Metalle : Metalltechnische Industrie erlebt Aufschwung mit Bremsklötzen

FMTI Zuschneiden eines Metallprofils
© FMTI

Nach einem Produktionsrückgang um rund zehn Prozent im Coronajahr 2020 erlebt die metalltechnische Industrie (FMTI) derzeit einen starken Aufschwung. Im ersten Quartal 2021 stieg die Produktion um 6,2 Prozent, vor allem wegen einem sehr starken Wachstum im März. Für das Jahr 2021 geht die Branche laut einer Umfrage vom Mai von 14 Prozent Wachstum aus. Damit könnte zum Jahresende das Niveau von 2019 wieder erreicht werden, so Fachverbandsobmann Christian Knill am Montag.

Gut 80 Prozent der Mitgliedsbetriebe erwarten heuer Wachstum, jeweils knapp zehn Prozent gehen von einer Stagnation und einem Rückgang im Vergleich zu 2019 aus. Allerdings gibt es einige dunkle Wolken am Konjunkturhimmel. Dazu gehören die zuletzt im Schnitt massiv gestiegenen Preise für Vorleistungen - und die Knappheit bei einzelnen Produkten. Knill schätzt die Mehrkosten für die Branche alleine beim Einkauf von Stahl - der seit November im Schnitt um 36,5 Prozent teurer geworden ist - auf 2,7 Milliarden Euro. Dazu komme, dass einzelne Qualitäten von Stahl nicht oder kaum produziert werden, Lieferungen mehrere Wochen länger als früher dauern oder die bestellte Menge nur zum Teil geliefert wird. Das mache auch das Legen von Angeboten sehr schwierig. „Wir sehen das als Wachstumshemmer“, so Knill. Eine rasche Entspannung deute sich nicht an, er selber hofft auf den Herbst.

Die voestalpine alleine reicht nicht aus

Zum Engpass beigetragen hat, dass einige Stahlwerke stillgelegt wurden, China Qualitätsstahl aus Südkorea und Taiwan aufkaufe und die Nachfrage nun sprunghaft ansteige. Wobei die Branche ausdrücklich den heimischen Stahlkonzern voestalpine für ein „größtmögliches Entgegenkommen“ lobe - aber die voestalpine alleine könne den heimischen Bedarf nicht decken. Seit der Finanzkrise von 2009 sei die metalltechnische Industrie kaum mehr gewachsen, rechneten Knill und FMTI-Geschäftsführer Berndt-Thomas Krafft vor. Inklusive der beiden Krisenjahre 2009 und 2020 habe es - inflationsbereinigt - sogar ein Minus gegeben, ohne die beiden Jahre im Schnitt ein reales Wachstum von 1,6 Prozent. Im Jahrzehnt vor der Finanzkrise hatte die Branche noch ein jährliches Plus von sechs Prozent verzeichnet.

Ein großes Problem sei der im Vergleich zu Konkurrenzländern deutlich schnellere Anstieg der Lohnstückkosten, also der Löhne in Relation zur produzierten Menge. Seit 2008 habe es in Österreich einen Anstieg um 20,3 Prozent gegeben, in den Nachbarländern Tschechien (11,7 Prozent) und Slowakei (9,1 Prozent) nur halb so viel. Auch in der gesamten Eurozone seien die Lohnstückkosten nur um 7,6 Prozent gestiegen. Die Branchenmitglieder seien zu 85 Prozent Familienunternehmen, „wir stehen natürlich zu den Produktionsstandorten, aber der Druck erhöht sich“, so Knill - und erinnerte daran, dass MAN den Produktionsstandort in Steyr trotz Gewinnen nach Polen verlege.

Für die Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst hofft Knill nun auf einen „schnellen, wettbewerbsverträglichen Abschluss. Wir müssen schauen, dass der Standort attraktiv bleibt“. Auch im Vorjahr habe es allen gut getan, als in einer einzigen Runde eine Einigung erzielt wurde. (apa/red)