Internet der Dinge : Wissenschafter warnen vor "digitalem Stillstand" Österreichs

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Vor dem "digitalen Stillstand" warnt die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die Forscher haben in einem Bericht die Gefährdungssituation der sogenannten kritischen Infrastrukturen, wie Internet, Mobilfunk, Strom- und Wasserversorgung, Verkehr, etc. bewertet. Diese Infrastrukturen seien "in mannigfacher Weise bedroht", weshalb die ÖAW eine Reihe von Gegenmaßnahmen empfiehlt.

Ein engmaschiges Netz technischer, meist von digitalen Technologien abhängiger Infrastrukturen bildet das Rückgrat der modernen Gesellschaft. Dieses Netz sei aber verwundbar, etwa durch Unfälle, Naturkatastrophen, Terror oder Cybercrime - wie der jüngste globale Hackerangriff zeigt.

Verschiedene Systeme müssten nicht nur unabhängig voneinander funktionieren, sondern meist auch reibungslos zusammenarbeiten. Dadurch entstehen Abhängigkeiten, die im Detail bisher wenig bekannt sind, aber die Anfälligkeit für Störungen erhöhen. Fallen Teile dieser Systeme aus, "kann das schwerwiegende Kettenreaktionen und weitere Ausfälle auslösen", heißt es in einer Stellungnahme der Akademie, die auf einem 90 Seiten umfassenden Bericht des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW, basiert.

Als Beispiel nennen die Wissenschafter das Navigationssystem GPS, das nicht nur für das Navi im privaten Auto genutzt wird. "GPS-Signale ermöglichen präzise Zeitangaben, die beispielsweise in Umspannwerken oder im Hochfrequenzhandel in der Finanzbranche genutzt werden", erklärte Studienleiter Walter Peissl in einer Aussendung der ÖAW. Komme es zu einem Ausfall des GPS-Signals, könnten Stromnetze oder der Börsenhandel empfindlich gestört werden, zumal es kaum Systeme gibt, die als Back-Up einspringen könnten.

Aus Kostengründen oft bei Sicherheitskonzepten gespart

Die Forscher prognostizieren aufgrund des Trends zu hochgradiger Vernetzung eine zunehmende Abhängigkeiten moderner Technologien voneinander. "Gleichzeitig wird aus Kostengründen oft bei Sicherheitskonzepten gespart. Diese Kombination kann erhebliche Probleme verursachen", so Studie-Koautor Stefan Strauß vom ITA.

Der Politik und den Betreibern kritischer Infrastruktur sei die Problematik grundsätzlich bewusst, verweisen die Forscher u.a. auf das 2014 von der Regierung beschlossene "Austrian Programme for Critical Infrastructure Protection". Sie orten aber gleichzeitig eine Vielfalt an Strategien, Programmen und Akteuren, die zu "Unklarheiten hinsichtlich der Zuständigkeiten", Überschneidungen und Abstimmungsproblemen führen könne. Auch die Bevölkerung sei bisher noch zu wenig über das Verhalten in Krisenfällen oder über die Umsetzung von Notfallplänen informiert.

Die ÖAW empfiehlt daher eine Liste an Gegenmaßnahmen, um einen "digitalen Stillstand" zu vermeiden: So sollte eine umfassende Systemanalyse durchgeführt werden und als Basis für eine bessere Abstimmung der Akteure im Bereich der kritischen Infrastrukturen dienen. Die Akteure sollten auch verstärkt zusammenarbeiten und sich österreichweit besser vernetzen.

Empfohlen werden weiters bewusstseinsbildende Maßnahmen, nicht nur für Anbieter und Betreiber kritischer Infrastrukturen, sondern auch für die Bevölkerung. Die Forscher raten zudem die Systemdesigns den aufgezeigten Bedrohungen anzupassen und entkoppelte, also nicht auf anderen kritischen Infrastrukturen aufbauende Notfallsysteme bereitzuhalten. (APA)