Coronavirus : 50.000 medizinische Masken pro Tag: Unternehmen bauen neue Anlagen
Medizinischer Mund-Nasen-Schutz (MNS-Masken) kann infektiöse Tröpfchen abfangen, die beim Sprechen, Husten oder Niesen ausgestoßen werden. Eventuell können so andere Personen vor einer Ansteckung mit Atemwegsinfektionen geschützt werden, wenn der nötige Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann. Die aktuelle Knappheit an MNS-Masken erschwert die Regelversorgung im Gesundheitswesen und die Bekämpfung der Corona-Pandemie. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT aus Aachen baut deshalb jetzt gemeinsam mit der IBF Automation aus Freudenberg im Auftrag der Moss aus Lennestadt im Sauerland eine Produktionsanlage für MNS-Masken in Deutschland auf.
Die Projektpartner haben sich das ambitionierte Ziel gesteckt, innerhalb von nur vier Wochen eine Produktionsanlage aufzubauen, mit der sich täglich circa 50.000 MNS-Masken produzieren lassen. Dazu greifen sie auf bereits bestehende Konstruktionspläne der Moss zurück und nutzen das jahrelange Know-how von Fraunhofer IPT und IBF Automation im Bereich des Sondermaschinenbaus und der Automatisierung. Anschließend sollen drei weitere Anlagen in Deutschland aufgestellt werden, um die Produktion auf täglich 200.000 Masken ausweiten zu können.
In einem ersten Schritt baut IBF ein Prototyp der Anlage samt der Maschinensteuerung in der Maschinenhalle der IBF Automation auf. Parallel dazu erarbeiten die Aachener Ingenieure am Fraunhofer IPT die entscheidenden Prozessschritte zur Fertigung der Masken. Bei der Planung der Anlage betrachten die Partner die gesamte Lieferkette von der Fertigung der erforderlichen Vliesstoffe über die Zertifizierung bis hin zum Lieferkettenmanagement. Sobald der erste Prototyp fertiggestellt ist, soll er in der Maschinenhalle des Fraunhofer IPT weiter optimiert werden, um die Produktion der medizinischen Masken auf einen industriellen Maßstab zu skalieren und zu automatisieren.
Während Corona-Krise freie Kapazitäten sinnvoll nutzen
Nachdem bei der Druckerei Moss, deren Kerngeschäft in Druckaufträgen für den Messebau und den Einzelhandel liegt, durch die Corona-Pandemie Kapazitäten in der Nähabteilung frei wurden, hat das Unternehmen zunächst sogenannte Community-Masken hergestellt. Um noch einen Schritt weiter zu gehen, entschloss sich Geschäftsführer Peter Bottenberg nun, auch die Produktion von MNS-Masken aufzunehmen. Durch Beziehungen nach China erhielt er Zugang zu Konstruktionsplänen für Produktionsanlagen von MNS-Masken und konnte die IBF Automation und das Fraunhofer IPT für die Aufgabe gewinnen. Ziel ist es, nach einem Prototypen innerhalb kürzester Zeit drei Anlagen aufzubauen. "Diese Geschwindigkeit beeindruckt mich sehr! Ich finde es perfekt, wie das Team an einem Strang zieht und wie motiviert jeder einzelne ist", sagt Bottenberg.
Digitale Plattform verknüpft Bedarfe medizinischer Einrichtungen mit Kapazitäten produzierender Unternehmen
Die bedarfsgerechte Verteilung der hergestellten MNS-Masken wird durch einen weiteren Partner des Fraunhofer IPT am RWTH Aachen Campus unterstützt. Unter www.corona.kex.net bündeln die Aachener KEX AG und das INC Invention Center das Know-how und freie Kapazitäten produzierender Unternehmen und möchten damit eine professionelle Beschaffungs- und Logistikkette gewährleisten. Alle Versorgungshäuser deutschlandweit können ihre Bedarfe auf der digitalen Plattform melden. Auf Basis der auf der Plattform registrierten Bedarfe werden dann geeignete Lieferanten ausgewählt, die den Qualitäts- und gesetzlichen Zertifizierungsansprüchen genügen. Bislang wurden dort von medizinischen Einrichtungen Bedarfe von mehr als einer Millionen MNS-Masken, 1,3 Millionen Schutzkitteln, 4,3 Millionen Nitril-Handschuhen und 896 000 FFP2-Masken gemeldet.