Lebensmittelindustrie : Energie- und Rohstoffpreise treffen Lebensmittelhersteller
Die stark gestiegenen Energie- und Agrarrohstoffpreise infolge des Ukraine-Kriegs setzen die heimische Lebensmittelindustrie unter Druck. Es gebe "eine historische Kostenwelle", sagte die Geschäftsführerin des WKÖ-Fachverbands der Lebensmittelindustrie, Katharina Koßdorff, am Freitag in einer Pressekonferenz. Die Preise unter anderem für Treibstoff, Gas, Strom, Getreide, Rind- und Schweinefleisch und Speiseöle sind seit Beginn des Ukraine-Kriegs stark gestiegen. Bereits durch die Coronapandemie und schlechte Ernten habe es einen "exorbitanten Preisschub" für die Unternehmen geben, sagte Koßdorff. "Das hat sich durch den Ukraine-Krieg massiv verschärft." Die Kosten für Energie, Rohstoffe, Logistik und Verpackung hätten "noch eine immense Dynamik bekommen".
Österreichs Agrar- und Lebensmittelimporte aus Russland und der Ukraine sind vergleichsweise nicht hoch. Aber die beiden Länder würden als große Agrarexporteure, etwa bei Getreide, Obst, Ölsaaten und Soja die Preisbildung in Europa mitbestimmen, sagte die WKÖ-Vertreterin Koßdorff. Russland habe auch indirekt große Bedeutung für die heimische Lebensmittelindustrie, weil Österreich von Erdgas aus Russland sehr stark abhängig sei.
Die Lebensmittelhersteller sorgen sich aufgrund des Ukraine-Kriegs und der Russland-Sanktionen um eine gesicherte Versorgung mit Erdgas. Die Lebensmittelindustrie benötigt rund 3,5 Terawattstunden (TWh) Gas pro Jahr, das sind rund 10 Prozent des jährlichen Gasbedarfs der gesamten Industrie. Laut Gas Infrastructure Europe (GIE) sind die heimischen Gasspeicher derzeit nur mehr zu 13,4 Prozent gefüllt. Bei einer großen Gas-Knappheit werden die privaten Haushalte vorrangig mit Gas beliefert und die Industrie muss die Produktion verringern. "Der Branche und ihren Partnern sowie Zulieferern in der Wertschöpfungskette sind in der staatlichen Energielenkung die nötigen Gas Mengen zu gewähren, um die Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln in gewohnter Menge und Qualität sicherzustellen", forderte die Branchenvertreterin. Oberste Priorität müsse "jetzt die Vorbereitung und Umsetzung einer nachhaltigen Versorgung mit Erdgas haben".