Start-ups : 5 Jungunternehmen, die Sie kennen sollten

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Sensordaten: Effizient und intuitiv

Mit gnista.io, einem No-code IIoT-Datenanalysetool, macht das Wiener Start-up Campfire Solutions Sensordaten jederzeit für Energiemanager zugänglich. Anna Pölzl, Benjamin Mörzinger und Markus Hoffmann seien vom fachlichen Background her ein ungleiches Team, doch ihr Ziel ist dasselbe: Aus Fachexpertinnen und -experten sollen Datenanalystinnen und -analysten gemacht werden. Gnista.io erlaubt es, schnell und einfach auf Sensordaten zuzugreifen und sie sogleich zu analysieren. Die Software setzt auf bestehende IT-Infrastruktur auf und greift auf Sensordaten, die in Datenerfassungssystemen abgelegt sind, zu. Diese Systeme werden in gnista.io integriert und die Daten anschließend auf Basis physikalischer Regeln bereinigt. In einem Interface stehen die Daten dem Energiemanager anschließend zur Analyse bereit. Der Prototyp wurde bereits mit Partnerunternehmen erprobt und die Wiener stehen vor dem nächsten großen Schritt: der offiziellen Markteinführung. Die Gründer stellen sich mit ihrem Produkt auch dem Vergleich mit Power BI von Microsoft, ThingsWork von PTC oder Mendix, einer Low-Code-Entwicklungsplattform, die 2018 von Siemens übernommen wurde. Die Lösung der Wiener verspricht im Vergleich zu den etablierten Lösungen der „Großen“ eine automatische Bereinigung der Sensordaten sowie eine intuitive Analyse und Berechnung der Daten. Das fertige Produkt soll Mitte 2021 bei den ersten Kunden zum Einsatz kommen. Zu den ersten Kunden sollen die der Kunststoffverpackungsexperte Alpla und Constantia Flexibles, Hersteller von Verpackungen und Etiketten zählen.

Mit Ultraschall gegen Mikroplastik

Überall dort, wo Wasser als Prozessflüssigkeit eingesetzt wird, muss man dessen Qualität monitoren. Auch in der Industrie. Das Wiener Unternehmen usePAT hat eine neuartige Methode entwickelt, mit der man winzige Partikel direkt in der Wasserprobe lokalisieren und messen kann. Das Besondere daran: Die „soniccatch“-Methode funktioniert in-line und in Real-Time. Zum Einsatz kommt dabei eine stehende Ultraschall-Welle, an deren Schwingungsknoten sich die Partikel ansammeln. Diese Agglomerate werden wiederum zum Beispiel von einer Raman-Sonde gescannt, die ein der Partikelchemie entsprechendes Spektrum erstellt. „Auf diese Weise schaffen wir in der Flüssigkeit ein Signal wie das eines Sediments“, erklärt Georg Heinz, einer der vier usePAT-Gründer. Dass die Methode in-line funktioniert, hat weitreichende Folgen. Denn das übliche Procedere, die Teilchen nachzuweisen – Probe ziehen, filtrieren und scannen –, hat gleich mehrere Nachteile. Zum einen ist es aufwendig und zeitraubend, was vor allem in industriellen Prozessen unangenehm ist. Hinzu kommt die Gefahr, dass sich die Probe selbst angesichts der Dauer des Prozesses im Labor verändert. Auch die verwendeten Filter können das Ergebnis beeinflussen. Und nicht zuletzt ist das klassische Ziehen von Proben teuer.

Dass die durch soniccatch ermittelten Werte in Real-Time zur Verfügung stehen, unterstützt auch die Prozess-Steuerung massiv. „Wir ermöglichen damit optimierte Prozesskontrolle“, sagt Georg Heinz, „und damit unterstützen wir die kontinuierliche Produktion.“ Ein weiterer Schritt in Richtung Industrie 4.0 also. soniccatch ist aber nicht die einzige Entwicklung des jungen Unternehmens, das übrigens ein klassisches Spin-off der TU Wien ist. Mit sonicwipe und sonicclean bietet usePAT Ultraschallreinigungen für industrielle Messsonden. Da sie die Sonde nicht angreifen, sondern von der Flüssigkeit her die Teilchen von den Sonden wegziehen, ist die Methode ungefährlich für die oftmals sehr empfindlichen Sondenoberflächen. Das Verschmutzen von Sonden in Produktionsprozessen ist ein weitverbreitetes Problem, da diese dann nicht mehr akkurat messen können. soniccatch und sonicwipe können auch kombiniert werden. Man erhält also eine „Ultraschallfalle“, die Teilchen fängt und Sonden in-line zur Messung präsentiert, und mit demselben Aufbau wird die Sonde auch noch sauber gehalten.

Mobiles Eye Tracking vereinfacht den Anlagenbetrieb

Das Wiener Start-up Viewpointsystem entwickelt und produziert Datenbrillen auf Basis von Eye Tracking und wurde dafür bereits zweimal mit dem renommierten CES Innovation Award ausgezeichnet. „Mit Eye Tracking kann man das Blickverhalten des Menschen visualisieren und – als nächsten Schritt - digitalisieren. Man kann zum Beispiel über einen Live-Stream in Echtzeit erkennen, wo eine Person gerade hinsieht und was sie dabei wirklich wahrnimmt“, so Nils Berger von Viewpointsystem. Mit dem mobilen Eye Tracker von Viewpointsystem ist beispielsweise ein Arbeiter an der Maschine mit einem technischen Experten live verbunden. Das Blickfeld des Anlagenbedieners wird auf den Bildschirm des Experten gestreamt. Durch die zusätzliche Anzeige der Blickpunkte des menschlichen Auges sieht der Experte genau, worauf sich der Anlagenbediener fokussiert. Er kann ihm mittels Augmented Reality Anleitungen im Bild skizzieren, ihm nützliche Informationen auf die zur Brille gehörige Smart Unit schicken und ihn natürlich mündlich anleiten. Der Anlagenbediener hat die Hände frei für die Arbeit, was bequem ist und Zeit spart. „Das Eye Tracking verbessert die Kommunikation mit den Smart Glasses, macht sie schneller und intuitiver und überwindet zudem Sparbarrieren. In Zeiten zunehmender Internationalisierung, ausgelagerter Produktionsprozesse und nicht zuletzt der Pandemie wird so die Zusammenarbeit auf Distanz erleichtert“, sagt Berger. Zu den ersten Nutzern gehört der Smart Glasses zählt HPS (Hanseatic Power Solutions). Das norddeutsche Unternehmen baut elektrische Schaltanlagen für Einkaufszentren und Flughäfen und nutzt die Lösung aus Wien zur Optimierung des Kundenservices im In- und Ausland. Viewpointsystem ist mittlerweile auf über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen, hatte mehrmals die Möglichkeit ins Silicon Valley abzuwandern, blieb aber am Standort Österreich. Derzeit entwickelt und produziert das junge Unternehmen die Datenbrillen im Technologiezentrum der Seestadt Aspern. Die nächsten Entwicklungsschritte hat man bereits im Blick. „Unsere neuen Smart Glasses wird man mit den Augen bedienen können. Anwender werden Barcodes mit den Augen auswählen und durch die Brille auslesen können,“ schildert Berger.

Die Online-Psychologen

„Den Stress kann das Unternehmen seinen Mitarbeitern nicht nehmen, aber es kann ihnen das Rüstzeug geben, um mental gesund zu bleiben“, sagt Bernadette Frech, CEO von Instahelp. Das Grazer Start-up bietet mit dem Corporate Mental Health Concept „AMI“ Plug and Play Tools zur Erhebung, Behandlung und Wirksamkeitsmessung rund um das Thema psychische Belastungen. Laut einer Studie der Johannes-Kepler-Universität in Linz beträgt der Schaden durch einen Mitarbeiter, der wegen Burnouts ausfällt, rund 40.000 Euro. Mittlerweile haben über 110.000 Mitarbeiter aus über 40 Unternehmen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung kostenlos und anonym Zugang zur psychologischen Beratung bei Instahelp. Unternehmen wie Trivago, Lidl oder Renault. Zählen zu den Kunden des Start-ups. Bei Unternehmenskunden werden in Echtzeit anonymisiert Mental Health Analytics erfasst. So können sich Betriebe ein Bild über den mentalen Gesundheitszustand des Unternehmens machen, um psychisch bedingte Fehlzeiten zu verringern und das mentale Wohlbefinden zu erhöhen.

After-Sales-Plattform aus Liesing

Die Gründer von Toolsense erkannten einen Trend im Maschinenbau, nämlich wegzugehen vom reinen Maschinenverkauf und hin zum Full-Service-Provider. Das Liesinger Industrie 4.0-Start-up hat eine smarte After-Sales-Plattform entwickelt, die Maschinenbauer, -händler und Endkunden vernetzt. Toolsense ermöglicht Maschinenherstellern einen direkten und einfachen Kundenzugang, um Umsatzpotentiale im Servicegeschäft zu heben. Bestehend aus einer IoT-Hardware sowie einer Web- und App-Anwendung profitieren Maschinenbauer von Umsatzsteigerungen bis zu zehn Prozent. Toolsense arbeitet hardwareagnostisch, das heißt, es steht dem Kunden frei welche Hardware zum Einsatz kommt. „Wir sehen uns als Unterstützung, um neue Geschäftsmodelle für Maschinen auf den Markt zu bringen“, so Alexander Manafi, einer der Gründer. Endkunden profitieren darüber hinaus von Funktionen wie dem automatischen Anzeigen des Standortes der Maschine und der digitalen Inventarisierung der gesamten Maschinenflotte unabhängig vom Fabrikat. Durch die After-Sales-Plattform werden alle Daten und Systeme gebündelt, die für die Digitalisierung der After-Sales-Prozesse notwendig sind. Ersatzteile und Wartungskits lassen sich beispielsweise automatisiert zustellen. Damit bindet der Hersteller den Kunden mit verbesserten Serviceprozessen oder Predictive Maintenance an sein Unternehmen.