Versicherung : Wie Bosch die Digitalisierung seiner Kunden versichern will

Hartung
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„Zu viele Unternehmen scheuen noch den Einstieg in die vernetzte Produktion, weil sie Sorge vor finanziellen Risiken oder komplizierten Prozessen haben. Diese Probleme gehen wir an. Bosch und Munich Re werden intelligente Lösungen entwickeln, die den Kunden den Einstieg in die vernetzte Fertigung erleichtern.“ Stefan Hartung, in der Bosch-Geschäftsführung unter anderem verantwortlich für die Fertigungskoordination und damit auch für Industrie 4.0 will eine neue Geschäftsidee angehen.

Kunden die Sorgen vor finanziellen Risiken nehmen

Bosch und die Rückversicherungsgesellschaft Munich Re haben am 22. Februar auf der IoT-Konferenz Bosch ConnectedWorld in Berlin einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Ziel der Kooperation ist die Entwicklung neuer Lösungspakete für die vernetzte Fertigung. Beide Akteure kombinieren ihre jeweiligen Stärken: Bosch im Bereich Hardware, Software und Services, Munich Re auf dem Gebiet des Risiko- und Kapitalmanagements. Das ganzheitliche Angebot ermöglicht Industriekunden die Umsetzung von Vernetzungsprojekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit beherrschbarem Risiko und innovativen Finanzinstrumenten.

Finanzierung und Nutzung von Fertigungsdaten

Die fertigende Industrie muss immer flexibler auf sich immer schneller verändernde Marktanforderungen reagieren. Um die eigene Produktion hinsichtlich Qualität, Zeit und Kosten zu optimieren, ziehen viele Unternehmen eine Vernetzung ihrer Fertigung in Betracht. Dafür benötigen sie entweder neue Maschinen oder IoT-fähige Retrofit-Lösungen, um Bestandsmaschinen miteinander zu verknüpfen und an die Unternehmens-IT anzubinden. Ein Geschäft in dem Bosch Milliarden wittert. Doch häufig stellt die Implementierung und Finanzierung vor allem kleine und mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen. Hier will das neue Duo ansetzen: Kunden erhalten nicht nur fundierte Beratung rund um ihr Vernetzungsprojekt mitsamt den passenden Software-Tools und Services. Sie werden auch von Beginn an bei der Finanzierung und Nutzung ihrer Fertigungsdaten unterstützt.

Modelle zur Risikominimierung definieren

Aktuell erarbeiten die beiden Partner gemeinsam mit Kunden in Pilotprojekten konkrete Lösungspakete. In Workshops und Vor-Ort-Gesprächen werden dabei Bedarfe ermittelt sowie Implementierungsschritte und Finanzierungskonzepte festgelegt. Konkret geht es darum, aus Maschinen- und Fertigungsdaten genau die Informationen herauszufiltern, die für eine profunde Analyse und schließlich eine Optimierung der Produktion erforderlich sind. Auf dieser Grundlage können die Partner zum Beispiel Wartungsbedarfe gezielter ableiten und entsprechend neue Modelle zur Risikominimierung definieren. Bosch und Munich Re stellen dazu sensorbasierte Schadenpräventionsmaßnahmen und neuartige Finanzinstrumente für den Risikotransfer zur Verfügung. Dabei unterstützen eine Schadendatenbank und das Know-how bei der Datenanalyse den ganzheitlichen Risikomanagement-Ansatz. So können Bosch und Munich Re für ihre Partner Investitions- und operative Risiken verringern und die Implementierung von Industrie 4.0-Lösungen erleichtern. Übrigens ist Munich Re auch bei dem Start-up Relayr als Investor mit an Bord. Die Berliner haben sich ebenfalls auf die Finanzierung und Versicherung von Industrie 4.0 Projekten spezialisiert.