Personalia : Generationswechsel bei Berndorf mitten in Corona-Krise

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© Berndorf AG / Christian Husar

Österreichs erster und bislang einziger Raumfahrer ist in seiner Managementlaufbahn schon seit 18 Jahren in Berndorf tätig und führt nun im Zweier-Vorstand mit CFO Dietmar Müller die Unternehmensgruppe mit 2.300 Mitarbeitenden in die Zukunft. 2020 kann die Berndorf dank Liquidität und vorhandener Auftragsstände den Kurs bisher weitgehend halten. Stabilität zeichnet auch die Eigentümerseite aus. Mehrheitsaktionär Norbert Zimmermann, der die einst staatliche Berndorf mit seinem Managementteam privatisierte, übergab bereits im März dieses Jahres den Aufsichtsratsvorsitz an seine Tochter. Der neue Berndorf-CEO Franz Viehböck meint: „Alle Gruppenunternehmen blieben bisher in der Krise liquide. Vor allem unser Anlagenbau entwickelt sich erfreulich. Das hat auch damit zu tun, dass dort einzelne Aufträge fast ein Jahr Durchlaufzeit haben – also schon weit vor dem Corona-Lockdown gestartet wurden. Andere Unternehmen der Berndorf Gruppe sind von der Corona Krise in der einen oder anderen Weise gefordert. Wir haben in allen betroffenen Bereichen Maßnahmen ergriffen, um gegensteuern zu können. Viele unserer Führungskräfte sind krisenerfahren. Sie kennen die Herausforderungen aus den Krisenjahren 2008/09. Unsere uns selbst auferlegte Vorgabe ist: Wir wollen die Zukunft mit all unseren Unternehmen erreichen, sind daher gefordert Maßnahmen zu ergreifen. Wenn wir die Zukunft erreicht haben, werden wir so gut aufgestellt sein, dass wir diese auch entsprechend gestalten können“.

Erfolgsfaktoren in der Krise: Liquidität und Vertrauen

Die meisten Betriebe in Europa konnten in der Produktion unter Einhaltung aller Sicherheitsauflagen durcharbeiten. Nur ein einziger positiv getesteter Corona-Fall wurde unter den Mitarbeitenden am Standort Berndorf verzeichnet. Einen wichtigen Grund für die gute wirtschaftliche Position der Berndorf ortet die neue Aufsichtsratsvorsitzende Sonja Zimmermann im schnellen Handeln des Managements zu Beginn der Krise: „Der Vorstand hat vorneweg für größtmögliche Liquidität aus eigener Kraft gesorgt. Deswegen sind uns zwei wichtige Dinge nie ausgegangen – die finanziellen Mittel und das Vertrauen. In der Berndorf und in vielen Tochterunternehmen dürfen wir auf Persönlichkeiten setzen, die krisenerprobt sind. Sie wissen, wie sie wieder auf Kurs kommen.

Pichler übergibt Berndorf-Steuer „guten Gewissens“

Das Zusammenrücken und agile Handeln in der Krise hatte den bisherigen Dreier-Vorstand aus Peter Pichler, Franz Viehböck und Dietmar Müller bereits vor elf Jahren während der 2009 erfolgreich bewältigten Lehman-Finanzkrise zusammengeschweißt. Peter Pichler legte daher die Führungsaufgabe der Berndorf – trotz der herausfordernden Situation – zuversichtlich in die Hände des neuen Führungsduos: „Bei Franz Viehböck und Dietmar Müller kann ich mir sicher sein, dass ich im Vorstand nicht abgehen werde. Das hat es mir leicht gemacht – so wie geplant und guten Gewissens – nun auch zur Jahresmitte 2020 zu gehen.“

Berndorf Gruppe 2020: Neu und schlanker organisiert

Der neue Zweiervorstand lenkt eine – im Jahresvergleich – etwa um ein Drittel verschlankte, organisatorisch neu strukturierte Berndorf Gruppe. Automotive-Spezialist Stoba mit Hauptsitz in Backnang, Deutschland, war noch im letzten Jahr auf die Berndorf AutoMotive AG (BAMAG) abgespaltet worden. Mit seiner Kompetenz in der Präzisionstechnik war das Unternehmen nach acht Jahren Zugehörigkeit zur Berndorf Gruppe nun bereit, auf eigenen Beinen zu stehen, sagt Berndorf-Vorstand Dietmar Müller: „Mit der wesentlich größeren Bewegungsfreiheit, die wir Stoba in der neuen Organisationsform geben konnten, haben wir – so denke ich – eine gute Antwort für den Weg in die Zukunft der Stoba Gruppe gefunden. Die Eigentümer der neuen BAMAG-Holding sind ident mit jenen der Berndorf, womit Stoba als Schwesterunternehmen zur Berndorf weiterhin Teil der erweiterten Berndorf-Unternehmensfamilie bleibt.

Viehböcks Ziel: Ertragssteigerung mit Umweltbewusstsein und marktfähiger Innovation

Für den Kreis der in der engeren Berndorf Gruppe verbliebenen Unternehmen will die Berndorf weiterhin auf Innovation und Maßnahmen zur Ertragssteigerung setzen. So laufen die genehmigten Projekte des vor zwei Jahren gestarteten und mit 20 Millionen Euro dotierten gruppenweiten Innovationsförderungsprogramm „Berndorf Innovations- und Technologieoffensive“ auch während der Corona-Krise weiter. Das ermöglicht der Berndorf Gruppe mit neuen Produkten nach der Krise am Markt zu punkten. Daher ist es Berndorf-CEO Franz Viehböck wichtig, dass alle neun derzeit laufenden Projekte auch abgeschlossen werden können. Vielversprechende Ideen und Ansätze sollen auch unabhängig von Förderprogrammen wirtschaftlich greifbar gemacht werden, rückt Viehböck den Fokus schon auf die neue Normal-Zeit nach der Krise: „Ich bin vor 30 Jahren im All geflogen und kann jedem Bilder zeigen, die ich damals schon von der Erde gesehen habe. Der Aralsee ist zum Beispiel nicht blau, sondern ein weißer Fleck, Urwälder wurden auch schon damals abgebrannt. Für uns in Berndorf bietet sich die Chance, unseren Beitrag zu einer positiven Entwicklung des Planeten zu leisten. Dabei muss jedem heute klar sein: Was gut für die Umwelt ist, ist auch gut für die Geldbörse.“