Generative Fertigung : 3D-Druck: Die Druckerfarmen kommen

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Es ist eine weltweite Premiere. Im hessischen Biedenkopf ging die erste Fabrik für 3D-Druck in Betrieb. Eines hat FKM-Firmenchef Jürgen Blöcher nämlich schon früh erkannt: „Lasersintern geht schon lange über den reinen Prototypenbau hinaus.“ Für diesen Pioniergedanken nahm er viel Geld in die Hand. Mit einem Investitionsvolumen von über sechs Millionen Euro bringt er Additive Manufacturing erstmals auf das Niveau der industriellen Fertigung. Eine Pionierarbeit, die in Österreich bis jetzt nur gedanklich fruchtet. Denn die Alpenrepublik kämpfe immer noch gegen – wie es Branchenkenner nennen – „gefährliches Halbwissen“.

Weg von den Spielerein

Seit Ende 2014 produzieren auf hessischen Boden 25 Lasersinter-Anlagen des Technologiespezialisten FKM einbaufertige Einzel- und Serienteile aus Kunststoff und Metall. „Ein völlig neues Level“, wie auch Experten aus den USA zugeben müssen. Auch hier gibt es erste Ansätze in diese Richtung. So streut Onlineversandhändler Amazon immer wieder Gerüchte über seine geplanten Druckerfarmen ins Netz. Individuelle Produkte frisch aus dem Drucker sollen bisherige Geschäftsmodelle komplett umkrempeln. Denn der Konsument wird zum Produzenten. Das hat auch Marktforschungsunternehmen Gartner erkannt und zählt den 3D-Druck mittlerweile zu den TOP-Technologietrends für 2015.

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Was im Consumer-Markt begann, macht auch vor dem industriellen Bereich keinen Halt. Das weiß auch Bernd Christian Tröster. Der geschäftsführende Gesellschafter von Bibus Austria ist seit über zehn Jahren im Druckergeschäft. 2014 war für ihn ein hervorragendes Jahr. „Wir konnten unseren Umsatz fast verdoppeln“, so Tröster. Ein Indikator der zumindest eines deutlich macht: Österreich hat seine Berührungsängste verloren und erkennt z.B. Laser Sintern als High End -3D-Druck als echte Alternative zu gängigen Verfahren wie Spritzguss an. Nur eines stört Tröster dennoch: Additive Manufacturing sei immer noch Spielfeld der F&E Abteilung.

Es mangelt an Weiterbildung

„Wir kämpfen gegen gefährliches Halbwissen“, warnt Tröster. „Viele mittelständische Betriebe wissen noch immer nicht so recht, wie Sie mit der Technologie umgehen sollen.“ Dabei liege genau bei den individualisierten kleinen und mittleren Stückzahlen das große Potenzial, wirbt Tröster. Es mangelt an Weiterbildungsmöglichkeiten. Niemand wisse so recht, wie er mit der neuen Technologie umgehen soll. Es mangelt an Weiterbildungsmöglichkeiten. Eine Lücke welche Fotec Forschungs- und Technologietransfer, das Forschungsunternehmen der Fachhochschule Wiener Neustadt, zu schließen versucht. Fotec beschäftigt sich seit über fünf Jahren mit dem Thema 3D-Druck von Metallen und kann auf Projekte mit Partnern wie Airbus DS verweisen. Geht es um die Einsatzmöglichkeiten von 3D-Druck weiß man bei dort um die Ratlosigkeit vieler Unternehmen. Das Team rund um Geschäftsführer Helmut Loibl schnürte deshalb ein eigenes Weiterbildungspaket. „Wir bieten auf Anfrage von Unternehmen eigene Workshops für Entwicklungsingenieure und –konstrukteure im Bereich des selektiven Laserschmelzens von Metallen an“, Loibl.

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Als Forschungspartner vieler Industriebetriebe kennt Hannes Fachberger von Profactor die Branche ganz genau. Er teilt die Meinung von Bibus-Mann Tröster. „3D Druck muss das Spielerei-Image verlieren.“ Das echte Potenzial dahinter erkannt werden. Denn noch immer greifen über 80 Prozent der Anwender nur für den Prototypenbau auf 3D-Druck zurück. Der Rest begnüge sich etwa mit Montagehilfen aus dem Drucker. Nur ein Bruchteil nütze die Technologie tatsächlich für die Fertigung von funktionalen Bauteilen, die für den Endkunden bestimmt sind. Ein vergleichbares Level wie die Druckerfarm von FKM sei hierzulande Fehlanzeige. Warum sich Österreich noch nicht an das Level der industriellen 3D-Fertigung wagt, kann sich Fachberger nur so erklären: „Das Material ist noch sehr teuer.“ So kostet ein Kilogramm 3D-Druck-Tinte mehrere hundert Euro, ein Kilogramm Polymerpulver immerhin 50 Euro. „Im großen Stil könne sich das keiner leisten“, so Fachberger. Auch die Lebensdauer der gedruckten Teile überzeuge die Betriebe noch nicht. Nur mit dem Argument „3D-Druck sei langsam“ räumt der Profactor-Mann auf. „Das mag noch der Fall sein, aber die großen Hersteller arbeiten hart daran, das zu ändern.“

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HP lies lange auf sich warten

Lange hat Hewlett-Packard (HP) auf sich warten lassen. Der IT-Gigant hatte zwar bereits 3D-Drucker im Programm. Diese waren allerdings Stratasys-Drucker versehen mit einem HP Branding. 2012 beendete Stratasys dann diese Vertriebskooperation. Seitdem war es ruhig um HP und keinem war so richtig klar, welche 3D-Druck-Strategie sich der amerikanische Konzern zurechtlegen würde. Das Unternehmen hätte zwar bereits schon viel früher in den Markt mit 3D-Druckern einsteigen können, hieß es von der Geschäftsführung, doch haperte es noch an den Feinheiten der selbstentwickelten Drucker. Sie seien noch zu langsam und die Qualität stimme noch nicht. Doch dieses Jahr soll es nun soweit sein. Der IT-Riese will mit einem echten Prachtstück dick in das 3D-Druckgeschäft einsteigen. Für Juni kündigt er einen neuen Drucker der Extraklasse an. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Auch Platzhirsch Stratasys will seine Drucker noch schneller und leistungsstarker machen. Für Kleinserien reiche dann die Geschwindigkeit aus, wirbt Fachberger. „Die Produktion mag zwar dadurch länger dauern, als mit herkömmlichen Fertigungsverfahren, aber die stark verkürzte Produktentwicklungszeit macht das wieder weg.“ Elisabeth Biedermann