Chips : EU bei Chip-Fertigung auf Überholspur

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© H_Ko - stock.adobe.com

EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton will eine starke europäische Halbleiterallianz schmieden und Fabriken für die Fertigung von Chips in Europa ansiedeln. Nicht nur Forscher warnen vor einem teuren Prestigeprojekt, sondern auch in der europäischen Halbleiterbranche findet man Skepsis.

Breton besteht darauf, dass in Europa bei einer staatlichen Unterstützung anspruchsvolle Chips für Smartphones, Cloud Computing und Künstliche Intelligenz hergestellt werden sollten. Dabei liegt der Fokus auf Strukturbreiten zwischen 5 und 2 Nanometern, die bisher allenfalls die großen Chip-Fertiger Intel, TSMC und Samsung aus den USA, Taiwan und Südkorea anbieten oder bald im Angebot haben wollen. „Wir wollen europäische Kapazitäten für das Design und die Produktion der leistungsstärksten und energieeffizientesten Prozessoren aufbauen“, unterstreicht der Ex-Chef des französischen IT-Dienstleisters Atos.

Doch die Lust auf 2-Nanometer-Chips hält sich in Europa in Grenzen. Eine Fertigungsstätte für solche Chips in Europa einrichten zu wollen, sei vergleichbar mit dem Ziel, eine Rakete zu bauen und Menschen auf den Mond schießen zu wollen, meint Peter Wennink, Chef des niederländischen Fabrikausrüsters ASML, gegenüber dem Portal "Politico". Wie viele seiner Kollegen habe er die Regierungen der Mitgliedsstaaten aufgefordert, stattdessen Fabriken für die Produktion älterer Chip-Generationen zu fördern, die direkt großen europäischen Abnehmern wie der Automobilindustrie und Ausrüstern des Gesundheitssektors dienten.

Engpass an anderer Stelle

Ein einziges 2-Nanometer-Halbleiterwerk dürfte mit zehn bis 20 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Dieses Geld würde dann für den Ausbau der Fertigung weniger fortschrittlicher Chips etwa mit 10 bis 22 Nanometern fehlen, wo Experten aber den eigentlichen Engpass in Europa sehen. Dem Vernehmen nach will die EU-Kommission mit ihrer Halbleiterinitiative insgesamt mithilfe staatlicher Zuschüsse und privater Investitionen 20 bis 30 Milliarden Euro mobilisieren.

„Wir müssen unsere Stärken betonen und neue Kompetenzen aufbauen, die sich um diese herum entwickeln", schrieb beispielsweise der Vorstandsvorsitzende von Infineon im Jänner an Breton. Die Mikroelektronik sei ein strategischer Sektor für die EU, hieß es damals von ASML und dem Forschungsinstitut Imec. Das bedeute aber nicht, dass Europa die gesamte Wertschöpfungskette abdecken müsse. Es sollte sich vielmehr auf die Bereiche konzentrieren, in denen Industrie und Wissenschaft bereits eine "Pole Position" erreicht hätten.

Eine Menge Kritiker

Auch mehrere EU-Beamte wehren sich laut "Euractiv" gegen die Idee, mit europäischem Geld eine Mega-Chipfabrik aus dem Ausland zu bezahlen. In Europa gebe es auch keine große Smartphone-Industrie, sodass es an Abnehmern für die Hochleistungshalbleiter fehlen dürfte. Breton will von den Einwänden bislang nichts wissen. WUm zu führen und nicht hinterherzulaufen, muss die Industrie in der EU bei digitalen Technologien wie Halbleitern, Cloud, Quantentechnologien, Internet im All und Batterien dringend und ambitioniert handeln", twitterte er nach einer Unterredung mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).