Kollaborative Roboter : Das Geschäft mit den Cobots
Auf 1,3 Millionen Stück schätzt der World Robotics Report die Verkaufszahlen für Industrieroboter in den kommenden drei Jahren. Eine Zahl, die jedem Hersteller auf der Zunge zergeht. Dabei schlägt der industrielle Einsatz klar eine Richtung ein: Die Fertigung wird immer mehr ein Fan von kollaborativen Leichtbaurobotern. Die sogenannten Cobots erobern sind im Vergleich zu konventioneller Industrierobotik günstiger in der Anschaffung, flexibler einsetzbar und leichter zu bedienen. Gerade in Produktionsbereichen, in denen manuelle Fertigkeiten bislang unersetzlich schienen – wie beim Zusammenbau kleinteiliger Komponenten bei geringer Seriengröße – entstehen nun die neuen Anwendungsfelder.
Kritik am Sicherheitskonzept
Einer der Ersten, der dies erkannte war der dänische Hersteller Universal Robots. 2010 stellte er sein erstes UR-Exemplar auf der Automatica in München vor. Mittlerweile gibt es drei unterschiedliche Modelle dieses kollaborierenden Roboters (so genannte Cobots) am Markt. Die Roboterarme UR3, UR5 und UR10 – benannt nach ihrer Tragkraft – wurden bereits über 7.000 Mal weltweit verkauft. Viele davon arbeiten nach erfolgreicher Risikoanalyse ohne oder nur mit minimaler Schutzvorrichtung in nächster Nähe zum Menschen. Dabei fährt der dänische Hersteller, der mittlerweile vom amerikanischen Konzern Teradyne übernommen wurde, einen eigenen Ansatz. „Wir liefern nur den nackten Arm“, so Dieter Pletscher, Area Sales Manager DACH. Technische Peripherie rund um den Roboterarm legt er in die Hände seiner Vertriebspartner. Mit einhergehenden Kritiken am Sicherheitskonzept seiner Roboterarme durch diverse Mitbewerber kann Pletscher gut umgehen: „Gerade die ISO 10218 (Sicherheitsrichtlinien für Industrieroboter ) wurde geschrieben als noch keine Cobots am Markt waren“, hält er bösen Zungen entgegen. Seit Mitte Februar gibt es ein Zusatzdokument zur Iso-Norm, eine neue Technische Spezifikation. Universal Robots war Teil des Komitees, welches die neuen Richtlinien ausgearbeitet hat. Die ISO/TS 15066 wurde speziell auf die Sicherheitsanforderungen für Cobots entwickelt und ist nun die erste richtige Vergleichsmöglichkeit am Herstellermarkt. Sie stellt ein umfassendes Dokument dar, das Integratoren dabei unterstützt, die Risikoanalyse bei der Einführung von kollaborierenden Robotern durchzuführen.
Neue Märkte, neue Mitbewerber
Vor der amerikanischen Übernahme kommunizierte der Däne noch bis 2017 Roboter im Wert von 134 Millionen Euro am Markt haben zu wollen. Dieser Vision bleibe man treu. Kommt Universal Robots auch aus der Spritzguss- sowie der metallverarbeitenden Industrie, tun sich für Pletscher nun sehr rasch neue Märkte auf. Seine Roboterarme sieht er immer mehr in Feldern, wie der Pharmaindustrie, Elektronikfertigung und Lebensmittelindustrie. Ein Feld, wo sich längst andere Hersteller einen Namen gemacht haben. So wurde der zweiarmige Yumi, der Cobot von ABB, berühmt als er auf der letztjährigen Hannover Messe geschickt eine Nadel durch ein Nadelöhr zog. Vor allem in der Elektroindustrie bei der Kleinteilmontage sieht der Konzern die Zukunft ihres Cobots. Vergleichbar ist Yumi aber mit den UR’s von Universal Robots nicht. Denn allein die Sensorik dieses smarten Cobots übertrifft die stupiden Arme um einiges. Aber – und dieses Argument spricht wiederum für den Dänen – auch der Preis. „Einen UR gibt es schon ab 17.000 Euro“, so Pletscher. In nur 195 Tagen soll sich der Kauf schon amortisiert haben, verspricht der Hersteller auf der Homepage.
Mitteleuropa bleibt hinter Erwartungen
Mitbewerber Kuka profiliert sich inzwischen mit Vorzeigeprojekten wie bei Autoproduzent Skoda. Wo sein Cobot LBR iiwa mittlerweile als Gesamtsystem die Getriebefertigung im Werk Vrchlabí unterstützt. Das tägliche Fertigungsvolumen von 1.500 konnte damit auf bis zu 2.000 Getriebe gesteigert werden. Trotzdem gibt Kuka zu, dass gerade der Markt in Mitteleuropa hinter den Erwartungen bleibt. Gerade weil eben lange nicht klar definiert war, wie das Thema Mensch-Roboter-Kollaboration zu verstehen ist. Mit der technischen Zusatzspezifikation zur Iso-Norm sieht auch Kuka den Startschuss für mehr Offenheit gegenüber Cobots. Aber immerhin habe man in Österreich bereits mehr als 20 Stück des iiwa in Betrieb genommen. Etwas dem Mitbewerber Fanuc nicht ohne Neid zuschaut. Mit dem CR-35iA legten die Japaner die Latte zwar hoch - mit einer Traglast von 35 Kilogramm ist er der stärkste Cobot am Markt – dennoch gab es bzgl. Verkaufszahlen nur wagen Input. „Man sei bei allen namhaften OEMs vertreten“, hieß es. Auf der heurigen Hannover Messe folgt eine kleinere 7-Kilo-Variante. Gerade bei Pick-and-Place Anwendungen gewinnen die ausnahmsweise grünen Japaner immer mehr Fans.