionen Euro an zusätzlichen Generalsanierungsmitteln wurde das erste Science Park Gebäude für die Mechatronik an der JKU finanziert.
Optimale Studienbedingungen.
In Betrieb ist der Science Park seit 2009. Lehrenden wie StudentInnen stehen modern ausgestattete Räume sowie eine optimale Infrastruktur für Forschung und Lehre zur Verfügung. Die Mechatroniker sind aufgrund ihrer breit gefächerten Ausbildung die „Zehnkämpfer“ unter den Technikern. „Aufgrund der ausgezeichneten Studienbedingungen an der JKU kann eine umfassende technische Ausbildung auf höchstem internationalem Niveau angeboten werden. Die Zukunftsaussichten sind exzellent. Unsere Absolventinnen und Absolventen haben beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt und der Bedarf von Industrie und Forschungseinrichtungen ist höher als das Angebot. Die Betätigungsfelder werden deshalb nicht weniger sondern mehr. Die Entscheidung Mechatronik zu studieren, ist somit eine sichere Investition in die Zukunft“, sagt Andreas Springer, Sprecher der Mechatronik und Vorstand des Instituts für Nachrichtentechnik und Hochfrequenzsysteme.
Rund 800 Absolventen hat das Institut seit seiner Gründung hervorgebracht. „Jedes Jahr fangen rund 100 StudentInnen bei uns an. Wir könnten allerdings doppelt so viele brauchen“, verweist Springer auf die hervorragenden Jobchancen für Mechatroniker. „Leider herrscht an den Gymnasien noch immer die Meinung, dass man für das Studium möglichst eine HTL besucht haben sollte. Während aber HTL-Absolventen zu Beginn vielleicht in den Technik-Bereichen im Vorteil sind, haben Gymnasiasten oft mehr Kenntnisse in der Mathematik. Spätestens nach drei bis vier Semestern ist dieser Unterschied nicht mehr merkbar.“
Stichwort „interdisziplinär“.
Das alte Technik-Vorurteil gilt nicht nur in der Mechatronik schon lange nicht mehr. Der stark interdisziplinäre Ansatz, die erfolgreichen Kooperationen mit Partnern aus der Wirtschaft und Instituten wie dem Austrian Center of Competence in Mechatronics (ACCM) machen das Studium attraktiv. 13 Institute beschäftigen sich heute unter anderem mit elektrischen Antrieben und Leistungselektronik, Robotik, Regelungstechnik, Strömungslehre, technischer Mechanik sowie Mikroelektronik und -sensorik.
„Das ACCM wurde im Dezember 2007 von den drei Trägern JKU, LCM GmbH und vatron GmbH mit folgenden Zielen gegründet: Anwendungsorientierte Forschung mit international tätigen Unternehmen mit hohem Grundlagenforschungsanteil und grundlagennaher Entwicklung. Weiters wird ein Wissensdialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im Rahmen von Projekten und Workshops, Seminaren, Symposien und Kongressen in internationalem Kontext durchgeführt“, sagt Bernhard Zagar, wissenschaftlicher Sprecher des ACCM und Vorstand des Instituts für Elektrische Messtechnik.
Job-Out statt Drop-Out.
Während also pro Jahr 100 junge Menschen den Schritt in die Mechatronik tun, beenden rund 50 bis 60 jedes Jahr das Studium. „Im ersten Moment sieht das nach einer hohen Drop-Out-Rate aus“, erklärt JKU-Rektor Richard Hagelauer. „Aber viele Studierende beginnen schon während der Studienzeit für Unternehmen zu arbeiten und wechseln dann aufgrund ihrer Qualifikation ganz in die Arbeitswelt, ohne ihren Abschluss zu machen.“
Der Ausbau der Mechatronik an der JKU ist jedenfalls noch lange nicht abgeschlossen. „Wir planen gerade die Etablierung eines Instituts für Medizinmechatronik, eine logische Ergänzung des Mechatronikportfolios an der JKU. Auch die kooperative Forschung soll weiter ausgebaut werden. Hier setzen wir auf so genannte strategische Allianzen, also Kooperationen mit führenden Industrieunternehmen“, so Rektor Hagelauer.