Forschung : ACMIT: Wie Wiener Neustädter Robotern das Operieren beibringen

Das Kürzel ACMIT - Austrian Center for Medical Innovation and Technology - steht für ein Forschungs- und Entwicklungszentrum im Bereich der Medizintechnik. Der Entwicklungsprozess beinhaltet dabei alle Schritte von der ersten Idee, über den Bau von Prototypen und deren Erprobung unter klinischen Bedingungen bis hin zur Serienreife. Als K1-Zentrum im COMET-Programm der österreichischen Bundesregierung wird ACMIT öffentlich gefördert und bietet am Standort im Technologie- und Forschungszentrum Wiener Neustadt attraktive Rahmenbedingungen für die Durchführung von F&E-Projekten. Für ACMIT Geschäftsführer Nikolaus Dellantoni liegt das Ziel klar vor Augen. Bis 2025 wollen er europaweit führend sein und eigene Produkte im Markt haben. Eine Spezialität: Invasive Medizintechnologie.
Medizin mit Hi-Tech bereichern
ACMIT entwickelt mechatronische Systeme und Verfahren mit dem Ziel, medizinische Behandlungen weniger invasiv, risikoärmer und effizienter zu machen. Die Forschungen sind anwendungsorientiert und bieten einen klaren Nutzen für Patienten, Ärzte und Medizinproduktehersteller. Der Fokus liegt dabei auf minimal-invasiven chirurgischen und bildgeführten Verfahren. Die Aufgabenfelder werden durch die Entwicklung von Gewebe-Sensoren und optischen Komponenten ergänzt. Dabei setzen die Entwicklerteams auf reibungslose Integration neuer Technologien in den klinischen Workflow. Schnittstellendesign, Usability-Analysen und die Entwicklung und Herstellung von Trainingsmodellen bis hin zu Trainingssystemen mit zugehörigen Schulungsprogrammen machen diesen Integrationsprozess realisierbar. Die Ingenieure und Wissenschaftler von ACMIT können daher auf eine vielfältige Infrastruktur zurückgreifen, von voll eingerichteter Experimental-OP über Robotik-, Mechatronik-, Chemie- sowie Optik- und Faseroptik-Labor bis hin zu einer mechanischen Werkstätte und ein Usability-Test-Labor. Sogar Produktionsräume für die Herstellung von Modellen, Prototypen und Kleinserien zählen zur Grundausstattung.
Hand in Hand mit der Robotik
Der iSYS-Roboter ist ein ACMIT Referenzprojekt für hochpräzise Instrumentenpositionierung in der Medizin. Schonende und minimal-invasive Eingriffe durch die Haut („perkutane Interventionen“) werden unter anderem bei Biopsien oder in der Schmerz- und Tumortherapie eingesetzt. Die präzise Ausrichtung des Instruments zum Zielgebiet ist Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Eingriff. Mit dem von der Firma iSYS Medizintechnik GmbH gemeinsam mit ACMIT und medizinischen Partnern entwickelten Assistenzroboter werden Genauigkeit und Treffsicherheit bei solchen Eingriffen gesteigert. Kern des in der EU und in den USA zugelassenen Assistenzroboters sind zwei Positioniermodule, die eine Instrumentenführung exakt an die richtige Einstechposition führen und in der korrekten Orientierung ausrichten. Über diese „dritte Hand“ ist der Arzt in der Lage, die Nadel oder das Instrument schneller und präziser zu positionieren. Das Vorschieben des Instruments in den Körper wird dann wie bisher vom Arzt manuell vorgenommen. Der Roboter wird derzeit hauptsächlich in den Bereichen Radiologie, Urologie und Neurochirurgie eingesetzt. Weitere Robotergenerationen sollen auch virtuell geplante Behandlungsschritte anhand von Computertomographie- und Magnetresonanztomographie-Bildern ermöglichen.
Zahlen & Fakten
Beteiligte Länder: Tirol und Niederösterreich
2005: Gründung als industrielles Kompetenzzentrum für Mikrosystemtechnik (Integrated Microsystems Austria GmbH), u.a. mit Projekten mit Unternehmen aus der Medizintechnik
2010: COMET K1-Kompetenzzentrum ACMIT – Austrian Center for Medical Innovation and Technology - als Geschäftszweig der Integrated Microsystems Austria GmbH gegründet - neue Projekte nur mehr im Bereich Medizintechnik
2014: Umbenennung auf ACMIT Gmbh
2016: Neubewilligung als K1 Comet-Zentrum
Zertifiziert: nach ISO 13485 und ISO 9001
MitarbeiterInnen: 36
Jährliches Projektvolumen: 4,5 Mio EUR
Projektpartner: 60 Unternehmens- und klinische Partner