Butzenproduktion : Wie Neuman Aluminium seine Energie managt

Neuman Aluminium
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Dass der Familienbetrieb Neuman Aluminium der Umwelt verpflichtet ist, zeigen schon die hauseigenen Wasserkraftwerke. Etwa 20 Prozent der am Standort Marktl benötigten elektrischen Energie wird daraus bezogen. Um das Einsparpotenzial noch zu erhöhen, sorgt seit 2015 ein pfiffiges Monitoring- und Steuerungssystem dafür, dass die Niederösterreicher ihre Energieverbräuche noch besser im Blick haben. Mittlerweile können sie damit sogar schon Lastspitzen so verschieben, dass sie die Kosten beim Energieversorger verringern. Neuman Aluminium Austria ist Teil einer großen Unternehmensgruppe in Familienhand, die ihren Hauptsitz am Standort Marktl in Österreich hat. Schon seit 1947 werden hier Butzen hergestellt. Aluminiumbutzen sind präzise gefertigte Metallscheiben, die aus Aluminiumbändern gestanzt oder aus Stangen gesägt werden. Weiterverarbeitet werden diese Butzen unter anderem zu Aerosoldosen für Deos, wie sie viele Kosmetikkonzerne verwenden. Ein energieintensives Geschäft. Stolze sieben Gigawattstunden Strom und 33 Gigawattstunden Gas verbraucht der Traditionsbetrieb pro Jahr. Im Verlaufe einer ISO-Zertifizierung wurden schon 2013 viele Maschinen und Räumlichkeiten mit eigenen fernauslesbaren Zählern ausgestattet und somit digitalisiert. Das damalige Energiemanagementsystem war aber für Michael Vonwald zu wenig. Der Energiemanager bei Neuman Aluminium suchte nach einem System, das innerhalb kürzester Zeit ohne viel Aufwand installiert ist. Fündig wurde er beim Freiburger IT-Anbieter ENIT Energy IT Systems.

Alle zwei Sekunden live

Schon nach wenigen Stunden war der ENIT Agent im Einsatz und lieferte erste Analysen. Dabei war die Installierung fast schon zu einfach, erinnert sich Vonwald. „Per Magnetkopfsensor wurde der kleine graue Kasten auf den Hauptzähler aufgesetzt, daneben an der Wand befestigt und mit Strom versorgt. Anschließend begann er unmittelbar mit der Erfassung der Energiedaten.“ Seitdem bricht der ENIT Agent alle Zählerdaten von der Trafo-Ebene bis zum einzelnen Großverbraucher herunter. Als Ergebnis bekommen die Niederösterreicher ein Webportal zur Verfügung, auf dem sie den Energieverbrauch alle zwei Sekunden live abrufen können. Dazu auch einen Monatsbericht, der Handlungsempfehlungen ausspricht und auf entsprechende Datenanomalien hinweist.

Stromverbrauch pro Tonne Output

Für Vonwald liegt der größte Mehrwert demnach im Condition Monitoring. „Mit unseren Anlagen werden sehr unterschiedliche Mengen produziert.“ Entsprechend schwierig war es für die Butzenproduzenten bislang, den Energieverbrauch im Zeitverlauf vergleichbar zu machen. Indem die Niederösterreicher ihre Energiedaten mit der Produktdatenbank verknüpfen, k.nnen sie auch den Stromverbrauch pro Tonne Output ermitteln. Verändert sich dieser Energieverbrauch im Zeitverlauf deutlich, ist Vonwald klar: „Die Anlage müssen wir uns anschauen.“ So identifizierte man über den ENIT Agent beispielsweise eine thermische Nachverbrennungsanlage, deren Energieverbrauch ungewöhnlich hoch war. Ein prüfender Blick auf die Anlage genügte, um herauszufinden, dass eine Klappe, die klemmte, dafür verantwortlich war.

Energielasten intelligent verschieben

In Zukunft könnte der Nutzen des Systems weiter steigen: Denn Industrieunternehmen wie Neuman Aluminium zahlen nicht nur für die absolute Energiemenge, die sie vom Energieversorger beziehen, sondern auch dafür, dass die Energielieferanten jederzeit in der Lage sind, die ermittelten Jahres-Lastspitzen erneut abzudecken. „Jedes zusätzliche Kilowatt Lastspitze kostet uns richtig Geld“, sagt Vonwald. „Daher macht es viel Sinn, Lasten intelligent zu verschieben. Vorausgesetzt man gefährdet hierdurch seine Produktionsprozesse und die gewohnte Produktqualität nicht.“ So hat Vonwald zusammen mit seinem Team beispielsweise einen Einschaltplan für die Großverbraucher – vor allem Wärmebehandlungsöfen – mit ihrem hohen thermischen Energiebedarf von bis zu 500 Kilowatt erarbeitet, um zum Jahresbeginn die Lastspitze geringer zu halten – und damit auch die Rechnung vom Energieversorger. Für die Niederösterreicher ein erster Stein in ihrem digitalen Fundament. Bald schon könnte ein Ofen, der entweder sofort oder in fünf oder zehn Minuten seinen Betrieb aufnehmen soll, in Zukunft bei dem ENIT-System nachfragen, wann er genau starten soll. „So könnten wir weitere Lastverschiebungen realisieren und die teuren Lastspitzen minimieren“, ist sich Vonwald sicher.