Jahrespressekonferenz : Plattform Industrie 4.0: Wie der Verein Klein- und Mittelbetrieben helfen will

Hofstädter
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Die Plattform Industrie 4.0, bestehend aus Ministerien, Kammern und Interessensvertretern, will sich heuer verstärkt Klein- und Mittelbetrieben öffnen. Sie sollen damit für die Digitalisierung der Wirtschaft - wie das "Internet der Dinge" und die "Künstliche Intelligenz" - fit gemacht werden. Konkrete Maßnahmen blieben aber heute bei der Jahrespressekonferenz der Plattform vage.

Einig waren sich Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl und Brigitte Ederer, Präsidenten des Fachverbandes der Elektroindustrie, dass der digitale Wandel eine Herausforderung für Betriebe wie Mitarbeiter werde, daher sei es umso vorbildlicher, dass in Österreich hier alle Betroffenen in einem Boot seien. "Wir sind offen für die Ideen anderer, auch das gibt es in der Politik - Sie werden es nicht glauben", so Hofer am Dienstag vor Journalisten.

Interessen und Befindlichkeiten unter ein Dach bringen

Ederer, die vor ihrer internationalen Management-Karriere bei Siemens Spitzenpolitikerin der SPÖ war, meinte an die neben ihr sitzenden Hofer und Anderl gerichtet: "Wahrscheinlich in keinem anderen Land wäre ein derartiges Podium möglich." Wobei die Geburt der Plattform Industrie 4.0 vor gut drei Jahren keine leichte war, schließlich galt es viele Interessen und Befindlichkeiten unter ein Dach zu bringen, so Ederer.

50 Mitglieder aus der Industrie aktiv beteiligt

Was aber durch die Zusammenarbeit bewegt werden kann, hat die Plattform Industrie 4.0 seit ihrer Gründung 2015 gezeigt: 50 Mitglieder bringen dabei ihre Vorstellungen für die Industrie 4.0 in Österreich ein. In aktuell neun Arbeitsgruppen werden unterschiedliche Zukunftsthemen bearbeitet – daraus entstanden bislang mehrere Publikationen, die sich unter anderem mit Qualifikation & Kompetenzen oder Forschung, Entwicklung & Innovation beschäftigen. „Wir verstehen uns als Schaltzentrale der Digitalisierung der österreichischen Industrie, indem wir alle wichtigen Player zusammenbringen, Zukunftsthemen bearbeiten und konkrete Projekte anstoßen oder fördern“, betont Kurt Hofstädter, Vorstandsvorsitzender der Plattform Industrie 4.0 Österreich. Wichtig sei für ihn auch das Koordinieren des hiesigen Angebots für KMUs. Denen fällt es nämlich zunehmend schwerer unter der Vielzahl an Angeboten wie Pilotfabriken, FFG-Programmen oder den kürzlich angekündigten Digital Innovation Hubs zu wählen. Gerade bei denen von Digitalisierungsministerin Maragrete Schramböck angestoßenen "Digital Innovation Hubs" versuche man deswegen Themenschwerpunkte zu koordinieren.

Fitnesstest: Reifegradmodell Industrie 4.0

Ein anderes Projekt ist das Reifegradmodell Industrie 4.0, das bisher knapp 30 Unternehmen österreichweit durchlaufen haben: Dabei wird erhoben, wie stark Industrie 4.0 bereits in einem Unternehmen verankert ist, um im Anschluss Verbesserungspotenziale zu identifizieren und umzusetzen. Auch nach Ungarn konnte dieses erfolgreiche Projekt bereits exportiert werden. „Das zeigt, dass Kooperation nicht nur national ein wichtiger Treiber für Industrie 4.0 ist, sondern auch regional und international“, so Hofstädter weiter. So wurde beispielsweise im April 2018 eine vertiefte Zusammenarbeit mit dem deutschen und Schweizer Pendant der österreichischen Plattform vereinbart.

Arbeitnehmer müssen an den Gewinnen beteiligt werden

AK-Präsidentin Anderl insistierte, dass die Arbeitnehmer an den Gewinnen, die durch die Digitalisierung erzielt werden, auch mitpartizipieren müssen. Ein zentraler Punkt sei hier die Aus- und Weiterbildung. So nehme die Arbeiterkammer rund 150 Millionen für ihre Vorbereitung auf die digitale Arbeitswelt von morgen in die Hand.

Ederer betonte heute die Bedeutung der Wissensdokumentation, die noch viel zu wenig Gewicht habe. Hier gehe sehr viel Potenzial verloren, wenn Mitarbeiter in Pension gehen oder die Branche wechseln.

5G: Versteigerung der Funkfrequenzen soll eine Milliarde bringen

Zur bevorstehenden Versteigerung der Funkfrequenzen für die nächste Mobilfunkgeneration 5G erklärte Hofer, dass der Auktionserlös komplett wieder in das Netz investiert werde. Er geht von rund einer Milliarde Versteigerungserlös aus. Zum Vergleich: Die letzte Auktion brachte zwei Milliarden ins Budget, wovon eine Milliarde an Förderungen an die Mobilfunkbetreiber wieder zurück floss bzw. noch fließt. (APA/red)

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