Hannover Messe 2021 : Challenge accepted?

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Wenn einer zu wenig Strom hat, dann freut sich der andere. Ein solches Geschäftsmodell, oder aber auch der Handel mit geheimen Daten, der plötzlich auf legaler Ebene stattfinden soll, könnte in Zukunft das Geschäftsfeld von so manchem Unternehmen erweitern. Wettbewerbsvorteile wollen sich aber nicht nur große Unternehmen verschaffen.

Die Industrie steht – nicht nur, aber auch – durch die derzeitige Pandemie vor neuen Herausforderungen. Dazu zählen Recycling, CO2-Footprints und Ressourceneffizienz.

Verfügbar machen, was nicht verfügbar ist

Christiane Plociennik, Senior Researcher am DFKI, arbeitet an einem Konzept namens „Digitale Lebenszyklus-Akte“. „Heute ist es noch oft der Fall, dass eine Datenlücke in der Kreislaufwirtschaft klafft. Es existiert zwar ein Kreislauf von Rohstoffen und Produkten, doch die Daten werden in diesem Kreislauf nicht mitgeführt“, sagt Plociennik, die genau das ändern will. Es soll ein einheitlicher Kommunikationspunkt geschaffen werden, an dem Informationen über ein Produkt ausgetauscht werden können, beispielsweise von Produzenten und Recyclern. Der Recycler kann Informationen auslesen, wodurch die Produkte besser rezykliert werden können. Ein Beispiel: Schwarzer Kunststoff, mit dem Laptops und Handys gefärbt sind, lässt sich nur schlecht recyceln. Mit der Information, dass ein Produkt mit Carbon Black in die Sortieranlage kommt, kann dieses ausgeschleust werden. Kurzum: Das DFKI will Informationen, die bisher nicht verfügbar waren, verfügbar machen.

Am Weg durch die Fertigung

Maschinendaten bieten die Grundlage, um Muster identifizieren zu können. „Mit Energiedaten können wir aus historischen Daten zum Beispiel zukünftige Produktionsdaten verknüpfen und Prognosen erstellen“, meint William Motsch, Researcher der Technologie-Initiative der SmartFactory KL. Schon während der Produktionsphase soll die „Digitale Lebenszyklus-Akte“ genutzt werden. „Unsere Vision ist es, dass nicht einzelne Maschinen vernetzt werden, sondern die Informationen über Bauteile mit der Lebenszyklus-Akte mittransportiert werden. Neben den Materialien sollen auch Verbräuche hinterlegt werden“, erklärt Martin Ruskowski, Vorstandsvorsitzender der Technologie-Initiative der SmartFactory KL. Es soll zudem die Möglichkeit geboten werden, verschiedene Maschinen, Logistikwege und den benötigten CO2-Anteil zu hinterlegen, um die Produktion CO2-optimal zu planen.

So gelangt man zu den Daten

Es soll keinesfalls darum gehen, Rezeptoren offenzulegen oder Firmengeheimnisse zu verraten und alle Daten mit allen zu teilen. Sondern? „Es schwebt uns ein System vor, bei dem feine Zugriffsrechte an die jeweiligen Firmen vergeben werden können. Entlang des Kreislaufs soll bestimmten Teilnehmern der Zugriff auf Daten erlaubt werden“, erläutert Plociennik und weist darauf hin, dass genau das auch ein Geschäftsmodell sein kann. So könnten zum Beispiel dem Recycler Produktdaten für eine bestimmte Summe zur Verfügung gestellt werden.

Recycling als Wettbewerbsvorteil für Mittelständler

Anlässlich der Hannover Messe 2021 sprechen die Experten auch das Thema Wettbewerbsvorteil an. Unternehmen könnten diesen erreichen, indem sie ihre Produkte inklusive der Recyclingfähigkeit verbessern. Der Produzent soll eine Rückmeldung vom Recycler erhalten, wo noch Probleme auftreten und wie das Produktdesign verbessert werden kann, um nachhaltiger zu werden. „Wichtig ist, dass wir in der Industrie den Denkprozess in Richtung Predictive Maintenance verändern. Die CO2-Effizienz wird im Wettbewerb immer bedeutender werden“, sagt Ruskowski vorher.

Und wie hoch sind die Hürden für mittelständische Unternehmen? Laut Christiane Plociennik können Mittelständler nur gewinnen, wenn sie vorne mit dabei sind: „Natürlich haben mittelständische Unternehmen geringere Kapazitäten, doch darin liegt auch der Vorteil, dass sie einfacher etwas ausprobieren können, da die Entscheidungswege kürzer und die Hierarchien kleiner sind.“ Ihrer Meinung nach lohnt es sich schon heute, in nachhaltige Maschinen und Anlagen zu investieren, da die Politik nachhaltig produzierende Unternehmen belohnen werde, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.

So könnte Nachhaltigkeit in der Produktion künftig aussehen

Abgesehen davon, dass Produktionsstätten in der Zukunft mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen, ist es wirtschaftlich, genau dann zu produzieren, wenn der Strom günstig ist. Den Verkauf eines Stromkontingents, also auch Kapazitäten freizustellen, wenn jemand anderes am Markt gerade Produktionskapazitäten benötigt, hält Plociennik für ein vernünftiges neues Geschäftsmodell. Außerdem solle es selbstverständlich darum gehen, Ausschüsse aus der Produktion zu vermeiden, indem der Produktionsprozess gesteuert. Wenn Ausschüsse wie beim Spritzguss entstehen, solle der Kreislauf mit der „Lebenszyklus-Akte“ geschlossen werden und die Stoffe zurück in den Kreislauf gebracht werden. Dabei werde auch die Digitalisierung helfen, beispielsweise durch digitale Wasserzeichen, die die Sortieranlage bei der Erkennung des Produkts unterstützen sollen.