Roboter : Blue Danube Robotics: Airskin lässt Roboter fühlen
Sie kamen von der Servicerobotik und wollen in die Industrie. Das Wiener Start-up Blue Danube Robotics hat eine taktile Sensorhaut entwickelt, die jeden gängigen Industrieroboter kollaborativ machen kann. Den Traum den bereits viele Hersteller mithilfe von Hightech-Sensorik bei ihren neuen sogenannten Ko-Bots (kollaborativen Robotern) leben, soll nun auch für die bereits am Markt etablierten Modelle wahr werden. Viel billiger und sicherer als gängige Kamerasysteme und Lichtschrankenmodelle, sorgt die Airskin für schutzzaunlose Mensch-Maschinen-Kollaboration.
Haut misst Veränderungen im Luftdruck
Zwei Jahre harte Entwicklung stecken in dem eigentlich simplen Prinzip der Airskin. „Im Grunde eine taktile Sensorhaut gefüllt mit Schaum“, erklärt es Walter Wohlkinger, CEO und Mitgründer von Blue Danube Robotics simpel. Dahinter versteckt sich aber mehr. Unter einer luftdichten Haut aus Polyurethan misst die von Blue Danube entwickelte Sensorik jede noch so kleine Luftdruckveränderung. „Zwei Millimeter eindrücken reichen“, so Wohlkinger. „und der Roboter reagiert innerhalb von 10 Millisekunden und stoppt in seiner Bewegung.“ Indem die Entwickler mit den originalen CAD-Modellen der Roboter arbeiten, können sie die 3D-gedruckten Formen und damit die Airskins an jedes Modell anpassen werden. In puncto Dicke sind die Wiener derzeit bei einem Minimum von neun Millimeter. Viel dünner wollen sie nicht werden, da die Sicherheit des Sensors gewährleistet bleiben muss. Zumindest die TÜV Level E Sicherheitszertifizierung hat die Sensorhaut schon in der Tasche. Und einen riesigen Vorteil gegenüber herkömmlichen Kamera-Sicherheitssystemen auch. Den Airskin ist nicht nur um ein vielfaches billiger, sie schafft auch dort Sicherheit, wo die Sicht der Kameras versagt.
Erster Prototyp am ABB Roboter
Was also mit der Entwicklung des Pflegeroboters „Hobbit“ begann, endet nun mit Anwendungen an gängigen Industrierobotern. Dabei stolperten die vier Gründer Walter Wohlkinger, Andreas Baldinger, Tobias Ferner und Michael Zillich eher zufällig in diese Branche. Es war auf der Hannover Messe vor zwei Jahren, als ausgerechnet ein Manager von Samsung die Wiener entdeckte. „Wir waren eigentlich nur die Begleitung eines anderen Ausstellers und hatten einen Roboterarm mit unserer Sensorhaut auf einem kleinen Tisch stehen“, erinnert sich Wohlkinger noch gut. Der Koreaner bekundete sein Interesse an der Sensorhaut, aber eben nicht für Assistenzsysteme sondern für seine Industrieproduktion. Da fiel der Groschen für die ehemaligen TU Wien-Studenten. „Unsere Zukunft lag nicht länger in der Servicerobotik“, so Wohlkinger. 2015 rückten die Wiener erneut zur Hannover Messe an. Dieses mal mit dem ersten Prototpyen: Ein ABB-Roboter umhüllt mit der Sensorhaut. Das Interesse der Industrie war ihnen damit sicher.
Mit der TÜV Zertifizierung hat die Airskin Marktreife erreicht. Auf der Münchner Robotikmesse Automatica (21. bis 24. Juni) wird es soweit sein. Am Stand eines bekannten Roboterherstellers wird die Sensorhaut zum ersten Mal anhand einer Industrieanwendung der Öffentlichkeit gezeigt werden. Wohlkinger ist derweil schon mit dänischen und italienischen Roboterherstellern in Kontakt. Auch dort teste man bereits erste Prototypen. Für die Wiener dürfte die Rechnung bald aufgehen, jetzt gilt es nur noch einen geeigneten Produktionsstandort zu finden.