Der FACTORY-Kommentar : Auf Messers Schneide: Smart Automation Austria
Keine Messe wird derzeit branchenintern so heiß diskutiert, wie die Smart Automation Austria. Reed kämpft um Wien und nimmt dabei Tiefschläge erstaunlich gelassen. Unternehmen, die eigentlich Teil des Ausstellerbeirats sind, sagen ab. So wird ABB heuer nicht als Aussteller vertreten sein. Lediglich deren Business Unit Robotics gibt sich ein Stelldichein, aber auf der parallel stattfindenden Intertool. Auch aus dem Siemens Lager tönen bis dato keine offiziellen Ausstellerbestätigungen. Man wartet ab, heißt es. Als Besucher kommen viele gern, aber als Aussteller wohl dann eher nicht. Woran das liegt, darüber wird hinter verschlossenen Türen debattiert. So war für manche das "Gehen" von Matthias Limbeck, ehemaliger Geschäftsführer von Reed ein Zeichen. Ob er die letzte Bastion war oder nicht, sein Nachfolger Benedikt Binder-Krieglstein hat es in der österreichischen Stammtisch-Gesellschaft sicher nicht leicht.
(K)ein Duplikat
Doch warum droht das Konzept der Smart Wien nun ein Rohrkrepierer zu werden? Ist es die Konkurrenz im eigenen Haus? Die Schwesterveranstaltung, die eigentlich keine sein soll, zieht die Massen an. Das Design Center platzt seit Jahren aus allen Nähten, die Wartelisten sind lang. Da wäre doch ein zusätzlicher Standort in Wien die ideale Lösung. Und ganz ehrlich - Wien - Linz ist kein Überseeflug. Immer wieder betont Smart-Messeleiter Markus Reingrabner, dass die Wiener Smart kein 1:1-Duplikat der Linzer Partie ist. "Wir wollen der Messe ein individuelles Profil verleihen", erklärte Reingrabner erst kürzlich gegenüber Factory. Für ihn ist die aktuelle Anmeldesituation gut, das lasse sich an den Zahlen klar erkennen. Die Smart Automation Wien geht am 10. bis 12. Mai über die Bühne. Ausstellerinfos gibt es bis dato keine auf der Homepage.
Ein paar Verfechter gibt es
Gestern keimte dann doch etwas Hoffnung auf, in einem offiziellen "Technischen Vorbericht" wenden sich immerhin sechs Aussteller an die breite Masse. Darunter Smart-Austria Verfechter wie Bernecker und Rainer oder Weidmüller. "Wien darf als Messestandort nicht sterben", heißt es. Schon 2014 zog Josef Kranawetter, Geschäftsführer von Weidmüller, sein Resümee zur Messe: "Ja, die Messe war in eigenartiger Stimmung." Er nimmt eventuellen bösen Zungen gleich den Wind aus den Segeln. "Ich vermute, wenn die Messe auf selber enger Fläche wie in Linz veranstaltet werden würde, dann würde sie ebenso gut eingestuft werden", so der Geschäftsführer von Weidmüller Österreich damals im Interview mit Factory. Auch wenn für viele Automatisierer zu wenig Besucher in den Hallen der Smart Automation waren - freilich ein Grund warum einige Aussteller wegfallen - darf nicht vergessen werden, dass die Fläche in Wien um einiges größer ist als bei der Linzer Schwester. Aber für Kranawetter ist nicht die Quantität sondern die Qualität ausschlaggebend. "Wir sollten jedem Besucher unseren Respekt erweisen, denn ein Messebesuch ist auch für sie immer mit einem gewissen Aufwand verbunden", sagt er. Wer Weidmüller kennt, weiß aber, dass seine derzeit priorisierten Absatzgebiete im Osten liegen. Wien als zusätzliche Bühne für seine Kompetenz liegt also nahe.
Doch Reed kämpft um Wien mit allen Mitteln. Die Frage ist, ob eine Intertool, das parallel stattfindende Austrian 3D-Printing-Forum die Smart Wien heben werden. Oder schafft es die Nicht-Schwester des Linzer Selbstläufers doch allein? An Messebesuchern wird es wahrscheinlich nicht mangeln.