Neue Technologie : BRP-Rotax steigt in den 3D-Druck ein

Wildfellner BRP Rotax 3D Druck
© BRP-Rotax

BRP-Rotax hat sich kurz vor Weihnachten selbst beschenkt: Seit Mitte Dezember druckt dort ein 3D-Drucker Werkzeuge wie Anschläge, Vorzentrierungen oder Kabelbaummontageplätze aus Kunststoff. Auch funktionsfähige Prototypenteile für Entwicklungsmotoren und Mock up-Motoren kommen in Gunskirchen mittlerweile aus dem Drucker. Für Kurt Wildfellner vor allem ein zeitlicher Gewinn. Bisher wurden diese Teile nämlich von Lieferanten zugekauft, „dabei stammten sie zum Teil selbst schon aus einem Drucker“, erzählt der Leiter der Tooling and Prototyping-Abteilung bei BRP-Rotax. Grund genug, sich diese Technologie selbst ins Haus zu holen. Dass die Gunskirchner nun vor Ort produzieren können, wollen sie auch mit anderen teilen. Mittlerweile können nämlich auch andere Unternehmen aus der Region bei BRP-Rotax Bauteile in Auftrag geben.

Drucker mit Tintenstrahltechnik

Dass Werkzeuge und Prototypen nun hausintern gedruckt werden, ist der Unternehmensstrategie, innovative Technologien ins Haus zu holen, geschuldet. Mit dem positiven Effekt, dass die Effizienz in der Produktion von Werkzeugen und Prototypenteile deutlich gesteigert wurde. Der in Gunskirchen zum Einsatz kommende Drucker basiert übrigens auf Tintenstrahltechnik. Der Ablauf – eigentlich recht unspektakulär: Im ersten Schritt wird durch gezieltes Aufbringen einer Verbindungsflüssigkeit die Form definiert. Im zweiten Schritt durch gezielte Hitzeeinwirkung das Bauteil hergestellt. Danach wird das Bauteil vor- und nachbereitet. „Dadurch ist es möglich einen höheren Ausstoß in der Druckeinheit zu erzielen“, so Wildfellner. Als Druckmaterial kommt ein Kunststoffpulver zum Einsatz. Auf einen Laser verzichtet man in Gunskirchen ganz. Damit fallen auch Stützkonstruktionen weg. Die zwei wesentlichsten Vorteile des Druckers liegen für Wildfellner in der Formgenauigkeit sowie in der Druckgeschwindigkeit, die bei rund 4.000 Kubikzentimetern pro Stunde liegt.

Durchlaufzeiten massiv verkürzt

Massiv verkürzt haben sich für die Gunskirchner Motorenbauer damit vor allem die Bauteil-Durchlaufzeiten. „Wir reden jetzt von maximal 48 Stunden“, so Wildfellner. Früher sei schon mal mit zwei bis drei Wochen zu rechnen gewesen. Werkzeuge etwa, wurden oft zu 100 Prozent mechanisch erzeugt, wofür wiederum mehrere einzelne Bauteile notwendig gewesen sind. Heute können ganze Stück auf einmal gedruckt werden. „Auch die aufwendigen Werkstattzeichnungen fallen weg, es genügt ein 3D-File“, beschreibt Wildfellner, der die Arbeitsersparnis dadurch mit 30 bis 40 Prozent beziffert. Pro Druckauftrag können nun im Schnitt 15 Bauteile gleichzeitig gedruckt werden können. „ Die Herstellung im 3D-Drucker ist für uns um 80 Prozent schneller ist als die konventionelle“, zieht Wildfellner Bilanz. Und noch einen Vorteil sieht er: die maximale Freiheit für geometrische Formen. Von dieser verleiten lassen sollten sich Konstrukteure allerdings nicht völlig. Denn was für den 3D-Drucker kein Problem ist, kann durchaus eines in der Serienfertigung werden.

Kooperationen mit anderen Unternehmen

Mit dem 3D-Drucker öffnen sich nicht nur dem Motorenhersteller neue Wege, auch Unternehmen aus der Region können mittlerweile an der innovativen Technologie teilhaben und bei BRP-Rotax Bauteile in Auftrag geben. Viele Unternehmen, vor allem KMU, könnten sich nämlich entweder keinen 3D-Drucker leisten oder die Anschaffung würde sich für sie nicht rentieren. Das Interesse sei groß, erste Aufträge wurden bereits ausgeführt. Ganz ohne Eigennutzen geschieht das natürlich nicht: „Wir wollen durch diese Fremdaufträge die Kapazität des Druckers auslasten“, erklärt Wildfellner. Derzeit werde dieser zwischen 40 und 60 Prozent hausintern ausgelastet. Die restlichen Kapazitäten werden über das Regionale Innovations Centrum (RIC), an der neben BRP-Rotax die Marktgemeinde Gunskirchen sowie die Oberbank beteiligt sind, am freien Markt angeboten. Binnen 24 Stunden erhalten Interessenten ein Angebot, maximal 48 Stunden nach Beauftragung ist das Bauteil im Normalfall auch schon gedruckt. Die Kosten variieren dabei je nach Auftrag.

3D-Quick-Check vom Mechatronik-Cluster

Aber nicht nur der Drucker selbst, sondern auch das damit verbundene Know-how wird mit anderen Unternehmen geteilt. Und zwar im Rahmen von Weiterbildungsveranstaltungen der Rotax Academy. „Wir sehen das als einen Beitrag zur gegenseitigen Befruchtung und zur Standortsicherung“, betont Wildfellner, der noch viel Potenzial für Kooperationen sieht. Unterstützung erhalten am 3D-Druck interessierte Unternehmen aber noch von einer anderen Seite: Vom oberösterreichischen Mechatronik Cluster. Dieser launcht gerade einen Quick-Check, mit dessen Hilfe Betriebe einerseits einen fundierten Überblick über Technologie und Materialien erhalten. „Andererseits erheben Mitarbeiter des Clusters vor Ort mit den Betrieben mögliche Einsatzgebiete für den 3D-Druck“, erklärt Clustermanager Elmar Paireder. Zuletzt werden die im Zuge dieser Analyse gesammelten Erkenntnisse im Rahmen eines Ergebnisworkshops präsentiert. Die Kosten für den Quick-Check beziffert Paireder mit knapp 1.500 Euro.

Dass man derzeit in Gunskirchen noch keine hohen Stückzahlen produzieren kann, ist klar. Dafür sei die Technologie noch nicht genug ausgereift, heißt es. Dennoch wollen die Motorenbauer damit auch bald Kleinserien bedienen.

Was ist der Quick Check 3D?

Was: Der Quick Check ist eine Entwicklung der Business Upper Austria – OÖ. Wirtschaftsagentur in Kooperation mit Profactor. Er soll potenziellen Neueinsteigern einen schnellen und kompakten Überblick über aktuelle Möglichkeiten, Materialien und Systeme der Additiven Fertigung geben.

Ziel: Erfassung der Ausgangssituation, Auswertung und Ersteinschätzung

Wer: 3-6 Interviewpartner aus verschiedenen Positionen und Cluster-Experten

Zeitaufwand gesamt: 1 Tag inkl. Interviews, Auswertung und Nachbesprechung

Kosten: EUR 1.490 ,- exkl. MwSt., Reisekosten und Spesen

Ergebnis: Ist-Stand anhand von qualifizierten Interviews und Ersteinschätzung für ihre individuelle Umsetzung.

Ansprechpartner: Peter Dunzendorfer peter.dunzendorfer@biz-up.at / +43-664-848 1281