Hochregallager : Hoch hinaus

Sie sind Ausreißer aus dem gängigen Bauschema aus Stahl. Hochregallager aus Holz halten zunehmend Einzug. Das derzeit nach eigenen Angaben weltweit größte Hochregallager in Holzbauweise entsteht derzeit in Lorsch im deutschen Südhessen. Die Alnatura Produktions- und Handels GmbH produziert nach ökologischen Gesichtspunkten Textilien und Lebensmittel. „Was liegt da näher als den umweltfreundlichen Baustoff Holz für den Bau des neuen Lagers zu verwenden“, betont Alnatura-Sprecherin Stefanie Neumann gegenüber Factory. Das Lager, das im April dieses Jahres in Betrieb gehen wird, dehnt sich auf 9.700 Quadratmetern Grundfläche aus und bietet auf acht Ebenen Platz für mehr als 32.000 Paletten. 5.000 Kubikmeter Holz wurden bei diesem Lager verbaut. Dabei ist das Regalholz im Inneren der Immobilie zertifiziertes Fichtenholz aus Österreich und Tschechien, das Fassadenholz Lärchenholz aus Deutschland.
Erdreich erspart Heizung und Kühlung.
Was dieses Holz-Hochregallager besonders macht sind die ökologischen Komponenten nach dem letzten technischen Stand der Dinge. Dank besonderer Bauisolierung wird der Stromverbrauch deutlich gegenüber herkömmlichen Lagern dieser Art reduziert. Die Temperaturspeicherung der Holzfassade und die Einsenkung des Gebäudes von 2,5 Meter in das Erdreich erspart Heizung oder Kühlung. „Das Hochregallager arbeitet völlig klimaneutral“, so Neumann. Alnatura wickelt künftig in Lorsch die Feinkommissionierung seiner Produkte für seine Filialen in ganz Deutschland ab. Bei dem vom Generalunternehmer Swisslog errichteten Lager geht die Paletten Ein- und Auslagerung vollautomatisch von sich, die Lagenkommissionierung erfolgt mit Hilfe eines Roboters. Gelagert werden Produkte des Trockensortiments im Temperaturbereich 12 bis 22 Grad plus.
Größtes Hochregalsilo.
Um gleich beim Superlativ zu bleiben. In Ince im Nordwesten Englands errichtete SSI Schäfer für den Glashersteller Quinn Glass das nach eigenen Angaben größte Hochregalsilo in Stahlbauweise. Hier werden 28.000 Paletten unter einem Dach gelagert und umgeschlagen. SSI Schäfer war bei diesem Projekt für die Errichtung des Stahlbaus für das Automatiklager verantwortlich und lieferte zudem die Fördertechnikbühnen und wickelte das Projektmanagement für die Integration der Sprinkleranlage und Dach- und Wandverkleidung ab. An diesem in seinen Dimensionen herausragenden Hochregallager für die Palettenlagerung waren in der Bauphase 50 Mitarbeiter von SSI Schäfer vor Ort im Einsatz.
Noch mehr Platz, nämlich bis zu 122.000 Paletten, soll der neue Logistiklagerkomplex der Firmengruppe Liebherr in Oberopfingen bei Kirchdorf an der Iller in der tief deutschen Provinz bringen. Ab 2015 werden hier 100.000 Artikel im Baumaschinenbereich umgeschlagen, gelagert, kommissioniert und weltweit versandt. Auch hier agiert SSI Schäfer als Generalunternehmer und liefert zwei automatische Lager, die jeweils über Fördertechnik mit den Kommissionierzonen verbunden sind. Das automatische Behälterlager mit acht Gassen nebeneinander und acht Gassen übereinander wird in Modulbauweise errichtet und nimmt besagte 122.000 Paletten auf. Herz des Ganzen ist ein aus neuen Gassen bestehendes Hochregallager mit Platz für 60.000 Paletten.
32 Millionen Kleiderstücke.
Weniger mit Höhe als mit Breite beeindruckt das Logistikzentrum des steirischen Logistikunternehmen JCL in Werndorf bei Graz. Dort steht auf 50.0000 Quadratmetern Grund ein multifunktionales Retail-Logistikzentrum, in dem JCL im Auftrag von Textilhändlern hängende und liegende Textilwaren lagert, bügelt, verpackt und in Österreich und umliegende Länder distribuiert. 32 Millionen Kleidungsstücke werden hier jährlich durchgeschleust. Wie es sich für ein steirisches Unternehmen gehört hat JCL die maßgeschneiderte Logistiklösung für das Lager beim Logistikspezialisten Knapp eingekauft. Neben der bewährten OSR-Shuttle-Technologie und KiSoft-Software von Knapp wurde in Werndorf erstmals ein umfassendes Hängefördertechniksystem der Knapp-Tochtergesellschaft Dürkopp Fördertechnik installiert.
30 Meter gen Himmel.
Wieder in die Höhe geht es in Wiener Neudorf bei Wien, wo sich das weithin sichtbare Hochregallager des REWE-Konzerns (Billa, Merkur etc) befindet. Hier werden täglich bis zu 240.000 Bestelleinheiten, an Spitzentagen sogar bis zu 350.000 Einheiten abgearbeitet. Kommissioniert werden die Betellungen aus den auf 39.000 Paletten gelagerten Trockenprodukten des Konzerns. 30 Meter gen Himmel ragt der klobige Bau, in zehn Gassen herrscht vollautomatischer Betrieb. „Dort ist kein Mensch sichtbar und es gilt die strenge Einhaltung des FiFo-Prinzips“, erklärt Andreas Bayer, Geschäftsführer von REWE International Lager und Transport GmbH, die die Immobilie in Eigenregie bewirtschaftet. Errichtet wurde das Lager von Swisslog, wobei sich die voestalpine für den baulichen Teil, Stöcklin für die Regalbediengeräte und Vanderlande Industries für die Fördertechnik verantwortlich zeichnet. Das Besondere in Wiener Neudorf: Es gibt dort auch ein Gefahrgutlager, in denen Gefahrgüter wie beispielsweise Haarspray sicher gelagert werden. Josef Müller