Produktivität : Wie die Grazer A&R Carton ihren Ausschuss halbierte

A&R Carton
© A&R Carton / Michaela Begsteiger

Mit Transparenz hat Peter Szabo sein Anlagenmanagement fast perfektioniert. Mit Vollvernetzung will er seinen Shopfloor zu State of the Art machen. Dabei geht es dem Geschäftsführer des Grazer Verpackungsspezialisten A&R Carton vor allem um ein durchgängiges Reporting. In Echtzeit sollen bald alle Anlagen ihre Leistungskennzahlen direkt in das ERP-System melden können. Dafür hat sich Szabo den Grazer Softwarespezialisten Gamed ins Haus geholt. Seit fast zehn Jahren vernetzt dieser Anlage um Anlage. Ausgerechnet bei den „Goliaths“ der Faltschachtelfertigung, drei Tiefdruckanlagen, gelang mit der Hilfe von Gamed sogar eine massive Ausschussreduktion.

Schachtel des Jahres

Was 1868 als Kunstdruckerei begann ist heute eine der innovativsten Faltschachtelproduktionen Europas. Von der Produktentwicklung über die integrierte Vorstufe bis zum fertigen Produkt bietet die A&R Carton Graz komplette Systemlösungen an. Mit ihren rund 36.000 m² Produktions- und Logistikfläche gehören die Grazer zu den größten Verpackungsherstellern in Europa. A&R Carton hat sich auf die Produktion von hochwertig veredelten Faltschachteln für die Tabak-, Süßwaren- und Konsumgüterindustrie spezialisiert. Dass hier über die Jahre die klassische Faltschachtel mit dem „gewissen Etwas“ versehen wurde, bewiesen die Grazer erst letztes Jahr. Die „beste Schachtel Europas“ kommt nämlich aus ihren Hallen. Für die E-Zigaretten „My“ von ERL vergab die Vereinigung der Europäischen Schachtelmacher ECMA den renommierten „Carton of the Year Award 2016“. Die Jury war begeistert: Besonders gelobt wurden die Eleganz und die moderne visuelle Gestaltung, der Öffnungsmechanismus „mit dem gewissen Etwas“ und die Nachhaltigkeit mit der die Grazer seit einigen Jahren fertigen.

Mehr Transparenz am Shopfloor

Letzteres deckt sich mit Peter Szabos Vision einer Vollvernetzung. Bereits seit dem Jahr 2010 erhebt ein Team von engagierten Mitarbeitern laufend Potenziale zur Verbesserung der Produktionsabläufe und setzt entsprechende Projekte um. „Leistungskennzahlen am Shopfloor spielen dabei für mich eine ganz besonders wichtige Rolle“, so Szabo. Grund genug die Zusammenarbeit mit Gamed immer weiter auszubauen. Um vollste Transparenz in der Fertigung sowie Instandhaltung zu bekommen, wurde neben dem Instandhaltungstool IPC auch der OEE Analyser von Gamed installiert. Alle 22 Anlagen der Faltschachtelproduktion reporten damit bereits in Echtzeit direkt ins ERP-System. Den Grazern gelang es so die operative Leistung der Instandhaltung wie der Fertigung darzustellen und zu verbessern. Eine praktische Rarität, kennen Produktionen sonst nur die Kostenseite der Instandhaltung. Indem das Tool genauste Leistungsdaten der Maschinen sowie aufgetretene Fehler meldet, stellt es für A&R Carton ein ideales Cockpit für die Steuerung sämtlicher Abläufe dar.

Ausschuss halbiert

Ein echter KVP-Boost, der sich vor allem in Rüstzeiten und Materialkalkulation widerspiegelt. Letzteres erklärt Szabo anhand es Ausschuss/Gutmengen-Prinzips: „Bei Herstellungsprozessen ist es oftmals notwendig, mehr als die tatsächlich benötigten Produkteinheiten einzuplanen, da unter Umständen einige der Produkte eben nicht den Spezifikationen entsprechen.“ Genau hier gelang ein kleiner Durchbruch. Denn dank des OEE-Analysers konnte bei drei Tiefdruckanlagen der bisherige Ausschuss innerhalb von zwei Jahren halbiert werden.

Fitnesscheck für die Produktion

Ein Erfolg, der A&R Carton zum freiwilligen Pilotkunden eines ganz anderen Produkts von Gamed macht. Der „Check 4.0“ ist eine neue Dienstleistung, die den aktuellen Status eines Produktionsbetriebs auf den Weg zum digitalen Champion evaluieren soll. Für Gamed-Geschäftsführer Johannes Stimpfl ein logischer nächster Schritt in seinem Produktportfolio. „Dank unserer bereits erfolgreich umgesetzten Projekte können wir auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen“, so Stimpfl. „Diesem Erfahrungsschatz geben wir jetzt einfach ein neues Gesicht.“ Mit dem Check 4.0 wagen sich die Systemlieferanten nun Richtung Prozess- und Systemberatung, die aber doch anders funktionieren soll. Denn den Grazern geht es dabei vor allem um eine strukturierte Bestandsaufnahme der Fertigung. Nach bereits bestehenden Referenzmodellen soll so der digitale Status eines Betriebes ermittelt und eine Art Masterplan erstellt werden. Für die Grazer Faltschachtelmeister auf ihrem Weg zu State of the Art ideal - denn „nur wer weiß, wo er steht, kann sich auch verbessern.“