Factory on Tour : Antriebe: Wo ABB seine Prototypen testen lässt

Antriebslabor BFI Wien
© Factory / Gerhard Franz Roth

Begonnen hat es 2012. Damals startete das Berufsförderungsinstitut (BFI) Wien gemeinsam mit ABB ein eigenes Trainingszentrum für elektrische Antriebe. Der Hintergedanke: erfolgreiche Praxisausbildung für Elektrotechniker - und zugleich Testlabor für elektrische Antriebs- und Energietechnik. Beides ist gelungen, wie ein Lokalaugenschein in der Wiener Engerthstraße zeigt: „Wir testen hier die neuesten ABB Produkte aus dem Niederspannungsbereich“, erklärt Gerald Lippitsch, Leiter des BFI Trainingszentrums für elektrische Antriebstechnik , nicht ohne Stolz, „sogar Beta-Geräte direkt aus Finnland sind mit dabei.“

Praxis überholt Theorie

Rasante technologische Entwicklung erfordert rasches Erlernen und Testen, gerade in der Lernphase. Folglich müssen auch die Techniker, die mit elektrischen Antrieben umgehen sollen, über ein immer umfangreicheres Fachwissen verfügen. Die Grundlage dafür ist fundierte theoretische und praktische Ausbildung in einem Umfeld, in dem die gleiche Technik zum Einsatz kommt wie im aktuellen Industrieumfeld. „Genau das bieten wir hier am BFI“, so Lippitsch, „immer auf dem neuesten Gerätestatus.“ Das hat seinen Grund: Durch die Arbeit mit einer Vielzahl moderner Produkte machen sich die Auszubildenden mit dem vertraut, was ihnen in der Praxis begegnen wird.

Sicher alles probieren

Das Praxislabor ist aber auch in ein größeres Lehrkonzept eingebettet. Eine grundlegende Anforderung an die Realisierung des Trainingszentrums für elektrische Antriebstechnik und Energietechnik war es nämlich, dass es offen und flexibel ist und die pädagogischen Inhalte der verfügbaren Kurse optimal ergänzt. „Da die Sicherheit für das BFI natürlich oberste Priorität hat“, betont Lippitsch, „musste die Anlage entsprechend solide konstruiert sein, ohne die Lernerfahrung oder die Flexibilität des Lehrbetriebs zu beeinträchtigen“. Und das bei begrenztem Platzangebot erforderliche modulare Aufbausystem unterstützt die Safety-Ansprüche, steigert aber auch die Übersichtlichkeit des gesamten Systemaufbaus.

Auch hier hält Industrie 4.0 Einzug

Auf die Frage nach den Zukunftsplänen hat Gerald Lippitsch auch sofort eine konkrete Antwort parat: „Digitales Lernen ist unser Zukunftsthema - wir wollen Industrie 4.0 in die Ausbildung mit einbringen.“ Konkret geht es dabei um die „digitale Kommunikation der Geräte“ und um „digitale Infrastruktur“, so Lippitsch - und er nennt auch gleich ein konkretes Beispiele dafür: „Smart Sensor von ABB ist eine Applikation für den Drehstrommotor, die ihn voll intelligent macht.“ Zustandsparameter werden erfasst, visualisiert und ausgewertet. Zum Zukunftsprogramm zählen aber auch Smart Grids und Smart Meter, die die Praxisausbildung inhaltlich beleben sollen.

Vernetzung ersetzt Isolation

Dennoch wird klein angefangen, um modular aufgebaut zu werden: Die ersten Trainingseinheiten in den Lehrmodulen Antriebstechnik dienen zum Kennenlernen der Schalter, Antriebe und anderen Geräte. Mit Fortschreiten der Trainingsmodule wird in den Bereich der Drehstromantriebstechnik hinein gearbeitet, etwa mit dem Starter Kit, der die Lehrmodule SPS, Antriebstechnik und Buskommunikation zu einer Einheit verbindet. Was beim Programmaufbau und auch beim Besuch im Antriebslabor sofort auffällt, ist wohl das „Betriebsgeheimnis“ für das erfolgreiche Funktionieren der Idee dahinter. Gerald Lippitsch bringt es mit einem Satz voll auf den Punkt, was das Praxislabor auszeichnet: „Hier werden die oft isoliert voneinander gelehrten Inhalte für die Auszubildenden vernetzt und mit Leben erfüllt“.