Tech-Crasher : Digitalisierung: Warum Österreich zu langsam tickt

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© Sergey Nivens - Fotolia

Österreich gehört seit Jahrzehnten zu den führenden Industrienationen der Welt. Die in Österreich ansässigen Unternehmen sind in ihren Bereichen teilweise Market Leader und somit international sehr erfolgreich - noch. Denn wir haben darauf keine Garantie. Im internationalen Standort Ranking des Lausanner „Institute for Management Development“ (IMD) nimmt Österreich schon heute nur Rang 26 ein. 2007 lagen wir in diesem Ranking auf Platz 11. Warum?

Die Welt um uns verändert sich – schnell und immer schneller. Wir hören jeden Tag, welch atemberaubende neue Technologien die Digitalisierung mit sich bringt und wie das unsere Zukunft verändert. Aber wer glaubt, dass das Zukunft ist, der irrt. Die digitale Transformation hat bereits lange begonnen und ist Gegenwart.

Verborgene Intelligenz

Und sie ist mitten in Industrie und im Dienstleistungsbereich angekommen. Neue, rasch aufstrebende Unternehmen bauen ihren Erfolg auf der Auswertung großer Datenmengen und darin verborgener Intelligenz und auf Automatisierung auf oder nutzen die neuen Möglichkeiten der Visualisierung wie Hologramme, um schneller zu wichtigen Erkenntnissen zu gelangen. Ob im Medien-, im Medizin- oder im Verkehrsbereich. Eine Branche nach der anderen befindet sich in Umwälzung. Zudem skalieren diese neuen Unternehmen sehr rasch. Brauchten Unternehmen früher teilweise Jahrzehnte, um Milliardenbewertungen zu bekommen, so geht das heute binnen weniger Jahre, teils weniger Monate.

Österreich ist langsam

Und Österreich? Die Welt dreht sich bei uns langsamer. Zumindest erhoffen sich das einige. Eine Befragung von Führungskräften großer österreichischer Unternehmen hat ergeben, dass Effizienzsteigerung noch bei fast drei Viertel der Unternehmen im Vordergrund steht. Hingegen: Die Erschließung neuer Umsatzpotenziale durch die digitale Transformation hat noch nicht die höchste Bedeutung. Auch scheint die Digitalisierung noch nicht überall zur Chefsache geworden zu sein. Das sollte sie, denn die Erfahrung zeigt, dass große Digitalisierungsprojekte Einfluss auf sämtliche Unternehmensprozesse haben und schnelle Entscheidungsprozesse sowie Kommunikation und ein offener Dialog vom Vorstand absolut essentiell sind. Oft wird auch die eigene starke Position im Vergleich zu neuen Playern falsch eingeschätzt und Vorsprung nicht genutzt. So sollte es doch für ein etabliertes Unternehmen mit jahrelang aufgebautem Know-how und Kundenzugang es viel einfacher sein, neue Dinge auszuprobieren und zu investieren.

Gründe den Weg nicht zu gehen

Wo Digitalisierung Chefsache ist und mutig angegangen wurde, hat sie Erfolg gebracht. In Unternehmen, die mutig in die Zukunft blicken und im Industrie- und Dienstleistungsbereich vorangehen. Die Digitale Helden sind. Sie können Inspiration sein für eine große Menge an Unternehmen, die den Schritt ins digitale Zeitalter noch nicht gemacht haben. Es sind sehr viele, die abwarten. Das zeigt die Statistik, und unsere Erfahrung. Die Gründe dafür sind vielfältig: ein anhaltender Erfolg mit den bisherigen Modellen, Mutlosigkeit, fehlende Zuversicht, Lücken im Know-how und eine fehlende Bereitschaft für neue Formen von Partnerschaften, der Organisation und Unternehmenskultur können Gründe sein, warum Unternehmen den Weg der Digitalisierung zaghaft oder gar nicht beschreiten.

Eines ist klar. Ihn nicht zu beschreiten, wäre ein grober Fehler. Denn die Negativfolgen sind seit langem bekannt und vielerorts nun auch schon durch erste Unternehmen bewiesen. Verdrängung durch neue Mitbewerber, eine mangelnde Attraktivität als Arbeitgeber, im schlimmsten Fall das Ende des Unternehmens. Gesamtwirtschaftlich folgen ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum, der Verlust von Arbeitsplätzen, ein Zurückfallen in den Statistiken, aber vor allem, ein Zurückfallen im Wohlstand.

Von den Mutigen profitieren

Das muss nicht eintreffen. Österreich und seine Unternehmen können sogar sehr erfolgreich aus der digitalen Transformation herauskommen, wenn wir jetzt starten. Nach Jahren der Experimente können abwartende Unternehmen heute von denen profitieren, die mutig vorangegangen sind: Fehler vermeiden, nicht im Klein-Klein hängen bleiben, die digitale Transformation des Unternehmens ganzheitlich betrachten und neue Geschäftschancen durch Technologie und Digitalisierung umfassend bewerten und erkennen, die digitale Unternehmensagenda nicht in einer Forschungsabteilung oder dem Marketing in einem Silo einschließen. Und sie können sich darauf konzentrieren, was wichtig ist: die Optimierung von Kundenerlebnissen, die systematische Arbeit mit Daten sowie Effizienzverbesserungen mithilfe digitaler Technologien. Es ist vieles möglich – die österreichische Post oder das Parkticket der Stadt Wien, die BAWAG P.S.K. in der Cloud oder die ersten Internet of Things-Lösungen z.B. bei BWT zeigen, in welch kurzer Zeit große Potenziale gehoben werden können.

Ein digitaler Held sein

Die digitale Transformation passiert aber nicht von allein. Man muss anpacken. Digitaler Held sein. Am besten startet man damit, zu reflektieren, welche neuen Möglichkeiten die Digitalisierung für die eigene Branche, die eigenen Produkte und Services bedeutet oder bereits bedeutet hat und wie man von Mitspielern in anderen führenden Ländern hier lernen kann, um in Österreich und weltweit vorne mit dabei zu sein. Und zwar jetzt. Gleich. Ohne weitere Verzögerungen. Dabei ist nicht die Technik das Maß, sondern die Kreativität und der Mut, Dinge auszuprobieren und anzugehen. Denn sicher ist: Nur wer Digitalisierung wagt, gewinnt.