Nachhaltigkeit : Die erste klimaneutrale Saftproduktion der Welt

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Die GEA Group AG übergibt als wesentlicher Projektpartner die Prozesstechnologie für die erste klimaneutrale Saftfabrik der Welt an innocent. Der Kunde ist die führende Smoothie- und Saftmarke Europas, dessen neue Fabrik in den Niederlanden durch ein konsequent verfolgtes Nachhaltigkeitskonzept wegweisend für künftige Anlagen in der Nahrungsmittelindustrie sein möchte. Die Produktionsstätte am Rotterdam Food Hub soll im Frühjahr 2022 offiziell eröffnet werden.

GEA ist im Neubauprojekt für die Prozess-, Kälte- und Wärmetechnologie zuständig und konnte dank der frühen Einbindung in die Entwurfsplanung zahlreiche innovative Verfahrensänderungen entwickeln, die maßgeblich zum Erreichen der Klimaziele von innocent beitragen. Für das intelligente Wärmepumpendesign gewannen GEA und innocent jüngst gemeinsam Gold im People's Choice Award des European Heat Pump Association (EHPA). Stefan Klebert, CEO GEA sagt: „Das innocent-Projekt belegt auf besondere Weise, wie wir unseren Unternehmenszweck, „engineering for a better world‘ umsetzen. Denn hier integrieren wir nicht nur die ressourcenschonendsten Technologien, sondern denken auch Abläufe und ihre Wärme- bzw. Kälteversorgung völlig neu. Gemeinsam mit innocent konnten wir die Grenzen der gewohnten Praxis für die Getränkeherstellung verschieben“.

Energiebedarf und Versorgung im Kreislauf

Weil üblicherweise ein Großteil der Energie für die Wärmeanforderungen in der Fertigung benötigt wird, arbeitete GEA intensiv an der Energie- und Ressourceneffizienz im Prozess. Im Planungsprozess hinterfragten die Projektbeteiligten jeden Arbeitsschritt: Können Prozesse bei niedrigerer Temperatur ohne Qualitätseinbußen ablaufen? Lässt sich das Wasser zum Pasteurisieren mit der Abwärme aus der Kälteanlage erhitzen? Zu welchen Temperaturen sind neue elektrische Wärmepumpen fähig? Wo ist Dampf als Medium wirklich notwendig? GEA hat für innocent den gesamten Prozess der Saftherstellung in seine Einzelteile zerlegt und neu zusammengesetzt. Gleichzeitig wendete GEA den SEnS-Ansatz (Sustainable Energy Solutions) an. Heiz- und Kühlbedarfe werden dabei direkt in der Planung der Anlagen mitgedacht – nicht erst im Nachhinein, wenn kaum noch Korrekturen möglich sind.

Prozess an Energieversorgung anpassen

Eine Wärmepumpe von GEA wird die Abwärme aus den Kühlsystemen zurückgewinnen und in anderen Prozessschritten wiederverwenden. So lässt sich die Temperatur für die Pasteurisierung von 95 auf 90 Grad Celsius senken und die Energiebilanz um drei Prozent verbessern. Dadurch konnte GEA eine Wärmepumpe einpassen, die zum Beispiel gefrorene Säfte mit warmem Wasser statt mit Dampf auftaut. GEA riet innocent zu zwei getrennten Heizkreisen für die Reinigungshygiene mit 65 Grad Celsius und 90 Grad Celsius, wo Pasteurisierung und Sterilisation ablaufen. Zudem wird innocent die Säfte bei höchstmöglicher Temperatur kühlen, denn jedes Grad Celsius, das weniger gekühlt werden muss, verbessert die Energieeffizienz um vier Prozent.

Durch die ganzheitliche Betrachtung der Prozesskette wird innocent den CO2-Fußabdruck substanziell senken, aber auch die anderen Parameter wie Wasserbedarf und Abfallaufkommen massiv beeinflussen. So werden Dichtungen auf natürliche Weise mit Zitronensaft statt Wasser gespült, denn der niedrige pH-Wert verhindert das Bakterienwachstum. GEA hat zudem eine automatisierte Cleaning-in-Place-Lösung entwickelt, die erstens die zu reinigende Fläche minimiert und zweitens die wegweisende Fluivac-Technologie von Fluidor integriert, welche Rohre mit Luft statt Wasser reinigt. Dadurch wird innocent 98 Prozent des Saftes aus der Prozessverrohrung zurückgewinnen, weniger Wasser und Chemikalien einsetzen sowie manuelle Arbeitsschritte und Ausfallzeiten der Produktionsanlagen verringern.

Vorbildcharakter für Getränkeindustrie

„Ich möchte GEA meine Anerkennung aussprechen, denn sie haben uns auf diesem Weg begleitet und dazu beigetragen, konventionelle Designansätze in Frage zu stellen. All die kleinen Schritte summieren sich zu einem großartigen Erfolg,“ sagt Andy Joynson, Chief Blender (Site Director) der neuen Fabrikanlage von innocent. Die nun realisierten Lösungen weisen weit über konventionelle Verfahren der Getränkefertigung hinaus. „Nahrungsmittel- und Getränkehersteller könnten in Zukunft ihre Anlagen nach unserem Muster entwerfen. Wir wollen zu einem größeren Wandel inspirieren und dabei unterstützen. Deshalb laden wir die Industrie bewusst ein, an unseren Erkenntnissen teilzuhaben, aber auch von unseren Fehlern und Erfolgen zu lernen“, sagt Joynson.