Energiemanagement : God of Fire: Ingenia

Ingenia Geiersberger
© Matthias Witzany

Rudolf Geiersberger hat das Thema Umweltschutz tief in seiner Unternehmensphilosophie verankert. Der Geschäftsführer und Inhaber des Anlagenbauunternehmens Ingenia kann das auch beweisen. Für Factory lässt er sich barfuß in seiner Produktionshalle ablichten. Warum? Weil sich unter seinen Füßen ein sogenanntes Beton-Aktivierungssystem befindet. Ein äußerst ausgeklügeltes Wärmepumpensystem das in der Nacht die Halle heizt. „Im Grunde eine überdimensionale Fußbodenheizung“, witzelt der Geschäftsführer. Hinter dieser Betonkern-Aktivierung steckt aber weitaus mehr, als der erste Eindruck glauben lässt. Die gesamte Produktionsstätte der Linzer ist eine einzigartige Energieinfrastruktur. Über ein Wasser-Wasser-Wärmepumpensystem schafft es Geiersberger aus jeder investierten Energieeinheit das drei bis vierfache herausholen. Anders gesagt: „Ich investiere ein KWh Strom und bekomme bis zu vier KWh Heizleistung raus“, erklärt er. Energiesparen par excellence. Wobei das nicht das einzige ist, womit diese Pioniere punkten. Die Oberösterreicher gehören zu der Handvoll von Anlagenbauern, die die wohl saubersten und energieeffizientesten Feuerverzinkungsanlagen der Welt bauen können. Damit ist die Ingenia unser erster Held der Energieeffizienz.

Bei Ingenia bleibt nichts ungenützt.

Auf einer Fläche von 1.400 m² erstreckt sich die Produktionsstätte der Oberösterreicher. Der Bau an sich schon ein Vorzeigebeispiel für Energieeffizienz. Unter den Füßen von Geiersberger befindet sich eine 30 Zentimeter dicke Betonkernmasse, die durch ein massives Schlauchnetz über Stunden erwärmt wird. „Und zwar nachts, wo die Energie anderswo nicht gebraucht wird“, merkt Geiersberger an. Somit gibt es keine Verbrauchsspitzen. Woher die Energie kommt? Aus der zentralen Heizung, die auf Wärmepumpenbasis aufgebaut ist. „Das heißt wir entziehen dem Grundwasser Wärme und geben das erwärmte Wasser wieder ab“, erklärt der Geschäftsführer. Das abgekühlte Grundwasser wird dann diagonal dem Grundstück wieder dem Boden zugeführt. „Das heißt im Westen wird es entnommen, im Osten wieder eingeleitet“, so Geiersberger. Biologische Probleme entstehen dabei keine, denn die Entnahmemenge ist genau geregelt und die natürliche Durchströmungsrichtung einkalkuliert. Von dieser zentralen Wärmequelle im Haus werden tagsüber die Konvektoren, Umluftsysteme und Deckenheizung im Büro geheizt. In die Halle fließt lediglich noch eine kleine Restmenge von circa zehn Prozent. Im Winter wird dieses System über die Wärmepumpe geregelt, sprich aus der warmen Büroluft wird Energie entnommen und der Heizung zugeführt. Ein Umwälzsystem, welches im Winter wärmt und im Sommer kühlt.

Energieeffizienz beginnt bei den Anlagen.

Eigentlich gelten Feuerverzinkungsanlagen als äußerst energieintensiv. Stromfresser, werden sie allgemein genannt. Nur die Anlagen der Oberösterreicher tanzen da aus der Reihe. Denn Ingenia baut, dank einer ausgeklügelten Wärmerückgewinnung sowie einem cleveren Leitrechner, die energieeffizientesten Anlagen der Welt. So wird die Abluft des Verzinkungsofens wird über ein Wärmetauscher-System genützt. Geiersberger erklärt: „Zink wird bei 450° C verarbeitet, die gasbetriebene „Heizung“ muss allerdings circa 1.000° C leisten. Diese Abluft, die rund 700° C im Kamin hat, wird auf 150 °C abgekühlt und es ergibt sich ein Temperaturdelta von rund 500° C.“ Diese entzogenen 500° C führt Geiersberger der Heizung der Vorbehandlungsbecken zu. „Nicht jede Anlage sei damit ausgestattet, doch leiste sich mittlerweile der Großteil der Kunden so ein System. „ Vor allem in Mittel-, und Nordeuropa und Nordamerika braucht man in der kalten Jahreszeit eine Zusatzheizung, um die Becken auf die richtige Prozesstemperatur zu bringen“, so der Geschäftsführer. Dort nutzte man immer diese Art von Wärmerückgewinnung.

Alle Anlagen sind ebenso mit einem Leitrechnersystem ausgestattet, dass den Energiebedarf aller Stromverbraucher im Produktionsbereich kontrolliert und reguliert. So wird der Energieverbrauch von Ventilatoren, Filtern und Co aufs genaueste überwacht. Das Ziel dabei: Nur jene Stromverbraucher, die unbedingt notwendig sind mit der vollen Leistung zu versorgen. Unnötige werden sozusagen heruntergefahren. „Summa summarum wird eine gewisse Maximalleistungen der Anlagen damit nie überschritten“, erklärt Geiersberger. Es gibt keine kostentreibenden Verbrauchsspitzen mehr. Dieses Leitrechnersystem sei natürlich eine High-End-Ausstattung, wobei es sich gerade im europäischen Raum, wo Strompreise immer ein heikles Thema sind, rechnet. Sehr verlockend, denn Geiersberger stellt damit ein Einsparungspotenzial von bis zu 20 Prozent der gesamten Energiekosten in Aussicht.

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