Standardisierung : China, Europa und das Rennen um technische Normen

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Am 2. Dezember veröffentlichte die Europäische Handelskammer in China, gemeinsam mit dem Swedish Institute of International Affairs und the Swedish National China Centre, einen Bericht namens "The Shape of Things to Come: The Race to Control Technical Standardisation". Darin wird klar, wie weit die Normierungen zum Austragungsort für den Wettlauf um wirtschaftliche Dominanz geworden sind.

Standards für den individuellen Vorteil

„Obwohl China vor kurzem sein Normungssystem reformiert hat, ist sein Gesamtansatz staatszentriert. Dies trägt in Verbindung mit der rasch wachsenden Bedeutung des Landes in der internationalen Normung zur Politisierung eines Bereichs bei, der traditionell weitgehend technisch und privatwirtschaftlich geprägt war“, betont Dr. Tim Rühlig, Autor des Berichts. Die Normen gelten als gemeinsame Sprache, die es ermöglicht, die Interoperabilität von Technologien voranzutreiben. Obwohl die Entwicklung von Standards auf den größten Mehrwert für alle abzielen soll, benutzen Staaten und Firmen diese Diskussionen oftmals für ihren wirtschaftlichen Vorteil. Anstatt auf Konsens setzen sie also darauf, dass sich ihre jeweiligen Standards durchsetzen. „Dies hat Staaten wie China dazu veranlasst, bei der Festlegung von Normen einen strategischen Ansatz zu verfolgen, was das Risiko einer Zweiteilung, Fragmentierung und Entkopplung der Normen auf internationaler Ebene erhöht hat“, erklärt Rühling weiter.

Alarmsignal für Europa

Europäische Firmen beteiligen sich zwar aktiv an den Normierungsprozessen in China. Der Bericht zeigt jedoch, dass Ihnen dabei direkt und indirekt Steine in den Weg gelegt werden, etwa im Automobilsektor, im Bereich IKT oder im Bahnsektor. Jörg Wuttke, der Präsident der Europäischen Handelskammer, sieht in dem Bericht ein Alarmsignal, das die EU-Staaten aufrütteln sollte. „Wir dürfen nicht zulassen, dass es zu einer Abkopplung der Normen kommt. Unsere Mitglieder engagieren sich zwar in der Normung, aber angesichts der zunehmenden Bedeutung Chinas und seiner wachsenden Präsenz in der internationalen Normung sollten sie viel mehr investieren“, gibt er zu bedenken.

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